Ganz am Ende, wenn jene jungen Mönche, die anfangs noch viril und munter durch Italiens Landschaft spurten, sich ausgelaugt durch die Gegend schleppen, steckt in einer Kutte auch Aristide Massacesi (im ungeschnittenen Original sieht man ihn bereits in einem Insert), den man besser unter seinem Künstlernamen Joe D'Amato kennt, laut Vorspann wenigstens Kameramann dieser im Zuge des Erfolgs von Pasolinis Decameron entstandenen Burleske, laut der allgemeinen Folklore aber wohl auch tatsächlich ihr Regisseur. Als solcher genießt D'Amato einen höchst kontroversen Ruf: Viele seiner späteren Schocker zählen zu den Lieblingsfilmen hiesiger Zensoren, noch später beackerte er alles, was erst wenig Geld kostete und im Anschluss Geld möglichst garantiert wieder einspielte, also Direct-to-Video-Geschichten genauso wie am Ende dann Pornos im Dauerlauf.

In jedem Fall steht D'Amato für eine gewisse filmische Feinschmier-Tristesse von einiger Erhabenheit, die einem allerdings auch einiges an Ausdauer abverlangt. Umso beglückter war ich im Kino, als sich dieser sanfte Spott wider Frömmelei und Lustfeindlichkeit als temooreiche, verspielte, bezaubernd flüchtige Burleske All'Italiana entpuppte, die der Ausgelassenheit seines Titelstücks vollauf zu entsprechen wusste. Von Gier und Schmier des deutschen Verleihtitels ist der Film in seiner kindlichen Albernheit (die an nur wenigen Stellen sadistisch spitz wird) genauso weit entfernt wie vom (auf ganz eigene Weise charmanten) Kunstwollen Pasolinis. Vielleicht verortet dies die hier versammelten, recht zwanglos ineinander kippenden Geschichten (es dauerte einen Moment bis ich wirklich begriffen hatte, dass ich es mit einer neuen Episode und nicht einfach nur einem Szenenwechsel zu tun hatte) tatsächlich noch einmal deutlich näher an Geist und Wesen von Boccaccios deftigen Mittelaltenovellen, die für Pasolini und D'Amato Pate standen.

Gewiss, mit dem Brachialhumor muss man sich erstmal anfreunden können. Verstopfungen, Kastrationen und Drag-Gags sind nicht ohne weiteres konsensfähig. Auch dass die Männer durchweg die größten Trottel und Frauen allesamt wissende Luder sind, muss man von heutiger Perspektive aus erstmal in die gendersensible Matritze transferiert bekommen. Auch bildet D'Amato hier schon eines seiner motivischen Trademarks aus: Menschen, die sich von A nach B bewegen und dabei der Filmlaufzeit zugute kommen. Trotzdem kann ich einem Film, in dem sich ein junger Mönch beim Plündern des Opferstocks (motivische Querverbindung zum Kongressfilm ... soviel nackte Zärtlichkeit!) zwischem einem Jesus in arg derangiertem Zustand (motivische Querverbindung zum Kongressfilm Die Klosterschülerinnen!) und der Finanzierung einer schnellen Nummer für letzteres entscheidet, nicht ernsthaft böse sein, selbst wenn die Nummer reichlich rabiat mit einem Schnitt endet, nach dem sich der Mönch von der Liebesstelle, ein "Finalmente" - auf Deutsch etwas vergleichbar rohes - auf den Lippen, von dannen macht.



"Ein klägliches Sexprodukt", urteilte seinerzeit auf bekannte, wenig verständnisvolle Art der katholische film-dienst, was immerhin die Frage aufwirft, was der Sexualakt in Augen des erzürnten Filmkritikers alles hervorzubringen imstande ist. Und nicht zuletzt ist der deutsche Verleihtitel natürlich auch eine ganz großartige Überschrift für die Veranstaltung des Hofbauer-Kongresses an sich.

Mehr bei Oliver - Lukas - Programmtext



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