Das ist überraschend genug: Thüringens Ministerpräsident Althaus fordert 800 Euro bedingungsloses Bürgergeld für alle. Damit hievt sich eine unbedingt führenswerte Debatte endlich auch auf das Tapet der oberen politischen Kreise. Ich will nicht ganz ausschließen, dass es sich hierbei lediglich um eine Kampagne handelt, sich ins Gespräch zu bringen; aber die Forderung steht im politischen Raum und muss jetzt kommentiert und diskutiert werden. Alleine schon das ist begrüßenswert.

Deshalb verlinke ich gerne noch einmal auf ein Weblog, das eine Tagung zum Thema in Videoform dokumentiert hat: grundeinkommen.tv; damit's am Ende nicht heißt, das wäre eine Idee der CDU gewesen...


° ° °




kommentare dazu:



christian123, Freitag, 1. September 2006, 16:02
Die FDP hat sich unter der Bezeichnung "Negative Einkommenssteuer" sowas _Ähnliches_ auch schon recht lange auf die Hutnadel geschrieben. Und bei der brandeins gibt's eine ganze Reihe von teils hochinteressanten Artikeln zu dem Thema. Interessanterweise scheinen gerade manche Turbokapitalisten die Idee ebenso zu hofieren wie diverse Sozialisten, aus verschiedenen Gründen.


thgroh, Freitag, 1. September 2006, 16:17
Dass dieses Thema gerade bei so vielen politischen Strömungen aufpoppt, ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass langsam ein Ende der Fahnenstange absehbar ist: Der ganze bürokratische Apparat zur Bürgerkontrolle ist mittlerweile so verkrustet, so in sich unbeweglich und insgesamt so untauglich geworden, noch irgendetwas in vernünftige bahnen zu lenken, dass er schlicht nicht mehr aus sich heraus zum besseren reformierbar ist. Bestes Beispiel ist ja eben Hartz IV, dieses in der Geschichte wohl grandioseste Scheitern vor sich selbst: Da wird mit einem unfassbaren Aufwand ein lediglich im Mikrobereich operierender Apparat ins Werk gesetzt, von dem ich gar nicht wissen will, was er an Kosten verschlingt, damit ein paar arme Schattengestalten am Rande der Gesellschaft nicht eventuell ein paar warme Mahlzeiten mehr abluchsen als sie es eigentlich "verdient" haben. Das ist Paradoxie in Reinform, ähnlich wie der ganze Kameravideoüberwachungs-Schlonz, wo zur Verhinderung von ein paar Graffitis mehrere Millionen Euro aufgewendet werden, damit kein "Sachschaden " von ein paar 100.000 entsteht... Und langsam dürfte es wohl auch den größten Elendsverwaltern aufgehen, dass es keinen Sinn ergibt, eine immense Summe gesellschaftlichen Reichtums in einen bürokratischen Apparat zu investieren, dessen einzige Funktion es ist, Menschen das Leben schwer zu machen und jegliche Eigeninitiative von vorneherein zu unterdrücken. Da könnte man die Kröten auch gleich beim Lagerfeuer verbrennen, da springt wenigstens noch ein bisschen Wärme raus.

Jedenfalls, jetzt ist es Zeit, Not-My-Kanzlerin Merkel mal beim Wort zu nehmen: "Geht nicht - gibt's nicht", hat sie beim Antritt (oder an Silvester?) gesagt. Genau!

soralis, Freitag, 1. September 2006, 17:57
Das sind genau die Themen, für die auch ein Don Quijote wieder reiten würde. Eine halbwegs gesicherte Existenz und dafür ein Beitrag von "nicht vermarktungsfähiger" Kunst für die Gesellschaft. Zurzeit bin ich ja mit meinem 2 Euro Job, um eine 1000 Jahre Chronik für Bischoffingen auf die Beine zu stellen, in einer halbwegs privilegierten Position, die allerdings im November ein abruptes Ende finden wird. Worauf mir wieder das "nackte Harz IV" blüht. Trotzdem ist mir jetzt schon klar, dass ich das Projekt aus Interesse für das Leben einfacher Menschen weiterführen werde, praktisch für Umme dann und zumindest bis 2010, da wir dann die Tausendjahrfeier der kleinen Kaiserstuhlgemeinde begehen wollen. Überhaupt ist ein Anliegen meines Blogs, Leute darzustellen, die vom Rande der Gesellschaft eine produktive kreative Existenzweise vorleben, ob sie nun filigran Dual-Plattenspieler reparieren können oder so um die 50 anfangen, mit einer wunderbaren Lebensenergie, sich eine Technikerausbildung auf die eigene Berufsbiografie zu satteln. Die Hohlformel vom "lebenslangen Lernen" macht nur Sinn, wenn man Menschen mit ihren Leidenschaften ernst nimmt und vorbehaltlos unterstützt. Der daraus entstehende Nutzen für die Gesellschaft ist greifbar, das erlebe ich jeden Tag.


thgroh, Freitag, 1. September 2006, 18:33
Ja, sehr ähnlich sehe ich das alles auch; ein Bürgergeld würde wieder Energien und Initiativen freisetzen, die einer Gesellschaft, als politische Gemeinschaft verstanden, mittel- bis langfristig nur nutzen können.


soralis, Freitag, 1. September 2006, 20:20
Wann lernen sie endlich, dass es darauf ankommt die Arbeitslosigkeit zu gestalten, statt sie einfach nur zu verwalten. Von den Hetzkampagnen gegen die angeblich faulen, leistungsunwilligen Arbeitslosen mal ganz abgesehen.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch der Frau Aly von der Diakonie in Freiburg danken, die mir diesen Job in Bischoffingen ausfindig gemacht hat. Und zwar war es das Arbeitsamt, oder die Arge wie es jetzt heißt, die mich zum sogn. Fallmanagement der Diakonie abgeschoben hatten, als sie meiner monströsen Erwerbslebensbiographie gewahr wurden.
Wie es der Zufall will ist diese Frau Aly eine Cousine des Alys, der in Historikerkreisen Furore gemacht hat. Nach meiner bisherigen Forschung in Bischoffingen kann ich seine Thesen, untermauert von vielen Interviews, übrigens bestätigen. http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tz_Aly



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