Thema: Filmtagebuch
06. Februar 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
01.02.2005, Filmkunsthaus Babylon; in Anwesenheit des Regisseurs.
»Kapitän Gustav will sich mit seinem Schneckenschiff zur wohlverdienten Ruhe setzen. Mit seiner bunt zusammen gewürfelten Mannschaft aus Mensch und Tier - zu der neben zahlreichen Eingeborenen auch ein Bär, eine Eule und fünf Frösche gehören - strandet er an einer geheimnisvollen Insel. Voller Freude auf den Vorruhestand bereitet er sich auf den Landgang vor. Noch ahnt niemand an Bord, dass im Herzen der Insel ein böser König haust. König Knuffi regiert im Zeichen des Teppichklopfers.« (Wenzel Storch über seinen Film)

» ›So ist unser Geschmack, das wird die Welt nach unserem Gusto sein. Demiurgos gefiel sich in ausgewählten, vollkommenen und komplizierten Materialien, wir geben dem Trödel den Vorrang. Uns entzückt und ergreift einfach das Billige, das Minderwertige, das Trödlerhafte des Materials. Versteht ihr‹, fragte mein Vater, ›den tiefen Sinn dieser Schwäche, dieser Leidenschaft für für buntes Dekorationspapier, für Pappmaché, für Lackfarbe, für Werg und Sägespäne? Das ist‹, sprach er mit schmerzlichem Lächeln, ›unsere Liebe für die Materie als solche, für ihre Flaumigkeit und Durchlässigkeit, für ihre einzigartige mystische Konsistenz. Demiurgos, dieser große Meister und Künstler, macht sie unsichtbar, läßt sie aus dem Spiel des Lebens verschwinden. Wir dagegen lieben ihr Knirschen, ihren Widerstand, ihre klotzige Unzierlichkeit. Uns gefällt es, in jeder Geste, in jeder Bewegung ihre schwerfällige Anstrengung, ihre Ohnmacht, ihre süße Bärenhaftigkeit zu sehen.‹ «
Bruno Scholz: Traktat über die Mannequins oder das zweite Buch Genesis. (in: Die Zimtläden.)

Ein schöner, reicher Film, ein Werk der reinsten Liebe zur Kunst. Wer hier von Trash und Provokation spricht, sich allein am Seltsamen aufzieht, der spricht dabei in zweiter Ordnung doch nur von dem Klotz, der seine Sensoren verklemmt, von seiner Lust an miefiger Durchschnittlichkeit, die die Welt unterteilt ins geliebte Übliche und das nun eigentlich verabscheut, was dessen Sphäre verlässt, dieses nicht fassen kann und also über dünkelhaftes Amüsement seins Platzes verweist. Hier, in diesem Film, liegen Schönheiten verborgen, die noch im Banalsten das Liebreizende betonen, die vom Willen, eine bestaunenswerte Welt zu kreieren, künden. Kino zum Staunen, ganz und gar.
imdb | wenzelstorch.de | filmz.de | angelaufen.de
»Kapitän Gustav will sich mit seinem Schneckenschiff zur wohlverdienten Ruhe setzen. Mit seiner bunt zusammen gewürfelten Mannschaft aus Mensch und Tier - zu der neben zahlreichen Eingeborenen auch ein Bär, eine Eule und fünf Frösche gehören - strandet er an einer geheimnisvollen Insel. Voller Freude auf den Vorruhestand bereitet er sich auf den Landgang vor. Noch ahnt niemand an Bord, dass im Herzen der Insel ein böser König haust. König Knuffi regiert im Zeichen des Teppichklopfers.« (Wenzel Storch über seinen Film)

» ›So ist unser Geschmack, das wird die Welt nach unserem Gusto sein. Demiurgos gefiel sich in ausgewählten, vollkommenen und komplizierten Materialien, wir geben dem Trödel den Vorrang. Uns entzückt und ergreift einfach das Billige, das Minderwertige, das Trödlerhafte des Materials. Versteht ihr‹, fragte mein Vater, ›den tiefen Sinn dieser Schwäche, dieser Leidenschaft für für buntes Dekorationspapier, für Pappmaché, für Lackfarbe, für Werg und Sägespäne? Das ist‹, sprach er mit schmerzlichem Lächeln, ›unsere Liebe für die Materie als solche, für ihre Flaumigkeit und Durchlässigkeit, für ihre einzigartige mystische Konsistenz. Demiurgos, dieser große Meister und Künstler, macht sie unsichtbar, läßt sie aus dem Spiel des Lebens verschwinden. Wir dagegen lieben ihr Knirschen, ihren Widerstand, ihre klotzige Unzierlichkeit. Uns gefällt es, in jeder Geste, in jeder Bewegung ihre schwerfällige Anstrengung, ihre Ohnmacht, ihre süße Bärenhaftigkeit zu sehen.‹ «
Bruno Scholz: Traktat über die Mannequins oder das zweite Buch Genesis. (in: Die Zimtläden.)

Ein schöner, reicher Film, ein Werk der reinsten Liebe zur Kunst. Wer hier von Trash und Provokation spricht, sich allein am Seltsamen aufzieht, der spricht dabei in zweiter Ordnung doch nur von dem Klotz, der seine Sensoren verklemmt, von seiner Lust an miefiger Durchschnittlichkeit, die die Welt unterteilt ins geliebte Übliche und das nun eigentlich verabscheut, was dessen Sphäre verlässt, dieses nicht fassen kann und also über dünkelhaftes Amüsement seins Platzes verweist. Hier, in diesem Film, liegen Schönheiten verborgen, die noch im Banalsten das Liebreizende betonen, die vom Willen, eine bestaunenswerte Welt zu kreieren, künden. Kino zum Staunen, ganz und gar.
imdb | wenzelstorch.de | filmz.de | angelaufen.de
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