In irgendeiner Fantasy-Welt namens Wulin kommt es zu intriganten Auseinandersetzungen unter mehreren Martial-Arts-Meistern. Irgendwie geht es um einen "Heaven's Stone" und ein Haufen Bösewichte, so schlicht wie allessagend "The Unfriendly" getauft, trägt das Seinige dazu bei, die Situation ordentlich aufzupeppen. Den Vater einer Tochter gibt's auch noch, dessen Gesicht nach rohem Hackfleisch aussieht, was zu ändern ihm Herzenssache ist, weshalb er ebenfalls hinter dem Himmelsstein her ist...

Eigentlich ist es so recht egal, um was es in Legend of the Sacred Stone geht; gar nicht mal ausschließen möchte ich zwar, dass die Story Sinn ergibt. Alleine, eine in mäßig gelungenem English untertitelte DVD aus Fernost, die obendrein unter "Lost-In-Translation-Syndrom" zu leiten hat (ein ganzer Schwall von Wörtern gerinnt zu vier knappen Worten...), sowie nicht zuletzt die äußerst rasante, vor allem an Schauwerten interessierte Inszenierung gestalten die Bedingungen für den Nachvollzug der Spielhandlung allerdings sehr ungünstig.

Was, wie gesagt, nicht wirklich beeindrucken sollte, denn Legend of the Sacred Stone versucht vor allem durch viel Hokuspokus zu trumpfen. Schon der erste Sachverhalt macht dies deutlich: Alle Akteure sind kunstvoll erstellte Puppen (!), die sich hier in bester wuxia pian-Tradition gegenseitig an die Gurgel gehen. Allerlei Zauberkunstwerk beherrschen sie auch, weshalb die Bildoptik schon bald zur kunterbunten Effekte-Ornamentalistik neigt; und die Auseinandersetzungen untereinander geschehen immerhin in einiger Rasanz, die sich allerdings, leider, weniger aus dem Profilmischen der Inszenierung ergibt, als vielmehr aus der teils unfassbar hohen Schnittfrequenz, die den Nachvollzug des Dargebotenen zuweilen sehr erschwert. Mitunter ergibt dies leider den Eindruck, lediglich wild aneinander gestückelter, ultra-kurzer Einstellungen, was eher auf Willkür der Macher denn auf zwingende Konzeption schließen lässt. Alle Puppen bewegen sich schließlich durch eine ebenso kunstvoll ausstaffierte Puppenwelt, die wiederum mit viel CGI, allerdings schon nicht den besten, aufgepeppt wurde.

Legend of the Sacred Stone ist dabei ein Film, der an allen Ecken und Enden auseinander platzt und sich in einem fort selbst überbietet, nicht immer ganz zu seinem Gelingen (»This movie is completely insane. It's basically a like a crazy wuxia epic along the lines of Swordsman II, Zu, or Bride with White Hair but with kick-ass puppets.« kann man in den imdb-Kommentaren lesen und dem durchaus zustimmen). Erinnerungen werden allerdings wach an die besten, seligen, beglückenden Momente des actionbetonten Kommerzkinos Hongkongs der Vergangenheit - wäre da eben noch das entscheidende bisschen mehr Finesse in der mise-en-scène, läge der Vergleich mit den Arbeiten Tsui Harks nicht allzu weit entfernt (vor allem sein zweiter Zu-Film kommt gelegentlich in den Sinn). Auch das unbekümmerte anything goes der großartigen Chinese Ghost Story-Reihe klingt mehrmals an (auch wenn deren Charme, freilich, ein ganz unerreichbarer bleibt).

Als Experiment ist Legend of the Sacred Stone weitgehend gelungen, künstlerisch ist er eher etwas uninspiriert. Aber er versprüht nochmals eine gute Dosis von jenem Irrsinn, für den Kino aus Hongkong mal stand, und das ist immerhin schon etwas wert; ein, zwei vergnügliche Stunden allemal.


° ° °




kommentare dazu:



soilworker, Sonntag, 25. Juni 2006, 20:16
Wer aufwändig erstellte Puppentrickfilme mag, dem kann ich noch Strings empfehlen.

Die in anderen Filmen sonst so hinderlichen Fäden der Marionetten sind hier ein wichtiges Storyelement; sie sind die kosmischen Lebensadern, die die Puppen zum Leben erwecken.

Eine fantastische Idee und ein Film, der in jeder Szene einfach schön anzusehen ist.


thgroh, Montag, 26. Juni 2006, 11:13
Ja, der steht auf meiner Liste für die nächsten Ausleihen im Videodrom. :)



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