11.06.2004, Heimkino

Wenngleich, was die CGI betrifft, noch einige Schulklassen hinter den Elaboraten us-amerikanischer Cyberschmieden, bietet Returner ein handwerklich routiniert vorgetragenes Sci-Fi-Spektakelchen. Es geht um eine Art Inversion des Terminator-Grundgedankens: Kurz bevor im Jahr 2082 die Menschheit die ihr Schicksal besiegelnde Niederlage gegen eine außerirdische Invasion erleidet, stürzt sich die junge Milly in eine noch nicht erprobte Zeitmaschine, um 80 Jahre früher die Ankunft des ersten Aliens und somit die folgende Invasion zu unterbinden. Natürlich trifft sie mit Miyamoto bald auf einen Jüngling, der selbst wiederum einen besonders oberfiesen Gangster Mizoguchi nach dem Leben trachtet und, nach einigem Hin und Her, ihr Gefährte wird. Das Drehbuch will es zudem, dass beider Missionen letztlich zusammenfallen: Im apokalyptischen Invasions-Eiertanz nimmt Mizoguchi eine ganz besondere Rolle ein.

Natürlich geht das Ganze, wie es sich für ein B-Movie gehört, nicht ohne Zitationen über die Bühne: Wer in den letzten fünf bis zehn Jahren das Sci-Fi-Genre nicht vollends aus seiner Wahrnehmung usgeblendet hat, dem wird das eine oder andere sicher bekannt vorkommen. Die Bullet-Time-Effekte beispielsweise, die aber immerhin narrativ begründet sind: Eine Art DigiCam mit Armbanduhr-Komfort ermöglicht es ihrem Träger, sich mit 20facher Geschwindigkeit zu bewegen, um so etwa Kugeln auszuweichen oder brenzligen Situationen zu entfliehen. Damit hat Milly natürlich alle Asse im Ärmel und erscheint in der Gegenwart als eigentlich unbesiegbar (mit absehbaren Folgen für den Spannungsbogen): Dass aus dem Gimmick dabei letztlich kein dramaturgischer Gewinn geschlagen wird (etwa dadurch, dass besonders viele brenzlige Situationen etabliert werden, oder dadurch, dass die DigiCam-Uhr-Beschleunigungsmaschine in Feindeshand gerät), fällt schon bald auf. Im wesentlichen ist das eine tolle Freikarte für das weitgehend naive Drehbuch, die vor komplizierteren Entwürfen schützt (und natürlich viele Bullet-Times garantiert). Auch eine Wunderbombe, die sich dem Feind wie ein Pflaster anheften lässt und mit der Milly Miyamoto zunächst zur Mitarbeit erpresst, kann offenbar alles, so dass man sich zum einen wundert, wie die Außerirdischen der Zukunft überhaupt so weit kommen konnten, und sich zum anderen fragt, warum der Film bei einer solchen Ausstattung fast zwei Stunden dauert. Auch hier: Schwaches Drehbuch, Marke "sich besonders leicht gemacht" (wobei fairerweise... aber nun gut, das verrate ich nicht, ist eh egal).

Auch bleibt der Film merkwürdig brav verschämt. So eine Art Action-Knaller-Film, der nett bleibt und allerlei Wundertüten aufreißt. Was an sich ein gut abgehangener Reißer hätte werden können, wird hier schnell zum illustrierten Jugendroman, in dem eine kleine Gruppe Kiddies gegen böse Böse kämpft und mit Schläue und Durchsetzungsziel zum Ziel kommt. TKKG meets Matrix, wenn man's mal krass ausdrücken möchte. Dramaturgie und charakterliche Gestaltung nähern sich erstgenanntem Jugendzimmerphänomen jedenfalls zuweilen bedenklich an.Das ist zwar irgendwie nett gemeint, geht aber schon deshalb nicht auf, weil der Film eine Viertelstunde vor seinem Ende schon zuende ist, dann aber noch die restliche Spielzeit mit Anhäufung von Nettigkeiten beschäftigt ist. Alles nett, so nett nett nett. Aber Himmel, wenn ich Nettigkeiten sehen will, schaue ich keinen Actionfilm vor Sci-Fi-Kulisse an.

Ernsthaft stellt sich die Frage, wer das denn eigentlich sehen soll. Kiddies scheiden wegen der teils recht expliziten Gewalt vor allem zu Beginn, während der Alieninvasion, aus. Alle anderen kucken vermutlich den real shit, sofern sie das Genre interessiert, und nicht dessen Aufguss unter zweifelhaftem Vorzeichen. Vielleicht ja Menschen mit Aversion gegen Actionfilme und dem darin oft zelebrierten Zynismus? Könnte sein, macht aber eigentlich auch kaum Sinn. Das macht den Film eigentlich schon wieder so sperrig, dass er einem glatt sympathisch sein könnte. Betonung auf letztem Wort.

imdb | mrqe


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