Thema: Filmtagebuch
27. Mai 08 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
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Was das Gewese nur soll, dem deutschen Film gehe es so oder so, und in der Regel nicht gut. Bullshit ist das, es geht ihm prächtig, auch wenn man vielleicht schauen muss, dass man die Diamanten findet. Im Film Eine Stadt wird erpresst findet sich einer auf einem ostdeutschen Feld; im deutschen Filmfeld findet sich Eine Stadt wird erpresst, im Spätprogramm der Öffentlich-Rechtlichen, ein verflucht gutes Stück Genrekino. Und das Schönste: Für Standortpolitik, den deutschen Film betreffend, interessiert er sich nicht die Bohne. Soll man sich im echten Leben ja auch nicht.
Wohl aber interessiert er sich für die Gegend um Leipzig, die Stadt aus dem Titel, und die Leute. Diamanten werden der Stadt abgerungen, in einer konzertierten Sprengstoffaktion, die die Poliizei - vorneweg: Kalinke (Uwe Kockisch), Altlast aus Ostzeiten im Dezernat, dem Oberstaatsanwalt ein Dorn im Auge und gerade vor dem Einsatz noch in einer Drogendisko, wo kein Einsatz ihn hinverschlug, verprügelt worden - zunächst ordentlich nasführt. Doch die Kulisse wechselt: Bald geht's um eine kleine Ortschaft, der Tagebau rückt näher, die Leute sind verzweifelt. Eingeführt wird sie als backwood. Entrückt. Ein wenig wie in einem morbiden grotesken Horrorfilm.
Bei den Ermittlungen bricht zusehends Geschichte auf. Ostgeschichte, Westpolitik. Solidarität und Raubbau. Das Verbrechen steht damit in Zusammenhang, das Ganze, vom Regisseur, hervorragend zusammengeführt. Die Topoi des Polizeifilms, seine Motive und figurativen Konstellationen - mit Leichtigkeit verflicht Graf sie mit der zunächst dafür so ungeeignet erscheinenden Region im Osten der Republik. Die Dialoge sitzen messerscharf, die Kamera sucht sich die Bilder mit eiskaltem Gespür, zugespitzt, pointiert - wie ein hektischer Blick durch's Vesier. Der Schnitt leistet assoziative Höchstarbeit. Alles konzentriert, fokussiert. Der Spannungspegel, die Plotdichte ist enorm, durchgängig. Und der Film ist gebrochen auf
Grafs Film ist, mit einem Wort, großartig. Dass er das italienische Genrekino adaptiert, wie hier vermutet, lässt sich bestätigen; dass Graf dabei nicht nur Stil und Tonfall zuweilen übernimmt, sondern auch die hohe Diskursnähe zumal des italienischen Polizeithrillers adäquat übersetzt, ist in dieser Hinsicht seine große Leistung. Von der verdammt guten Unterhaltung ganz abgesehen: Großes Kino auf kleinem Bildschirm - ein echter Geheimtipp!
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Was das Gewese nur soll, dem deutschen Film gehe es so oder so, und in der Regel nicht gut. Bullshit ist das, es geht ihm prächtig, auch wenn man vielleicht schauen muss, dass man die Diamanten findet. Im Film Eine Stadt wird erpresst findet sich einer auf einem ostdeutschen Feld; im deutschen Filmfeld findet sich Eine Stadt wird erpresst, im Spätprogramm der Öffentlich-Rechtlichen, ein verflucht gutes Stück Genrekino. Und das Schönste: Für Standortpolitik, den deutschen Film betreffend, interessiert er sich nicht die Bohne. Soll man sich im echten Leben ja auch nicht.
Wohl aber interessiert er sich für die Gegend um Leipzig, die Stadt aus dem Titel, und die Leute. Diamanten werden der Stadt abgerungen, in einer konzertierten Sprengstoffaktion, die die Poliizei - vorneweg: Kalinke (Uwe Kockisch), Altlast aus Ostzeiten im Dezernat, dem Oberstaatsanwalt ein Dorn im Auge und gerade vor dem Einsatz noch in einer Drogendisko, wo kein Einsatz ihn hinverschlug, verprügelt worden - zunächst ordentlich nasführt. Doch die Kulisse wechselt: Bald geht's um eine kleine Ortschaft, der Tagebau rückt näher, die Leute sind verzweifelt. Eingeführt wird sie als backwood. Entrückt. Ein wenig wie in einem morbiden grotesken Horrorfilm.
Bei den Ermittlungen bricht zusehends Geschichte auf. Ostgeschichte, Westpolitik. Solidarität und Raubbau. Das Verbrechen steht damit in Zusammenhang, das Ganze, vom Regisseur, hervorragend zusammengeführt. Die Topoi des Polizeifilms, seine Motive und figurativen Konstellationen - mit Leichtigkeit verflicht Graf sie mit der zunächst dafür so ungeeignet erscheinenden Region im Osten der Republik. Die Dialoge sitzen messerscharf, die Kamera sucht sich die Bilder mit eiskaltem Gespür, zugespitzt, pointiert - wie ein hektischer Blick durch's Vesier. Der Schnitt leistet assoziative Höchstarbeit. Alles konzentriert, fokussiert. Der Spannungspegel, die Plotdichte ist enorm, durchgängig. Und der Film ist gebrochen auf
Grafs Film ist, mit einem Wort, großartig. Dass er das italienische Genrekino adaptiert, wie hier vermutet, lässt sich bestätigen; dass Graf dabei nicht nur Stil und Tonfall zuweilen übernimmt, sondern auch die hohe Diskursnähe zumal des italienischen Polizeithrillers adäquat übersetzt, ist in dieser Hinsicht seine große Leistung. Von der verdammt guten Unterhaltung ganz abgesehen: Großes Kino auf kleinem Bildschirm - ein echter Geheimtipp!
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