Thema: Kinokultur
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Dann halt doch noch ein paar Worte zur herannahenden Cinemathek, die die Süddeutsche nun nach ihrem Buchreihenerfolg in den kommenden Monaten nachschiebt. 50 Filme, 50 Regisseure, 50 DVDs, 50 Wochen. Der erste Film, Der Leopard, kommt als erster Film der Reihe am 05. März offenbar als Dreingabe zur SZ, zumindest spricht man davon, dass man ihn der Leserschaft zu schenken gedenke. Die weiteren Lieferungen sollen dann mit je 9,90 Euro zu Buche schlagen.

Ich weiß nicht so recht. Beinahe schon zur Gänze ist das ein langweiliges Projekt. Die Filmauswahl an sich weiß schon zum Gähnen anzuregen: Zusammengestellt werden in erster Linie "sichere" Filme, die vor allem auf ein, ich möchte mal sagen, Deutschlehrerpublikum abzielen. Filme für Menschen, bei denen es auch schon mal anspruchsvoll zugehen darf, die darüber hinaus zum Kino an sich aber nur wenig zu sagen wissen. Der Umstand, dass fast jeder der Filme ohnehin schon auf DVD verfügbar ist, oft sogar im gleichen Preissegment, bzw. mit etwas Geschick sogar günstiger aufzutreiben, ist ein zweites. Und dann die Editionspolitik, diese ungemein hässlichen DVD-Cover, der Buchreihe aus eigenem Hause nachempfunden: Wer, bitte, soll sich sowas mit Genuss ins Regal stellen, einigermaßen ästhetisches Empfinden mal vorausgesetzt?

Notwendiges Fazit aus diesen Verfehlungen: Die Reihe bringt alle Voraussetzungen zum vollen Erfolg mit.


° ° °




kommentare dazu:



ae, Mittwoch, 2. März 2005, 21:19
Einspruch
Es ist doch müßig über die Auswahl zu diskutieren. Natürlich ist die Reihe kanonisch angelegt und insofern immer sehr streitbar. Aber schon die SZ-Buchreihe war mir lieber als die der BILD-Nachzügler. Und sooo sehr Deutschlehrer-like ist das ja nun auch nicht. Ich zumindest hätte mir Deutschlehrer gewünscht, die sowohl etwas mit, sagen wir mal, Lost Highway auf der einen und Harld and Maude auf der anderen Seite etwas anfangen können. Im Gegenteil finde ich die Reihe für ihre Ansprüche (Geld zu verdienen und Leser zu binden nämlich) sogar recht gut zusammengestellt. Mit Out of Sight, Magnolia oder auch Das Fest sind schließlich immerhin auch modernere Filme dabei. Und fast bin ich geneigt, von Mut zu sprechen, wenn man bedenkt, dass Spielbergs Duell und Terminator 2 aufgenommen wurden. Das macht mir ein Wenders nicht kaputt.

Indes ist mir die Aufmachung bei DVDs - im Gegensatz zu Büchern - recht egal. Der Preis hingegen ist tatsächlich ein Manko, sieht man mal von Viscontis Leopard und Wenders Paris, Texas ab, die haben nämlich gerade erst ihre DVD-Freigabe bekommen und dürften daher tatsächlich Schnäppchen sein.

Was mich wirkich stört: Zunächst erscheint es so, dass bei einer Abnahme von 4 Filmen im Paket nur 28 Euro zu zahlen seien. Das ist aber nur möglich wenn man wahnsinnig genug ist, die ganze Reihe zu abonnieren. Ansonsten bleibt einem nur, einzelne Filme zu bestellen, die dann jeweils (!) mit zuzüglich 2 Euro Porto ins Gewicht fallen.

Im übrigen, das noch als Info, wird jeder Film ausführlich in der SZ besprochen werden.


thgroh, Mittwoch, 2. März 2005, 21:48
Mit "Deutschlehrerpublikum" meinte ich auch nicht unbedingt, dass das Filme sind, wie sie ein Deutschlehrer im Unterricht anbringen würde. Auch bemängelte ich nicht, dass da vorrangig alte Filme dabei sind (das wäre nun ganz und gar keine Kategorie, die ich bei der Bewertung berücksichtigen würde). Eher ist das halt alles "safe&secure" für Leute, die eben übliche Deutschlehreransprüche haben und über diesen Horizont kaum hinauskommen (wollen). Dass es nämlich (nach sehr,sehr bürgerlichen Konventionen) "anspruchsvoll" sein soll, in irgendeiner Hinsicht. Und da ist für mich auch ein Terminator 2 nicht mutig, ganz im Gegenteil: Der Film hat doch wirklich schon jede erdenkliche feuilletonistische Auffanggeste - Krise des Patriarchats, Mutter/Vater, Technologie/Mensch und alle anderen Beliebigkeiten, die man vorrangig aus der Gender/Psychoanalysetüte hervorzaubern kann - erhalten, damit auch ein ansonsten übers Actionkino besorgter Bürger mit dem Film umzugehen weiß (zur Not reicht ja der Hinweis, dass selbst der Philosoph fürs TV-Format, der Sloterdijk, den Film schon eines Aufsatzes gewürdigt hat - na also dann!). Mutiger wäre es gewesen, zum einen weitgehend nicht vorliegende Filme zu veröffentlichen, bzw. mal wirklich - egal ob nun kanonisch oder nicht - ein paar Klassiker der Filmgeschichte zusammenzustellen, die nämlich gerade aufgrund solcher immerwiederkehrenden Reissue-Reihen zunehmend verdeckt und unbekannt gehalten werden. Gerade weil die SZ sich über hinreichend Medienaufmerksamkeit erfreut, weil sie, im Vergleich zu ihren Mitbewerbern, auch eine verdammt gute STreuung hat und obendrein noch eine 1A Möglichkeit zur Bewerbung der Reihe - sich selbst nämlich - sollte es doch ohne weiteres möglich sein, zumindest mal einen Ozu- oder vergleichbaren Film unterzubringen. Aber nein, es wird sich immer wieder aufs Neue für die sicher im Einzelnen ohne Zweifel sehr guten, aber eben doch in dieser Redundanz langweiligen Filme entschieden, die obendrein ohnehin fast durchweg schon auf DVD erhältlich sind (Sinn?).

Der Anspruch, Leser zu binden und Geld zu verdienen, ist mir hingegen sehr egal. Ja, der Anspruch ist sehr deutlich zu sehen, aber warum sollte ich dies bei meiner Einschätzung der Reihe berücksichtigen oder darob gar Gnade walten? Verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Und wenn die Auswahl streitbar ist, warum sollte man dann nicht auch darüber streiten?

Die Covergestaltung ist mir indes schon einigermaßen wichtig. Die SZ-Reihe sieht einfach unschön aus und entspricht üblicher "Klassikerreihe-Lieblosigkeit", die mir einfach recht zuwider ist. Im Endeffekt sieht das sehr nach "Zweite Wahl bei Aldi" aus.


christian123, Donnerstag, 3. März 2005, 02:29
Aber das ist doch gerade spaßig, bei Aldi und seinen Äquivalenten einen Visconti oder einen Lynch ins Sortiment reinzuschmuggeln :-)


thgroh, Donnerstag, 3. März 2005, 12:01
Dann leide ich an Humorlosigkeit.

maz, Donnerstag, 3. März 2005, 14:12
Ich stimme mit dir völlig überein. Den ersten Film -Viscontis- werde ich wohl zugestellt bekommen (ich habe ein Abonnement) doch ich würde die anderen nicht kaufen -zumal ich eh ein miserabler Sammler bin.
Viele solide gute, ja mitunter brillante Filme. Doch scheint die Reihe viel zu gut kalkuliert zu sein. Ja nicht einecken, immer für die Bank spielen. Jeder Film ein coffee-table movie, irgendwie...


thgroh, Donnerstag, 3. März 2005, 14:15
Ja. Gegen die Filme im Einzelnen ist (beinahe) nichts zu sagen. Aber die Reihe im Ganzen, dieser Drang zum Sicheren, zum ohnehin diffus immer schon Gewussthaben, dass das, ja also genau das, eben "gehobene Filmkost" ist, nee also, echt: Gähn.



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