Er bekomme von sowas Bauchschmerzen, schreibt Georg Diez in der FAZ. Weil er Liberaler ist. Grund für die Beschwerden körperlicher Art: Dyk und Heppner im Duo vereint, allerlei National-ambivalentes singend. Zum einen ja nett, denke ich mir, dass auch die nun nicht unbedingt im Verdacht des Linksextremismus stehende FAZ Kritisches anzumerken weiß und dazu auch gewillt ist. Dann gleichzeitig aber wieder dieses Halbgare. Dieses den Unsinn, der da verzapft wird, ernster nehmen als man ihn müsste. Ihn mit Bedenkenträgermiene aufwerten. Sich letzten Endes doch nur der feuilletonistischen Schöngeisterei verpflichtet fühlen und doch nur Besinnliches, nein, entschuldigen Sie, Nachdenkliches anmerken. Mit Bauchschmerzen aber, immerhin.

Nun sind Bauchschmerzen nichts, was auf Distanz schließen ließe. Wenn man bei etwas Bauchschmerzen hat, dann fühlt man sich ja letzten Endes nur unbehaglich, ist unsicher. Und diejenigen, die heute über Bauchschmerzen klagen, werden in Zukunft wohl die ersten sein, die froh darüber sind, nun nicht mehr an diesen Verkrampfungen von früher zu leiden. Jetzt, so wird man dann sagen, gehe man das ja locker an. Zum Glück, das habe ich hinter mir.

Warum, so frage ich mich bei der Lektüre dieses Textes, der doch nur Gutes will, letzten Endes aber eben doch nur Aufwertung betreibt, zum zwar kritischen, aber eben doch auf Augenhöhe stattfindenden Dialog einlädt, warum nicht einfach mal die geistige Minderbemitteltheit solcher Nationalneurotiker beim Namen nennen, sie ausstellen. Ernsthaft: Wenn eine vor sich hinpubertierende Metalband "I am I and you are you" singt, rümpft man im Feuilleton die Nase. Banales, läppisch, dümmlich. Kaum meint aber einer, mit einem geradewegs wahnwitzig lächerlichem Slogan a la "Wir sind wir" eine national-romantische Saite zum Klingen bringen zu müssen, wird sich allerorten über Bauchschmerzen ausgelassen. Wird Exegese betrieben, schöne Worte gefunden, sich kritisch, aber bewusst auseinandergesetzt. Bedenkenträger beim Tragen von Bedenken. Wir sind wir. Mach Sachen, das wird ja nurmehr von des Müller's Kuh noch übertroffen.

Feridun Zaimoglu hat das letztes Jahr, bei dieser nicht unähnlichen MIA-Debatte, mal ganz gut im Intro auf den Punkt gebracht: "Schwarz ist der Kaffee, rot der Mund, gelb die Sonne - ja, und haarig ist mein Arsch, oder was?" Tacheles sprechen! Wirrköpfe beim Namen benennen! Und vor allem: den liberalen Bauch mal vergessen.


° ° °




kommentare dazu:



sma, Samstag, 28. August 2004, 14:18
Amen! You name it!

Feridun Zaimoglu allerdings: Mehr Pose, meine ich. Eher witzig als ernst zu nehmen, wenn er beispielsweise in Intro eine Platte nach der anderen verreisst und dann bei seinen Top-Five-Records etwas von »türkischer, höfischer Musik« erzählt.



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