01.06., Heimkino

Alucarda hat alles, was ein gutes Exploitationmovie benötigt, um als solches durchzugehen: Eine Geschichte um ein Kloster und junge Mädchen darin, die Luzifer anheim fallen, viel Blut, eine gute Portion Blasphemie, eine wagemutige kinematografische Arbeit in seinen frei delirierenden Momenten, etwa wenn die satanische Initation stattfindet oder Beelzebub persönlich einem Haufen nackter Leiber den Segen zur Orgie ausspricht.

Warum er aber dennoch nicht funktioniert, das weiß vermutlich allein der Teufel. Zum einen gestaltet sich der Zugriff durch die Geräuschkulisse schon als schwierig: Bald 80 Minuten hysterisches Gekreische hält selbst der wohlwollendste Freund abnormer Filme kaum aus. Dann behandelt der Film seine eigentlich knalligen Zutaten recht stiefmütterlich und scheint sich selbst nicht ganz sicher zu sein, was er eigentlich will: Die große künstlerische Vision steht als Behauptung stets im Raum, doch versickert das Visionäre, das Manische, vielleicht auch das manisch-visionäre Scheitern an der Unbeholfenheit, mit der hier einzelne Balken nicht zu einem tragenden Gerüst konstruiert, sondern zu einem bloßen Haufen aufeinander geworfen werden. Die Kulissenhaftigkeit, das Theatralische im Spiel der Darsteller tun je ihr übriges, um einem den Film fremd bleiben zu lassen.

Das ist umso bedauerlicher, da manche Szenen wirklich das Zeug gehabt hätten, ganz große Kunst im Sinne des Exploitationkinos zu sein, wäre da noch etwas mehr Pfeffer im Spiel gewesen. Kamera-, Schnitt- und mise-en-scène-Experimente machen den Film hie und da schon fast spannend, auf formale Weise. Und dennoch fehlt da was, die Vision scheint kaum ehrlich. Bald überkommt einen der Gedanke: "Das ist ein Film, wie ihn Leute drehen, die nur von wenig eine Ahnung haben, aber gerne bekunden, dass sie regelmäßig vor ihrem geistigen Auge "ganz tolle Bilder für einen Film" halluzinieren." Und ganz ehrlich: Von solchen Leuten möchte ich am wenigsten einen Film sehen.

Insgesamt: Schade.

imdb | mrqe | mondo macabro (dvd-label)


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