20.09.2005, Heimkino

Die großzügig angelegte, abseits gelegene Villa eines, wie sich herausstellen wird, selbst schwer in internationale Mafiastrukturen eingebundenen Familienvaters wird Schauplatz einer Oper des Verbrechens, das anfangs nur als kleiner Bruch halbstarker Lokal-Kleinkrimineller für zwischendurch angelegt war, sich aber - mangels Professionalität und blank liegender Nerven - schnell zu Geiselnahme, Polizistenmord und ähnlich delikaten Angelegenheiten zuspitzt. Auf der Gegenseite steht der schwer traumatisierte Sheriff Jeff Talley (Bruce Willis, der auch als Produzent fungiert, deutlich, aber erfolglos bemüht, an seine Glanzstunden aus Stirb Langsam-Zeiten anzuschließen), vormals Experte in Vermittlungsfragen bei Geiselnahmen im molochartigen L.A., heute, aus Gründen des eigenen Scheiterns auf diesem Sachgebiet, aus freien Stück kleiner Provinzbulle. Gerade als die Situation in eine Wiederholung der Umstände seiner Traumatisierung umzuschlagen droht, eröffnet ihm der Kopf des internationalen Verbrechersyndikats, das sich bei Durchsuchung des Anwesens nach erfolgreicher Beendung des Geiseldramas mit einer Aufdeckung seiner Strukturen konfrontiert sähe, dass sich Talleys Familie in dessen Gewalt befinde. Dem Polizisten fällt es nun wider Willen anheim, schwerwiegendes Beweismaterial in der Villa dem Zugriff seiner Kollegen zu entziehen, will er die Seinen jemals wieder in die Arme schließen können...

Der Vorspann changiert zwischen Comic- und Ballerspielästhetik, auch kurz danach schon gibt Florent Emilio Siri anhand diverser, ausgestellt cleverer Kameraspielereien zu verstehen, vorrangig an Optik und Fragen der Rauminszenierung interessiert zu sein, ohne dass sich beides aber sonderlich ersichtlich aus dem dramatischen Material ableite. Immer knapp an der Grenze zur Manieriertheit, versucht er den Zuschauer allerdings auch nicht mit allzu viel Firlefanz zu bestricken, sondern zeigt sich vorrangig um eine, wenn auch weitgehend reflexionsfreie, Eleganz der Kamerabewegtheit bemüht.

Die aussichtsreichen Vorgaben der Narration verpuffen dabei weitgehend ungenutzt: Statt das personelle und räumliche Gefüge in seinen Verstrickungen und Verhältnissen zueinander effizient zu verdichten, übt sich Hostage eher als zwar zuweilen spannende, doch weit hinter den Möglichkeiten zurückfallende Wiedergabe einer Abfolge von Ereignissen. Einige auffallende logische Unklarheiten, das nervige Chargieren mancher Darsteller, wie nicht zuletzt die Disziplinlosigkeit in der Entfaltung der Geschichte, die sich zum Ende hin hemmungslos in post-gothic-romantischen Sülzbildschwulst wälzt und schwer dem bloßen Behaupten dramatischer Notwendigkeiten verfällt, tragen das Ihrige zum insgesamt mäßigen Eindruck bei. Nette Abendunterhaltung mit gelegentlich formalem Budenzauber also, mit dem herben Beigeschmack der ungenutzten Möglichkeiten.

imdb ~ offizielle Website ~ angelaufen.de ~ filmz.de


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