Der Berlinale-Hochflug und kurz zuvor die erfreuliche Neueröffnung des schönen Kinos Blow-Up in Prenzlauer Berg sollten einen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Berliner Kinolandschaft derzeit sehr krisengeschüttelt ist. Das traditionsreiche Filmkunsthaus Babylon ist ja schon länger im Gespräch. Nun ist es offiziell: Das Kino schließt am 01. März vorerst die Pforten. Zwar soll es der Absicht des Senats gemäß auch weiterhin ein kommunal orientiertes Repertoireprogramm fahren, doch werden die Mitglieder des bisherigen Betreibervereins hier wohl in Zukunft selbst Tickets für den Eintritt lösen müssen: Eine Weiterarbeit ist seitens des Senats offenbar nicht vorgesehen.

Für mich sehr überraschend kommt die Ankündigung, dass das ebenso traditionsreiche Kino Kosmos, unweit des Frankfurter Tores - von meinem Domizil nur wenige Minuten zu Fuß entfernt - gelegen, vor dem Aus stehen soll. Das Kino - eines der ältesten Kinogebäude der Stadt - war 1998 im Zuge des Kinobooms als erste Cineplex-Stätte Berlins wiedereröffnet worden und besticht durch zahlreiche Säle, einem entsprechend ausgewogenen Programmquerschnitt nahezu aller aktueller Filme (die erfreulich lange gefahren werden) und sehr gute Technik. Ferner ist es aufgrund seiner sehr sozialverträglichen Preisgestaltung bzw. Vergünstigungspolitik (Vorstellungen bis 18 Uhr zum Kinotagtarif, Arbeitslose, Studenten, etc. zahlen grundsätzlich weniger) die Anlaufstelle Nummer 1 für mich gewesen, wenn es um vorrangig kommerzielle Filmkost an freien Nachmittagen geht. Allerdings ist hier das letzte Wort nicht gesprochen: Wenn ein neuer Betreiber gefunden wird, kann der Betrieb aufrecht erhalten werden. Auch den Vorschlag, im finanziell wenig ertragreichen großen Saal (etwa 1000 Plätze!) eine Art Diskothek einzurichten, während die kleineren, aber noch immer sehr moderaten Säle übliche Filmkost anbieten, fände ich sehr in Ordnung.

Eine Zusammenstellung von Nachrichtenmeldungen der Berliner Tageszeitungen zu diesem Thema leistet filmz.de.


° ° °




kommentare dazu:



mabo, Freitag, 25. Februar 2005, 19:51
vorbei die schönen nachmittage an denen man für fast nix viel sehen konnte ? gewiß, es war manchmal fast gespenstisch in nahezu leeren guten sälen die neu angelaufene major-kost zu verdrücken, erst letztens noch AVIATOR in der ersten vorstellung mit knapp 10 leuten gesehen - abends war ich glaube ich noch nie da,doch moment, bei STARSHIP TROOPERS, da hatte ich mehr angst vor dem publikum als vor dem film, trotzdem überrascht von der nachricht. scheiße,jetzt doch öfter in den cubix am alex ?


thgroh, Freitag, 25. Februar 2005, 21:05
Uaah, bloß nicht das Cubix! Das ist eines der schrecklichsten Cineplex-Kinos der Stadt. Ungelogen verlief dort bislang noch keine Vorstellung irgendwie auch nur annähernd richtig: Entweder war die Plätschermusik vor der Werbung derart laut und in sich penetrant (Stichwort: Technodisco), dass man schon bei den ersten Trailern schwere Kopfschmerzen hatte. Oder der Vorführer murkste die ganze Zeit wie blöde an seinem Apparat rum, so dass das Bild dauernd verrutschte, unscharf wurde, Tonausfall, etc. pp. Und das Publikum ist dort auch fast immer nervig, weil eher etwas "proletig" zusammengesetzt.

Bliebe noch das UCI Kinowelt Friedrichshain für solche Vorhaben. Dort herrscht allerdings lange nicht die breite Auswahl des Kosmos und auch hier fiel mir schon häufiger das Publikum negativ auf.

Ja, sollte das Kosmos wirklich schließen, wäre das eine empfindliche Lücke "meiner Kinostadt". :(



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