Im April wird das Hauskino der Stiftung Deutsche Kinemathek das filmische Werk von Carmelo Bene, einem "der größten vernachlässigten europäischen Autoren der 60er und 70er Jahre" (Programmtext), mit einer Retrospektive würdigen. Bene begann im Theater und machte durch radikale, experimentelle Arbeiten von sich reden. Gilles Deleuze würdigte Benes Theater in seinem Essay "Ein Manifest weniger" (zu finden in "Kleine Schriften", Merve Verlag).

Ab den späten 60ern wirdmete Bene sich ganz dem Kino, das er Mitte der 70er wieder verließ, um sich mit Radio und Fernsehen (und wieder Theater) zu beschäftigen. In dieser kurzen Spanne schuf der Darsteller des Kreon in Pasolinis Edipo Re (der ebenfalls in der Retrospektive gezeigt wird) ein, wie das Programmheft des Kino Arsenals verspricht, "filmisches Oeuvre von einer solchen audiovisuellen Komplexität, einer solchen Schönheit und gelegentlichen Perversion, dass die "Cahiers du Cinema" seine Arbeit kürzlich als "eine der radikalsten Entwicklungslinien des modernen Kinos" beschrieben, während Bene selbst sie frivol als "Kino in Klammern" bezeichnete. Mal psychedelischer Trip, mal Pop-Art, ist Benes delirierendes, extrem einfallsreiches Kino in mehrfacher Hinsicht ein Produkt seiner Zeit".

Der Zugang zu Benes Werk war bislang aufgrund einer komplexen Verleih- und Rechtesituation erschwert. Das Kino Arsenal konnte es jedoch mit Unterstützung zahlreicher Personen undInstitutionen ermöglichen, jeden der fünf Langfilme und die erhaltenen Kurzfilme einmal zu zeigen. "Wenn wir die Filme heute zeigen, können wir nur hoffen, dass sich zeitgenössisches Publikum und Filmemacher dazu inspirieren lassen, ein wenig die Schönheit des Rausches in ihrer Kunst und in ihrem täglichen Leben zu hegen und zu pflegen" (aus dem Programmtext).

Besonders interessant für Genrefreunde scheint Necropolis (imdb) zu sein, in dem Bene eine Rolle spielt. Der Programmtext dazu: Der Film "ist ein eigenwilliger italienischer Monsterfilm mit Frankenstein, einem Vampir, Attila, dem Hunnen, dem Teufel und einige Zombies. Er verbindet auf wunderbare Weise die eruopäische mit der amerikanischen Underground- und Kunstszene durch die ungewöhnliche Besetzung, die ähnlich faszinierend ist wie die dargestellten Monster." Hierbei scheint es sich um "Mitternachtskino" in reinster Form zu handeln.

Der komplette Programmtext wird in den nächsten Tagen auf der Website des Kino Arsenals abrufbar sein. Der Link wird dann nachgereicht.

Die Retrospektive wird von dem Filmwissenschaftler Marc Siegel kuratiert, der zu jedem Film eine Einführung halten wird. Der aus New York stammende Wahlberliner lehrt derzeit am Seminar für Filmwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Veranstaltungen u.a. zum Kino aus Hongkong und zur polnischen New Wave der 60er Jahre.


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