25.09.2004, Heimkino; Inhalt

Der Beginn: Ein Furiosum. Die Dekadenz des niedergehenden Adels. Der Schuldfall, ein Mord, sogleich darauf: Die Sühne, ein grausamer Tod des jungen von Baskerville und ein Familienfluch. Der wird später im Film, in der eigentlichen Erzählung, spätes 19. Jahrhundert, von Belang sein.

Kurz nach dem Furiosum, mit dem der Film sein gothisches Projekt markiert, narrative Implikationen aber noch nicht erahnen lässt, der Rahmen dieser Exposition: Sie wurde erzählt im Abendkämmerchen nach Dupin'schem Vorbild. Sherlock Holmes, herrlich souverän von Peter Cushing verkörpert, gibt eine Demonstration seiner Kombinationsgabe, die Scharfsinn ausstellt und den Zuschauer ins Szenario einführen soll: Alles ganz einfach, ein wenig Beobachtungs- wie Kombinationsgabe, dann ist da auch drauf zu kommen können.


(von bmovies.de)

Dies ist, wie sich freilich schnell herausstellt, Betrug am Zuschauer in reinster Form: Der Film wechselt die Location, zieht ins britische Hinterland, ins Moor, in die letzte Bastion des verfallenen Adels: Zum Anwesen fernab der bürgerlichen Städte. Hier präsentiert er ein Sammelsurium skurriler, verdächtiger Charaktere, lässt Watson herumtappen und Holmes ins Blaue kombinieren. Er lenkt Blick auf Details, die, durch solche Fokussierung, wichtig erscheinen, haften bleiben und Möglichkeit zur Beobachtung in Aussicht stellen.

Entsprechend auch die Auflösung des Ganzen: Keine Chance zum Mitkombinieren. Die Lösung liegt außerhalb des Bildrahmens begründet, wesentliche Information wird verschwiegen. Drauf kommen kann nicht, wer das zu Wissende sortiert und auswertet, sondern nur, wer das Genre und Gepflogenheit des Drehbuchschreibens kennt: Natürlich ist nicht der der Bösewicht, den als solchen hinzustellen sich der Film stets und lang bemüht.

Man kann dies wissen, auch ohne den Film schon gesehen zu haben. Dass Der Hund kein fairer Krimi ist, etwa im Sinne einer unausgesprochenen Wette zwischen Zuschauer und Film, das lässt sich schon am Furiosum zu Beginn erahnen: Es geht vielmehr um Ästhetik, um Ausstattung, um den Liebreiz vernebelter Bilder aus dem Moor in schönsten Technicolor. Jedes Bild ein kleines Gemälde, jeder Dialog mit einem kleinen Körnchen Salz, die Blicke und deren Organisation im Schnitt sitzen, die Kamera weiß stets, was sie will: Wer hier im wahrsten Sinne des Wortes Zuschauer bleiben kann, fühlt sich aus dem Film mit Gewinn entlassen.

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