Thema: berlinale 2009
Ein 2nd-Hand- und Vintage-Laden in Austin, Texas. Zwischen den beiden Betreiberinnen kriselt es. Will die eine die andere aus dem Vertrag drängen, rechtliche Mittel einlegen? Ein Jurastudent kurz vorm Examen gibt der einen - klänge dies nicht zu gewichtig, könnte man vielleicht von Hauptfigur sprechen, aber Beeswax eignet eine viel zu gelassene Grundhaltung, um solche Gewichte zu setzen - rechtlichen Beistand - und landet dann auch im Bett mit ihr. Die Mitbewohnerin wiederum, die mit dem Studenten offenbar mal was hatte, steht kurz davor, einen Job im Ausland zu ergattern und sucht wohlweislich eine Nachmieterin.
Klingt schrecklich soapig, ist es aber nicht. Beeswax' Zugang zu seiner Geschichte, die eine solche wirklich nur skizzenhaft ist, betont eher das Ephemere der jeweiligen Begegnungen und Dialoge, kein Telos subsumiert die Teile unter sich. So geschieht wenig und alles ist recht schlicht. Und doch geschieht da viel, was man - und hier ist Beeswax eben doch ganz Kinofilm und das auf 16mm - auf der Leinwand entdecken kann. Ein kleiner Falter auf dem Arm beim Dialog wird weggescheucht, die roten Flecken im Gesicht der Figuren, die mal hektisch wandern, das bezaubernde Einziehen eines (wirklich kaum vorhandenen) Damenbauchs, wenn ein bisschen weiter oben zu reden begonnen wird. Oder verschluckte Silben (man nennt diesen Produktionszusammenhang ja auch mumblecore), generell Leute beim Reden, wie sie so im Film ansonsten nie reden würden. Und immer wieder zwischendrin: Ein ebenso fragiler Alltagshumor.
Man kann das für zurückgezogen im eigenen Soziotop halten (Lukas etwa argumentiert so). Dem gegenüber stellen würde ich indes gerade, wie es einem Film wie Beewax gelingt, ein Stück brüchigen Alltags mit, in sich schon wieder eine Utopie, geringsten Produktionsmitteln zu bergen. Und das sozial disparate und in solcher Differenz sich gegenseitig als solches erkennbar machende, sich bedingende ließe sich gerade in dieser Utopie - nicht in einem, in vielen Filmen, die zueinander, nebeneinander stehen - wieder einfangen. Oder nicht?
Klingt schrecklich soapig, ist es aber nicht. Beeswax' Zugang zu seiner Geschichte, die eine solche wirklich nur skizzenhaft ist, betont eher das Ephemere der jeweiligen Begegnungen und Dialoge, kein Telos subsumiert die Teile unter sich. So geschieht wenig und alles ist recht schlicht. Und doch geschieht da viel, was man - und hier ist Beeswax eben doch ganz Kinofilm und das auf 16mm - auf der Leinwand entdecken kann. Ein kleiner Falter auf dem Arm beim Dialog wird weggescheucht, die roten Flecken im Gesicht der Figuren, die mal hektisch wandern, das bezaubernde Einziehen eines (wirklich kaum vorhandenen) Damenbauchs, wenn ein bisschen weiter oben zu reden begonnen wird. Oder verschluckte Silben (man nennt diesen Produktionszusammenhang ja auch mumblecore), generell Leute beim Reden, wie sie so im Film ansonsten nie reden würden. Und immer wieder zwischendrin: Ein ebenso fragiler Alltagshumor.
Man kann das für zurückgezogen im eigenen Soziotop halten (Lukas etwa argumentiert so). Dem gegenüber stellen würde ich indes gerade, wie es einem Film wie Beewax gelingt, ein Stück brüchigen Alltags mit, in sich schon wieder eine Utopie, geringsten Produktionsmitteln zu bergen. Und das sozial disparate und in solcher Differenz sich gegenseitig als solches erkennbar machende, sich bedingende ließe sich gerade in dieser Utopie - nicht in einem, in vielen Filmen, die zueinander, nebeneinander stehen - wieder einfangen. Oder nicht?
° ° °
kommentare dazu:
lukasf,
Dienstag, 10. Februar 2009, 02:21
Das meiste sehe ich da glaube ich ohnehin ähnlich wie du. Grundsätzlich ist Beeswax sicher erstmal kein böser und wahrscheinlich schon auch irgendwie ein guter Film. Was ich in meinem Text zu formulieren versucht habe, war ein vages Unbehagen, das sich eher zufällig an diesem einen Film festgemacht hat, ein Unbehagen an einem übervorsichtigen Kino, das es sich in seiner Selbstbeschränkung häusslich eingerichtet hat. Nun ja, ansonsten muss ich darüber auch noch einmal aufs neue nachdenken, glaube ich.
juliano,
Dienstag, 10. Februar 2009, 16:29
Ich denke da anders, gerade im Hinblick auf viele hierzulande entstehende Filme. Von "übervorsichtig" sollte man - und ich spitze das jetzt polemisch zu - dann sprechen, wenn in einem großen Teil der Filmproduktion die eigene Lebenswelt routinemäßig ausgespart wird: Wo findet man bei uns intelligente, nicht-komödiantische Spielfilme z.B. über Studenten oder über die sogenannte "digitale Boheme", also gerade über das, was den Bauchnabel des Filmemachers betrifft? Viele Filme scheinen den Problemen, welche das eigene alltägliche Umfeld betreffen, geradezu ängstlich auszuweichen und widmen sich statt dessen lieber der Punkerszene in Brandenburg oder Kriegsverbrechern oder Familiendramen in edlen Münchner Villen (auch ein gewisser Exotismus schwingt da oft mit). Und das ist die Stärke von Bujalski et al, dass sie das eigene 'normale' Umfeld für interessant und problematisch genug halten, um davon zu erzählen.
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