Thema: TV-Tipps
Es mag sich vielleicht noch nicht herumgesprochen haben, dass Zbynek Brynychs überaus seltsamer Engel, die ihre Flügel verbrennen sich derzeit bei Premiere Nostalgie auf rotation befindet. Und wenn ich das recht verstehe, ist morgen früh um 7 Uhr der letzte Termin.
Da der Film noch nicht auf DVD erschienen ist, bietet sich ein Mitschnitt an. Und wenn Sie sich für den Hinweis bedanken wollen: Meine Adresse für Dankesbriefe, gerne mit datenträgerförmiger Beilage, finden Sie hier.
Zbynek Brynych, muss man dazu sagen, ist schon ein ganz eigener Regisseur. Er entstammt der Prager Neuen Welle, drehte dann fürs deutsche Fernsehen vielbeachtete Folgen des Kommissars (und jene, die ich davon bislang gesehen habe, sind großartig) und schließlich auch fürs Kino Engel, die ihre Flügel verbrennen, ein delirant funkelndes "Krimi-Drama" (prisma) mit 70s Decor, in dem Kamera und Schnitt einander mit Ideen übertrumpfen, während Peter Thomas auf der Tonspur ordentlich zum Schwofen einlädt.
Zu Brynych siehe etwa auch hier Dominik Graf, dort der hochgeschätzte Nachbar von Wayward Cloud und schließlich hier Rainer Knepperges und Stefan Ertl im Gespräch mit dem Regisseur.
Da der Film noch nicht auf DVD erschienen ist, bietet sich ein Mitschnitt an. Und wenn Sie sich für den Hinweis bedanken wollen: Meine Adresse für Dankesbriefe, gerne mit datenträgerförmiger Beilage, finden Sie hier.
Zbynek Brynych, muss man dazu sagen, ist schon ein ganz eigener Regisseur. Er entstammt der Prager Neuen Welle, drehte dann fürs deutsche Fernsehen vielbeachtete Folgen des Kommissars (und jene, die ich davon bislang gesehen habe, sind großartig) und schließlich auch fürs Kino Engel, die ihre Flügel verbrennen, ein delirant funkelndes "Krimi-Drama" (prisma) mit 70s Decor, in dem Kamera und Schnitt einander mit Ideen übertrumpfen, während Peter Thomas auf der Tonspur ordentlich zum Schwofen einlädt.
Zu Brynych siehe etwa auch hier Dominik Graf, dort der hochgeschätzte Nachbar von Wayward Cloud und schließlich hier Rainer Knepperges und Stefan Ertl im Gespräch mit dem Regisseur.
° ° °
kommentare dazu:
bretti,
Freitag, 7. Dezember 2012, 16:12
BIZARRE CINEMA EXPANDED
Aktueller Hinweis fuer den Norden!!!
Im Metropolis, Hamburg findet zwischen dem 12.12. und 18.12. ein kleines BRYNYCH “Festival” statt mit 10 Vorfuehrungen inclusive eines Komissar Special Abends.
http://www.metropoliskino.de/data/reihen/index.php?IDD=1353066527&d=1354316400
BIZARRE CINEMA EXPANDED:
FILME VON ZBYNEK BRYNYCH
»Als ich 16 Jahre alt war, wollte ich selbstverständlich ein Gynäkologe werden. Das ist natürlich; jeder 16-Jährige will das. Als ich 19 war, wollte ich ein Kommissar sein. Jetzt bin ich Filmregisseur, das ist so etwas dazwischen.« (Zbynek Brynych)
Irgendwo dazwischen, das ist vielleicht der beste Ort zum Filmemachen. 1968, kurz nachdem sowjetische Truppen in sein Land einmarschiert waren, traf der tschechische Regisseur Zbynek Brynych in München Herbert Reinecker und Helmut Ringelmann. Ein Jahr später drehte Brynych die erste von vier »Kommissar«-Folgen für das erfolgreiche Autoren/Produzenten-Duo, 1970/71 folgten drei weitere Episoden und vier Filme, die zum Besten, Aufregendsten, Wahnsinnigsten gehören, was jemals in Deutschland inszeniert worden ist. Brynych ließ Erik Ode tanzen, Fritz Wepper von minderjährigen Mädchen träumen, Nadja Tiller enthemmt vögeln und blutjunge Schauspielerinnen wie Susanne Uhlen, Helga Anders, Christiane Schröder und Eva Mattes schamlos mit der Kamera flirten. Er war ein kühner Experimentator, jederzeit sind bei Brynych atmosphärische Umschwünge, abrupte Übergänge, radikale Wechsel der Gefühlslagen, irre Schwenks und Kameraperspektiven möglich. Er war ein guter Beobachter mit großer Neugier für die unterschiedlichsten Menschen, für Wirte und Säufer, für Huren und Hausmeister, für die verkommenen Alten und die desillusionierten Jungen. Er war ein Grenzgänger, der mit der formalen Kühnheit der tschechischen Neuen Welle die sanft schlummernden Dämonen des Filmschaffens der Bundesrepublik entfesselte und Exzess und Freiheit in die Münchner Mietskasernen und Eckkneipen brachte. Und er war viel zu lange vergessen, deshalb freut sich Bizarre Cinema als Gast auf den Autor und Regisseur Rainer Knepperges, der maßgeblichen Anteil an der Wiederentdeckung von Brynychs Werk hat.
Engel, die ihre Flügel verbrennen
BRD 1970, Zbynek Brynch 93 min.
Mit Susanne Uhlen, Jan Köster, Nadja Tiller
Während in den Fluren und Räumen eines Münchner Hotels die Erwachsenen zum apokalyptischen Disco-Beat von Peter Thomas ihren niedersten Instinkten freien Lauf lassen, träumen zwei frisch verliebte Todesengel von Unschuld und Erlösung. Nie hat man die solidesten und bekanntesten deutschen Schauspieler ihrer Zeit so enthemmt, roh, sexy erlebt. Jede Szene birgt Tod und Eros in sich, jeder will jeden flachlegen respektive umbringen. Am ehesten erinnert dieser libidinöse Reigen an David Cronenberg Shivers (1975), in dem die Bewohner eines Apartmenthauses in dauergeile Zombies verwandelt werden. »Alles in den Schatten stellt die unfassbar frivole und nymphomane Nadja Tiller. In ihren beiden Sexszenen, definitiv die besten des deutschen Films, lässt sie sich mal wild verlangend, mal doch etwas gelangweilt genießend, penetrieren.« (Stefan Ertl)
12.12. 21.15 Einführung: Volker Hummel / 16.12. 20.30
Die Nacht von Lissabon
BRD 1971, Zbynek Brynch 110 min.
Mit Martin Benrath, Erika Pluhar, Horst Frank
Brynych verfilmt Remarque, eine Wahlverwandtschaft. Die in einer Nacht erzählte Geschichte eines vor den Nazis Geflohenen, der 1938 für die Liebe nach Deutschland zurückkehrt und mit seiner Frau eine Höllenreise durch ein von Kriegsangst zerfressenes Europa unternimmt, ist eine der schonungslosesten und zugleich zärtlichsten Fabeln über das Leben im Schatten der Diktatur. Ganz im Geiste Remarques bediente sich Brynych der trivialen Muster einer ungeheuer spannenden Liebes- und Abenteuergeschichte, um mit seltener Genauigkeit zu zeigen, wie Intoleranz, Angst, Denunziantentum, Gewalt und Dummheit sich von Deutschland aus durch Europa fraßen. »Hinreißend, taumelnd, wild, in jeder Faser berührend. Ein Tanz durch Westeuropa, von 1938 bis in den Krieg hinein – (…) – in die Freiheit, in den Tod. Ein Horrorfilm, ein Traumfilm, eine Urlaubsreise in den Tod. Daneben ein fast italienisch anmutender Liebesfilm und ein Schicksalsstrom.« (Dominik Graf)
13.12. 19.00 / 17.12. 19.30
Die Weibchen
BRD 1970, Zbynek Brynch 90 min.
Mit Uschi Glas, Irina Demick, Françoise Fabian
Es geht nicht alles mit rechten Dingen zu im Sanatorium von Dr. Barbara in Bad Marein, in dem Ev eine sechswöchige Kur absolvieren will. Die Patientinnen verhalten sich merkwürdig, der Gärtner ist ein ganzkörperbehaarter Riese, und andere Männer scheinen in dem Ort nicht lange am Leben zu bleiben. Der Fund einer weiteren Leiche interessiert den Kommissar nicht sonderlich (»Ich habe jeden Tag drei Morde, sie müssen warten, bis sie dran sind«), also beginnt Ev, selbst Nachforschungen anzustellen. Was zutage tritt, ist feinster Brynych-Wahnsinn, untermalt von Peter Thomas’ ekstatischem Hippie-Groove und eingefangen von Charly Steinbergers entfesselter Fischaugenkamera.
13.12. 21.15 / 18.12. 19.00
»Kommissar«-Nacht
BRD 1969/70, Zbynek Brynch 220 min.
Mit Erik Ode, Fritz Wepper, Günther Schramm
»Die Schrecklichen« (1969), »Der Papierblumenmörder« (1970), »Tod einer Zeugin« (1970) und »Parkplatz-Hyänen« (1970): Die Episoden 11, 15, 16 und 17 der von 1969 bis 1976 ausgestrahlten Serie sind anders als die anderen. »In die Wohnzimmerstille, in der eine Topfpflanze namens >Fernsehkrimi< leise ihre Blätter fallen lässt, drängen plötzlich die verstörenden Klänge eines lebendigen Urwalds: Zbynek Brynychs grelle Traumvision von Abendunterhaltung, ein unkontrolliertes und doch gezielt herbeigeführtes Chaos.« (Stefan Ertl/Rainer Knepperges)
Brynych der Alchemist: Er verwandelte Münchner Hinterhöfe und Kneipen in pulsierende Orte des Begehrens, biedere Reinecker-Stoffe in anarchische Avantgarde-Kunst, konventionelle Bildfolgen in kühne Raumkompositionen und deutsche Schauspieler in sexy Performance-Künstler. »Vier kurze Filme, die an schierer Vitalität der Erzählweise und der Figuren – und an noch heute glücklich machender BRD-Schmutzigkeit – so ziemlich alles schlagen, wovon das deutsche Fernsehen – und der deutsche Film sowieso – je zu träumen gewagt hätte.« (Dominik Graf)
14.12. 21.30
Oh Happy Day
BRD 1970, Zbynek Brynch 90 min.
Mit Anne-Marie Kuster, Nadja Tiller
Rainer Knepperges: »Diese verwegene kleine Teenager-Sex-Träumerei ist Triumph und Vollendung dessen, was Brynych konnte wie kein Zweiter: Dramatisches frei von der Decke hängen zu lassen wie ein Mobilé aus Fleisch und Blumen. Grotesk erotisch ist die Balance: Siegfried Rauch als scharfer Chauffeur und Hanne Wieder als Fetisch-Nonne; ihre Lippen, seine Augen lassen Anne-Marie Kuster im roten Inneren des weißen Kugelsessels schwitzend um sich selber kreiseln. Die Pubertät ist keine Krise der Kinder, sondern die Krise der Eltern. Nadja Tiller und Karl-Michael Vogler sind explosiv wie Taylor & Burton (..). Brynych wusste, wie fremd die Menschen sich selbst sind, wie leicht ihr Leben anstoßerregend in Trubel und Trance geraten kann. Eine Schlammschlacht – der Bayern gegen Aachen – schwingt sich auf ins Gospelglück der Edwin Hawkins Singers. Vergewisserndes Starren in den Spiegel geht über in zerreißendes Lachen. Von seiner Cutterin Sophie Mikorey lässt Brynych alle Verbindungen trennen, die das Erzählen noch ans Erklären fesselt.« – Vorfilm: Misto (CSSR 1964, 40’)
15.12. 19.00 Einführung: Rainer Knepperges / 17.12. 21.30
Sitting Ducks • OF
USA 1980, Henry Jaglom 87 min.
Mit Michael Emil, Zack Norman
»Henry Jaglom ist der amerikanische Klaus Lemke. Seit 40 Jahren dreht er unverwechselbare Filme, ausschließlich mit Darstellern, die das rare Talent besitzen, sich selbst spielen zu können. Kein Wort Dialog steht auf dem Papier. Mit dem verzweifelten Vorsatz gedreht, sein dritter Film müsse endlich ein Erfolg sein, zeigt Sitting Ducks die Menschen, die Jaglom am meisten liebt. Und weil sein glatzköpfiger Kumpel, seine frivole Freundin und sein großer Bruder keine Obsession verborgen, keinen Wunsch versteckt halten, glückt der gewagte Raubzug. Gefunden ist die Formel für Henry Jagloms bis heute anhaltendes freies Schaffen am äußersten Rande von Hollywood.« (Rainer Knepperges)
15.12. 22.00
Im Metropolis, Hamburg findet zwischen dem 12.12. und 18.12. ein kleines BRYNYCH “Festival” statt mit 10 Vorfuehrungen inclusive eines Komissar Special Abends.
http://www.metropoliskino.de/data/reihen/index.php?IDD=1353066527&d=1354316400
BIZARRE CINEMA EXPANDED:
FILME VON ZBYNEK BRYNYCH
»Als ich 16 Jahre alt war, wollte ich selbstverständlich ein Gynäkologe werden. Das ist natürlich; jeder 16-Jährige will das. Als ich 19 war, wollte ich ein Kommissar sein. Jetzt bin ich Filmregisseur, das ist so etwas dazwischen.« (Zbynek Brynych)
Irgendwo dazwischen, das ist vielleicht der beste Ort zum Filmemachen. 1968, kurz nachdem sowjetische Truppen in sein Land einmarschiert waren, traf der tschechische Regisseur Zbynek Brynych in München Herbert Reinecker und Helmut Ringelmann. Ein Jahr später drehte Brynych die erste von vier »Kommissar«-Folgen für das erfolgreiche Autoren/Produzenten-Duo, 1970/71 folgten drei weitere Episoden und vier Filme, die zum Besten, Aufregendsten, Wahnsinnigsten gehören, was jemals in Deutschland inszeniert worden ist. Brynych ließ Erik Ode tanzen, Fritz Wepper von minderjährigen Mädchen träumen, Nadja Tiller enthemmt vögeln und blutjunge Schauspielerinnen wie Susanne Uhlen, Helga Anders, Christiane Schröder und Eva Mattes schamlos mit der Kamera flirten. Er war ein kühner Experimentator, jederzeit sind bei Brynych atmosphärische Umschwünge, abrupte Übergänge, radikale Wechsel der Gefühlslagen, irre Schwenks und Kameraperspektiven möglich. Er war ein guter Beobachter mit großer Neugier für die unterschiedlichsten Menschen, für Wirte und Säufer, für Huren und Hausmeister, für die verkommenen Alten und die desillusionierten Jungen. Er war ein Grenzgänger, der mit der formalen Kühnheit der tschechischen Neuen Welle die sanft schlummernden Dämonen des Filmschaffens der Bundesrepublik entfesselte und Exzess und Freiheit in die Münchner Mietskasernen und Eckkneipen brachte. Und er war viel zu lange vergessen, deshalb freut sich Bizarre Cinema als Gast auf den Autor und Regisseur Rainer Knepperges, der maßgeblichen Anteil an der Wiederentdeckung von Brynychs Werk hat.
Engel, die ihre Flügel verbrennen
BRD 1970, Zbynek Brynch 93 min.
Mit Susanne Uhlen, Jan Köster, Nadja Tiller
Während in den Fluren und Räumen eines Münchner Hotels die Erwachsenen zum apokalyptischen Disco-Beat von Peter Thomas ihren niedersten Instinkten freien Lauf lassen, träumen zwei frisch verliebte Todesengel von Unschuld und Erlösung. Nie hat man die solidesten und bekanntesten deutschen Schauspieler ihrer Zeit so enthemmt, roh, sexy erlebt. Jede Szene birgt Tod und Eros in sich, jeder will jeden flachlegen respektive umbringen. Am ehesten erinnert dieser libidinöse Reigen an David Cronenberg Shivers (1975), in dem die Bewohner eines Apartmenthauses in dauergeile Zombies verwandelt werden. »Alles in den Schatten stellt die unfassbar frivole und nymphomane Nadja Tiller. In ihren beiden Sexszenen, definitiv die besten des deutschen Films, lässt sie sich mal wild verlangend, mal doch etwas gelangweilt genießend, penetrieren.« (Stefan Ertl)
12.12. 21.15 Einführung: Volker Hummel / 16.12. 20.30
Die Nacht von Lissabon
BRD 1971, Zbynek Brynch 110 min.
Mit Martin Benrath, Erika Pluhar, Horst Frank
Brynych verfilmt Remarque, eine Wahlverwandtschaft. Die in einer Nacht erzählte Geschichte eines vor den Nazis Geflohenen, der 1938 für die Liebe nach Deutschland zurückkehrt und mit seiner Frau eine Höllenreise durch ein von Kriegsangst zerfressenes Europa unternimmt, ist eine der schonungslosesten und zugleich zärtlichsten Fabeln über das Leben im Schatten der Diktatur. Ganz im Geiste Remarques bediente sich Brynych der trivialen Muster einer ungeheuer spannenden Liebes- und Abenteuergeschichte, um mit seltener Genauigkeit zu zeigen, wie Intoleranz, Angst, Denunziantentum, Gewalt und Dummheit sich von Deutschland aus durch Europa fraßen. »Hinreißend, taumelnd, wild, in jeder Faser berührend. Ein Tanz durch Westeuropa, von 1938 bis in den Krieg hinein – (…) – in die Freiheit, in den Tod. Ein Horrorfilm, ein Traumfilm, eine Urlaubsreise in den Tod. Daneben ein fast italienisch anmutender Liebesfilm und ein Schicksalsstrom.« (Dominik Graf)
13.12. 19.00 / 17.12. 19.30
Die Weibchen
BRD 1970, Zbynek Brynch 90 min.
Mit Uschi Glas, Irina Demick, Françoise Fabian
Es geht nicht alles mit rechten Dingen zu im Sanatorium von Dr. Barbara in Bad Marein, in dem Ev eine sechswöchige Kur absolvieren will. Die Patientinnen verhalten sich merkwürdig, der Gärtner ist ein ganzkörperbehaarter Riese, und andere Männer scheinen in dem Ort nicht lange am Leben zu bleiben. Der Fund einer weiteren Leiche interessiert den Kommissar nicht sonderlich (»Ich habe jeden Tag drei Morde, sie müssen warten, bis sie dran sind«), also beginnt Ev, selbst Nachforschungen anzustellen. Was zutage tritt, ist feinster Brynych-Wahnsinn, untermalt von Peter Thomas’ ekstatischem Hippie-Groove und eingefangen von Charly Steinbergers entfesselter Fischaugenkamera.
13.12. 21.15 / 18.12. 19.00
»Kommissar«-Nacht
BRD 1969/70, Zbynek Brynch 220 min.
Mit Erik Ode, Fritz Wepper, Günther Schramm
»Die Schrecklichen« (1969), »Der Papierblumenmörder« (1970), »Tod einer Zeugin« (1970) und »Parkplatz-Hyänen« (1970): Die Episoden 11, 15, 16 und 17 der von 1969 bis 1976 ausgestrahlten Serie sind anders als die anderen. »In die Wohnzimmerstille, in der eine Topfpflanze namens >Fernsehkrimi< leise ihre Blätter fallen lässt, drängen plötzlich die verstörenden Klänge eines lebendigen Urwalds: Zbynek Brynychs grelle Traumvision von Abendunterhaltung, ein unkontrolliertes und doch gezielt herbeigeführtes Chaos.« (Stefan Ertl/Rainer Knepperges)
Brynych der Alchemist: Er verwandelte Münchner Hinterhöfe und Kneipen in pulsierende Orte des Begehrens, biedere Reinecker-Stoffe in anarchische Avantgarde-Kunst, konventionelle Bildfolgen in kühne Raumkompositionen und deutsche Schauspieler in sexy Performance-Künstler. »Vier kurze Filme, die an schierer Vitalität der Erzählweise und der Figuren – und an noch heute glücklich machender BRD-Schmutzigkeit – so ziemlich alles schlagen, wovon das deutsche Fernsehen – und der deutsche Film sowieso – je zu träumen gewagt hätte.« (Dominik Graf)
14.12. 21.30
Oh Happy Day
BRD 1970, Zbynek Brynch 90 min.
Mit Anne-Marie Kuster, Nadja Tiller
Rainer Knepperges: »Diese verwegene kleine Teenager-Sex-Träumerei ist Triumph und Vollendung dessen, was Brynych konnte wie kein Zweiter: Dramatisches frei von der Decke hängen zu lassen wie ein Mobilé aus Fleisch und Blumen. Grotesk erotisch ist die Balance: Siegfried Rauch als scharfer Chauffeur und Hanne Wieder als Fetisch-Nonne; ihre Lippen, seine Augen lassen Anne-Marie Kuster im roten Inneren des weißen Kugelsessels schwitzend um sich selber kreiseln. Die Pubertät ist keine Krise der Kinder, sondern die Krise der Eltern. Nadja Tiller und Karl-Michael Vogler sind explosiv wie Taylor & Burton (..). Brynych wusste, wie fremd die Menschen sich selbst sind, wie leicht ihr Leben anstoßerregend in Trubel und Trance geraten kann. Eine Schlammschlacht – der Bayern gegen Aachen – schwingt sich auf ins Gospelglück der Edwin Hawkins Singers. Vergewisserndes Starren in den Spiegel geht über in zerreißendes Lachen. Von seiner Cutterin Sophie Mikorey lässt Brynych alle Verbindungen trennen, die das Erzählen noch ans Erklären fesselt.« – Vorfilm: Misto (CSSR 1964, 40’)
15.12. 19.00 Einführung: Rainer Knepperges / 17.12. 21.30
Sitting Ducks • OF
USA 1980, Henry Jaglom 87 min.
Mit Michael Emil, Zack Norman
»Henry Jaglom ist der amerikanische Klaus Lemke. Seit 40 Jahren dreht er unverwechselbare Filme, ausschließlich mit Darstellern, die das rare Talent besitzen, sich selbst spielen zu können. Kein Wort Dialog steht auf dem Papier. Mit dem verzweifelten Vorsatz gedreht, sein dritter Film müsse endlich ein Erfolg sein, zeigt Sitting Ducks die Menschen, die Jaglom am meisten liebt. Und weil sein glatzköpfiger Kumpel, seine frivole Freundin und sein großer Bruder keine Obsession verborgen, keinen Wunsch versteckt halten, glückt der gewagte Raubzug. Gefunden ist die Formel für Henry Jagloms bis heute anhaltendes freies Schaffen am äußersten Rande von Hollywood.« (Rainer Knepperges)
15.12. 22.00
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