Samstag, 7. Dezember 2013


Llewyn Davis (Oscar Isaac) ist ein Mensch, für den es keinen Ort gibt. Wohnungslos, mit Hundeblick und allenfalls dürftigen Klamotten angesichts der Witterung im winterlichen New York des Jahres 1961 zieht der Folkmusiker tagsüber durch die Stadt und in der Nacht über die Sofas arrivierter Gönner (in deren Wohnungen er so deplatziert wie schusselig wirkt) und prekärer Musikerfreunde (die davon wenig begeistert sind). Und schlimmer noch, nicht einmal die Zeit ist auf seiner Seite: Seine Lieder, verinnerlicht im legendären Gaslight Café vorgetragen, nehmen zwar bereits die Wende innerhalb der populären Musik von zuvor industriell normierten Standards hin zu einer Ästhetik des authentischen Ausdrucks einer Künstlerpersona vorweg, doch historisch betrachtet genau jene eine entscheidende Millisekunde zu früh, um als Pionier in die Geschichte einzugehen. Schon wenig später wird diese Art der Musik, genau von dieser Spielstätte aus, auf Jahrzehnte weithin Wellen schlagen - bis hin zum heute wieder sehr optionalen Modell des Singer-Songwriters. Den zentralen Impulsgeber, Bob Dylan, sieht man ganz am Ende dieses Films auf derselben Bühne spielen wie zuvor Llewyn Davis, der in diesem Moment hinter dem Schuppen liegt wie ein geprügelter Hund in der Gosse. Schon im März 1962 kommt Dylans Debütalbum auf den Markt, Llewyn Davis ist da längst vergessen. [weiter beim perlentaucher]

Sowie nur kurz, da der Text knapp und der Film übergehenswert ist: Meine Besprechung zum Carrie-Remake in der taz.


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Mittwoch, 4. Dezember 2013
Der deutsche Film ist - seit neuestem, mal wieder, immer noch, dauernd - in der Krise. Lesenswert dazu etwa gerade Martin Hagemann (den auf Facebook zu abonnieren sich im übrigen lohnt) in der Frankfurter Rundschau: hier. Und überhaupt verdampfen gerade weite Teile der historischen Produktion, dazu Kothenschulte in der Welt hier (siehe auch diese Petition).

Da sich vieles an der deutschen Filmproduktion nur halb wenn überhaupt verstehen lässt, wenn man nichts von den 60ern weiß, und weil Martin Hagemann genau diesen Umstand anspricht, habe ich hier einige Artikel aus dem (dankbarerweise online leicht recherchierbarem) Zeit-Archiv zusammengestellt. Es handelt sich um eine, auch im Hinblick auf Hagemanns Wortmeldung, sehr interessante Artikelreihe von Will Tremper aus dem Jahr 1966 darüber, wie sich Produzenten seinerzeit gute Profite trotz leerer Säle sicherten. Wenn man sich Hagemanns Artikel anschaut: Die Lage hat sich offenbar ins glatte Gegenteil verkehrt.

Die Lektüre wird dringend empfohlen. Hier spricht ein Insider aus dem Nähkästchen einer Branche, die es so nicht mehr gibt und auf deren Ruinen die heutige Filmproduktion stattfindet. Die Texte sind lang, aber äußerst spannend zu lesen - wie stets bei Tremper, eh klar.

Erfahrungen in einer verrotteten Industrie

→ Teil 1: Zelluloidverkäufer (22.07.1966)

→ Teil 2: Die Zelluloid-Belichter (19.08.1966)

→ Teil 3: Die Atlas-Krise (16.09.1966)

→ Teil 4: Deutschland, Deine Sternchen sind schnuppe (30.09.1966)

→ Teil 5: Eklärungen an Eides Statt (21.10.1966)

In derselben Ausgabe findet sich eine Erklärung von Uwe Nettelbeck zu den einstweiligen Verfügungen, die die Zeit wegen dieser Reihe aus der Branche kassiert hat: Erfahrungen in einer gewissen Industrie (21.10.1966)

→ sowie, wieder Tremper, abschließend Teil 6: Ein deutsches Trauerspiel, letzter Akt (11.11.1966)


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Donnerstag, 28. November 2013
Fernsehaufnahme - [8/71] - weitere Stills



Erst ist da ein wahnwitziger Einbruch, irgendwo in luftiger Höhe auf den Stalinbauten der Karl-Marx-Allee. Und dann plötzlich: Vierziger, vielleicht auch Fünfziger. Sperling beim Barbier, jecker Big-Band-Swing spielt - eh schon die ganze Zeit - in der Luft, alles Vintage - der Barbier, der Rasierschaum, die Plakate an der Wand, der beknackte Überfall plötzlich zwischendrin, die ganze Erzählwelt: Friedrichshain, Ost-Berlin, eine Welt, die im Grunde noch so aussieht, wie sich das deutsche Erzählkino gerne die 40er imaginiert, oder die 50er. Aber die Kulisse ist authentisch: Gedreht wurde 1996, ausgestrahlt 1997. 1997 kam ich selbst nach Friedrichshain, viele Locations liegen keine fünf Minuten Fußweg von meiner Wohnung weg. Und ja, verdammt, so sah Friedrichshain aus, damals, jetzt bei weitem nicht mehr: Kaputt, rusig, mit beigem Ostblock-Boiler im ungekachelten Badezimmer. Eine Welt, die immer noch ein bisschen so wirkte, als hätten die alten DEFA-Filme einfach ihre Kulissen in der Stadt stehen gelassen. Und überall, wirklich überall: Baustellen, Bausand, Bauschutt. Eine Stadt wird aufgerissen, umgegraben, später dann auch: neu gebaut. Die Zierfische am Frankfurter Tor gibt es nicht mehr, der Schriftzug ist musealisiert.

Drehbuch: Rolf Basedow. Das heißt, man kennt die Themen, um die es am Ende gegangen sein wird, auch aus seinen Filmen für Dominik Graf: Drogen, Prostitution, Milieu. Hier noch ohne Russen. Mittendrin: Ein gehetzter Ex-Boxer, Ex-Knacki. Ein Film über Gezeichnete: In der Riege der Nebenfiguren tragen bald viele Grind im Gesicht. Und es gibt eine fragile, geradezu papierene verlorene Seele: Meret Becker, ungeheuer sexy und Ehefrau des Ex-Boxers, die ihrem Dealer gegenüber "freundlich" ist, um den nächsten Schuss zu sichern. Und ab und an gibt sie auch Tipps.



Nicht alles will wirklich wie es soll. Aber schön ist diese Geschichte doch - und im Grunde könnte sie, was hier nur positiv gemeint sein soll, auch aus einem billigen Groschenheft, einer Pulp Novel aus den 40ern stammen. Nicht so sehr, weil der Ermittler, Sperling, sonderlich hard boiled wäre, ganz im Gegenteil ist er auf tapsig-schöne Art und Weise fast schon mütterlich im Umgang mit den Schwerenötern. Aber die Mischung aus billigen Buden - Meret Becker wohnt in der Butze direkt überm Kino Intimes, wo man heute wahrscheinlich totalsaniert, teuer und bio lebt - und billigem Leben, das Milieu zwischen Boxer, Kirmes-Wachhund, Bruch-Jungs und alten Kneipen atmet schwer das Pathos von Noir-Existenzialismus.



Doch der wahre Hauptdarsteller - dieser Folge, aber (soweit ich sie kenne) vor allem auch dieser Krimireihe - ist ohnehin das Berlin der 90er, kurz vor der eigentlichen Wende in dieser Stadt, die sich verzweifelt auf Repräsentation zu trimmen versuchte, während sie im Grunde abrissreif war. Es ist wirklich der Wahnsinn, ja, man glaubt es kaum, wie in dieser Welt alles vor Vergangenheitsschutt stinkt. So fühlte sich das an, als ich, Landei aus dem fränkischen Dorf, wegen Punk und Hardcore durchaus an Siff gewohnt, aber eben doch sehr aufgeräumt aufgewachsen, '97 meine ersten Schritte durch dieses und die benachbarten Viertel tat. Was für ein Anblick für verwöhnte Wessi-Augen.

Seit 2001 wohne ich nun in dieser Wohnung. Mein Badezimmer ist noch immer ungekachelt.

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Sperling und der gefallene Engel - Deutschland 1997 - Regie: Kai Wessel - Mit: Dieter Pfaff, Benno Fürmann, Petra Kleinert, Meret Becker, Sylvester Groth, u.a. - ca. 89 Minuten


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Mittwoch, 27. November 2013
Thema: videodrome
Ein Videoessay über einige Motive in den Filmen von Dario Argento, erstelltvon Hélène Cattet und Bruno Forzani, die den traumhaft schönen Amer gedreht haben. Präsentiert von arte:



(mit Hinweis auch auf dieses Buch)


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Dienstag, 26. November 2013
Eine Info aus erster Hand: Tante Splatting Image löst demnächst ihr Lager auf. Das heißt: Wer jetzt nicht seine Sammlung vervollständigt, dem bleibt in absehbarer Zeit nur noch das mühsahme Zusammenpicken via Online-Flohmarkt. Und es winken deftig attraktive Rabatte: Bei Großbestellung ab 20 Ausgaben hagelt es saftige 50% Preisnachlass.

Jetzt glücklich werden oder ewig bittere Tränen vergießen!


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Sonntag, 24. November 2013
Thema: radio
Gestern wurde der große Filmanarchist Herbert Achternbusch 75. Beim Bayerischen Rundfunk gab es dazu ein Radiofeature (Edit: Wohl eher ein Gespräch), das ich allerdings noch nicht gehört habe. Hier deshalb nur durchgereicht:

(direktlink)

... und natürlich: Szenen aus dem Bierkampf (wo bleibt die DVD?)



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Sonntag, 3. November 2013
Thema: videodrome
Zufallsfund: Am 17. November zeigt 3sat James Bennings Essay-/Dokumentarfilm small roads als deutsche Erstausstrahlung. Interessanterweise steht er aber schon jetzt in der Mediathek des Senders (auch wenn die dürftige Codierung des Streams wohl wirklich nur Lust darauf machen dürfte, die Ausstrahlung in HD herbeizusehnen, wenn man sich im Vergleich dazu dieses Bild anschaut).



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Freitag, 25. Oktober 2013
(Hier in der Mediathek.)

Für den Perlentaucher bespreche ich den tollen neuen Tatort von Dominik Graf, der am kommenden Sonntag, den 27.10., im Ersten ausgestrahlt wird. Hinweis vorneweg: Der Text war schon recht lang, deswegen habe ich mir den Hinweis auf den Drehbuchautor noch irgendwie verkniffen. Was bei Graf, dessen Werk sich sehr eindeutig nach Autorenkollaborationen einteilen lässt, im Grunde gar nicht geht. Dies umso mehr, da hier wieder eine Zusammenarbeit mit Bernd Schwamm vorliegt, bei dem Graf, wenn man denn so will, quasi in die Schule gegangen ist: Schwamm zeichnete für viele Fahnder-Episoden an der Schreibmaschine verantwortlich, darunter folgerichtig auch Grafs erste Arbeiten im Polizeifilm, sowie für Grafs Tatort-Einstand, den Schimanskifilm Schwarzes Wochenende. Fernerhin war Schwamm am Drehbuch von Grafs Deine besten Jahre beteiligt (eine meiner noch zu schließenden Lücken).



München im Fast-Forward-Modus: Die Wolken rasen, die Zeit rast, die Stadt rast, gräbt sich auf, weidet sich aus - und spuckt dabei eine ganz eigene, dunkle Geschichte in Form einer Leiche aus. Und rast die Stadt, im Panorama betrachtet, noch so sehr dahin, so erstickt sie doch in der Ameisenperspektive an sich selbst: Da ist Kommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), der mit dem Auto nicht ein, noch aus weiß: Einbahnstraßen, Baustellen, verwirrende Navi-Angaben - urbaner Entropietod. Parallel und als Kakophonie hektisch darüber gelegt: Verhandlungen über das Wie und Ob stadtbaulicher Maßnahmen - rhetorische Standardfloskeln, Empörungssignale, die der Absicherung der eigenen Position dienen, Vorwurfrituale, die nicht um die Klärung des Sachverhalts bemüht sich, mithin asiger Profi-Sprech, der die Schicksale der Menschen, die in den Ecken leben, um die es geht, noch im engagiertesten Parlare eiskalt zum Verschwinden bringt (wenn man genau hinhört, hört man mitten in dem verwirrenden Konzert der Stimmen Regisseur Dominik Graf selbst das Wort schwingen).

Kurz: Ein Dominik-Graf-Furiosum, wie es im Buche steht, in dem sich Schichten um Schichten auftürmen und gleichzeitig dekuvrieren. Atemlos, ausufernd, mit einem fahrigen Zoom, von dem sich kaum sagen lässt, ob er nun gierig auf die Leute ist, die er aus der Welt schneidet, oder schlicht panisch gehetzt. Mittendrin: Immer wieder kleine Vignetten, Spielereien, Ablenkungsmanöver, Partikel, die aus dem blanken Leben in den Sonntagabendkrimi schießen: Einmal rennt ein Typ im Skelettkostüm johlend durch die Straßen, ständig stellen die Leute ihren Kaffee in den Kühlschrank (oder schauen nach, ob einer dort drinsteht), bei einem Verhör fallen einer Frau die drallen Brüste aus dem Morgenmantel. Die sozialdemokratische Behäbigkeit, die man dem "Tatort" gerne vorwirft, hat Graf seinem Film gründlich ausgetrieben.



Die Leiche in der Münchner Baugrube führt tief hinein in die Geschichte Münchens - in die Geheimnisse einer Stadt. Da ist eine Villa, in der die alte Frau Magda Holzer (unfassbar großartig: Erni Mangold), einst als Zirkusprinzessin mit Gewehr zur Berühmtheit aufgestiegen, mit burschikoser Geste und notfalls mit dem Gewehr ihren Haufen von einer dysfunktionalen Familie gerade noch so zusammenhält - bei der Leiche, stellt sich bald heraus, handelt es sich um ihren seit geraumer Zeit verschwundenen Sohn Florian. Da ist ihr zweiter, fahrig-nervöser Sohn Peter (Martin Feifel), dem die alte Holzer schon mal mit "Depp" übers Maul fährt - und Liz (Meret Becker), die mit beiden Söhnen ein Verhältnis hat, Leitmayr an einer Stelle ziemlich großartig auf der Nase herumtanzt und beim Verhör Spagat macht, nachdem sie von Grafs Regie mit Blut überschüttet wurde. Aus diesem Sumpf zwischen Großbürgertum und Familienneurose führen die Spuren ins Milieu der kroatischen Faschisten, in die unmittelbare Nachkriegszeit und hin zu einer zweiten Leiche, während der Grund, auf dem die Villa steht, buchstäblich ins Wanken gerät und die Stadt angesichts steigender Mieten zusehends zu brodeln beginnt.

So kann man einen "Tatort" also auch drehen: Wendig, schnell, die Aufmerksamkeit des Zuschauers ganz fordernd (am Ende springt der Film schon mal kurzatmig in den Rückblendenmodus), mit einer großen Lust an Pulp und Genre und einer erheblichen Freude an der Physiognomie der Darsteller, in die sich Alexander Fischerkoesens Kamera geradezu vernarrt. Einmal mehr huldigt Graf seinen großen Leidenschaften: Dem italienischen Genrekino, den abgefahrenen "Kommissar"-Episoden von Zbynek Brynych - kurz: Korrespondenzkino im Fernsehfilmformat, das hinter den Bildern filmhistorische Verbindungen und Verstrebungen freilegt.



So hängt in einer Szene das italienische Kinoplakat von Wolfgang Beckers "Ich war ihm hörig" (1958), "Nude per il Diavolo" an der Wand - "nackt für den Teufel" lautet der verheißungsvolle italienische Verleihtitel, grell und spektakulär ist das Poster, das man ersten Blickes so gar nicht mit dem deutschen Kino der 50er Jahre in Verbindung bringen würde. Aber offenbar gab es hier Allianzen, die weiter führen, ins bundesrepublikanische Fernsehen der 60er bis 80er Jahre, in dessen Dienste sich Wolfgang Becker, auch so ein Verschütteter des deutschen Kinos, vom "Kommissar" über den frühen "Tatort" bis hin zum "Alten", "Derrick" und der zwar onkeligen, aber zuweilen auch schon verspielten Serie "Polizeiinspektion 1" stellte.

Wenn man nur lange gräbt, kommen irgendwann die verscharrten Leichen, aber auch die verschütteten Geschichtsverläufe ans Tageslicht. Und für Deutschland, wo man sich der Leichen schon immer schnell entledigt hat und bis heute stets darum bemüht ist, alles, was aus der Vergangenheit ins Hier und Jetzt ragt, dem Stadtbild auszutreiben, damit am Ende alles, was es nicht verdient hat, geschmeidig aussieht, gilt das im besonderen Maße. Auch (aber nicht nur), weil er sich mit allem, was er aufbringen kann, gegen diese Tendenzen stellt, zählt Graf zu den besten und wertvollsten Filmemachern hier im Land. Und sein Tatort "Aus der Tiefe der Zeit" ist sein Geschenk an jenes Publikum, das sich vom Sonntagabend mehr erwartet, als verschnarcht betüttelt zu werden, und willens ist, seine dem Sonntagabendkrimi untergejubelte Flaschenpost zur Kenntnis zu nehmen.



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Tatort: Aus der Tiefe der Zeit - Deutschland 2013 - Regie: Dominik Graf - Drehbuch: Bernd Schwamm - Darsteller: Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Meret Becker, Erni Mangold, Martin Feifel, Misel Maticevic, Susanna Kraus - Laufzeit: 90 Minuten.


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Dienstag, 22. Oktober 2013
Thema: videodrome


(via)


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Sonntag, 20. Oktober 2013
Thema: videodrome


(mehr +++ jugenderinnerungen)


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Mittwoch, 16. Oktober 2013
Man darf sich fragen, was mit den Geistern und Dämonen, die einst aus der Laterna Magica vors nackte Auge traten und schließlich in den Insuffizienzen und Defiziten der chemo-optischen, späterhin elektronischen Medien westen und hausten, geschehen soll, wenn sich die hochauflösenden Medien mit ihren hyperrealistischen, auf die vollständige Abtastung und Erfassung ihres Gegenstands abzielenden Bildern bald endgültig durchgesetzt haben werden. Wo nichts mehr rauscht, wo kein chemo-photographischer Prozess mehr Bilder eigenen Rechts hervorbringt, wo der Grad der Einschreibung des Mediums ins Bild zusehends in den Hintergrund und der Traum vom komplett durchlässigen Medium zum Greifen nahe rückt, ist ein beispielloser Exorzismus im Gange, der die Entitäten übernatürlicher Art akut mit Obdachlosigkeit bedroht. [weiter beim perlentaucher]



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Deutschland als Abmantelung, als Kokon, als Wundschorf. Eine abgeschottete Finsterwelt mit blasierten, ihren Ekel mit aasig-selbstgerechtem Grinsen vor sich hertragenden Menschen, aber auch solchen, die es immerhin, wenn auch etwas betulich, gut meinen. Der engagierte Lehrer etwa, der den unbekümmerten Wohlstandskindern wenigstens den Hauch einer Ahnung von Geschichte mitgeben will, da hier vor nur 70 Jahren noch massenhaft Menschen ins Gas geschickt wurden. Dieser Schrecken ist aus dem Alltag gründlich getilgt: Die Städte sind frisch herausgeputzt, die Autobahnen frisch asphaltiert, die Trümmer und Leichenberge unters Wirtschaftswunder gefegt. Was, Deutsche? Doch nicht wir. Womit man sich der deutschen Geschichte entledigt, zum lässigen Savoir-Vivre aber gerade nicht findet, sondern bloß zur deutschen Tugend der Verkniffenheit. [weiter bei der taz]



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Sonntag, 13. Oktober 2013
Thema: videodrome
Mario Bava, Elke Sommer und die Musik von Stelvio Cipriani: Baron Blood (1972) ist legal lizenziert auf Youtube gelandet und der Sonntagmittag damit gerettet (man muss sich allerdings kurz altersmäßig authentifizieren).




(mehr)


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Freitag, 4. Oktober 2013
Thema: videodrome
Da lacht das Herz des Fans: Guillermo del Toros Simpsons-Intro für die diesjährige Halloween-Folge der Animationsserie. Mehr dazu hier.



(via)


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Donnerstag, 3. Oktober 2013


[...] Vorschnell könnte man sagen: Ein Amalgamfilm, der sich in der Kinogeschichte frei bedient. Der Vorwurf ist nicht ganz falsch, verfehlt aber den Kern der Sache: Cuarón dampft - eine Wohltat nach all den storymäßig überfrachteten Blockbustern der ausklingenden Saison - seine Geschichte aufs Minimum ein - ein technischer Einsatz in 600 Kilometer Höhe wächst sich zur existenziellen Meditation übers nackte Überleben aus -, setzt Science-Fiction-Partikel und -Anschlüsse gerade so ein, dass sie offenkundig werden, nicht aber zum Wesenskern, und konzentriert sich - dergestalt abgesichert, dass man sich immer noch im für die Refinanzierung des Ganzen so wichtigen Unterhaltungskinosegment befindet - im wesentlichen auf die zentralen Achsenelemente des Kinos: Zeit und Raum - in einem Film, in dem erstere sich in zuletzt im Mainstream selten gesehener Konsequenz als intakte Nahezu-Echtzeit der Realität des Zuschauers annähert, während zweiterer jeglicher Verlässlichkeit des Alltagsempfindens komplett entbunden ist. [weiterlesen beim perlentaucher]





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