Thema: Blaetterrauschen
24. Februar 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Mannmannmann, der Schwachsinn und die Erwachsenenbevormundung im Namen des Jugendschutzes kennt hierzulande keine Grenzen mehr. Nachdem die BPjM eher etwas hilflos zappelnd irgendwelche URLs indizierte, aber de facto kaum eine Möglichkeit besaß, den Zugriff zumal auf ausländischen Servern gelagerte Inhalte zu unterbinden, holt man nun in Zusammenarbeit mit den prominentesten Suchmaschinenanbietern zum Gegenschlag aus und schafft mal eben chinesische Verhältnisse. Heise.de meldet jedenfalls:
"Die Suchmaschinenanbieter Google, Lycos Europe, MSN Deutschland, AOL Deutschland, Yahoo, T-Online und t-info haben heute in Berlin die Gründung einer eigenen Selbstregulierungsorganisation unter dem Dach der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) angekündigt. Das erste große gemeinsame Projekt soll laut Thomas Dominikowski von Lycos die Ausfilterung der von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPJM) indizierten URLs automatisieren. Auf einem Server werden die auf den Index gesetzten URLs abgelegt, so dass die Suchmaschinen zum Abgleich mit ihren Listen rein softwaregestützt darauf zugreifen können. Dabei müssten laut des von den Suchmaschinen unterzeichneten Kodex sichergestellt werden, dass die Links nicht veröffentlicht oder weiterverbreitet werden können, erläutert FSM-Geschäftsführerin Sabine Frank.
..."
Wenn es nach dem Willen der Moralapostel geht, deren Institutions Existenz, nach einer ruhmreichen Karriere im Namen dummdeutscher Befindlichkeiten (wir erinnern uns an die ersten Betätigungen der Bundesprüfstelle in den 50ern, wo man gegen Tarzancomics vorging, weil es deutschen Knaben nicht zuzumuten ist, eines Langhaarigen ansichtig zu werden), heutzutage sinnentleerter denn je ist, soll in Zukunft das deutsche Internet zur abgeschirmten Zone werden. Schon jetzt hört man die Zensurmetze ihre Keyboards rüsten, um auf die Suche nach ausländischen URLs mit zweifelhaftem Inhalt zu gehen. Mal schauen, wann amazon.com für das deutsche Web gesperrt wird, weil dort Filme zugänglich gemacht werden, die hierzulande bei den Moralmüslis nur Naserümpfen hervorrufen.
Kurz und knapp: Gutgemeinte Elendsscheiße ist das, mehr nicht. Bevormundung Erwachsener. BPjM ersatzlos abschaffen. Ist ohnehin eine einer aufgeklärten Demokratie unwürdige Erscheinung, eine Beleidigung für den Verstand jedes Menschen, der diesen zu nutzen sich noch zutraut.
"Die Suchmaschinenanbieter Google, Lycos Europe, MSN Deutschland, AOL Deutschland, Yahoo, T-Online und t-info haben heute in Berlin die Gründung einer eigenen Selbstregulierungsorganisation unter dem Dach der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) angekündigt. Das erste große gemeinsame Projekt soll laut Thomas Dominikowski von Lycos die Ausfilterung der von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPJM) indizierten URLs automatisieren. Auf einem Server werden die auf den Index gesetzten URLs abgelegt, so dass die Suchmaschinen zum Abgleich mit ihren Listen rein softwaregestützt darauf zugreifen können. Dabei müssten laut des von den Suchmaschinen unterzeichneten Kodex sichergestellt werden, dass die Links nicht veröffentlicht oder weiterverbreitet werden können, erläutert FSM-Geschäftsführerin Sabine Frank.
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Wenn es nach dem Willen der Moralapostel geht, deren Institutions Existenz, nach einer ruhmreichen Karriere im Namen dummdeutscher Befindlichkeiten (wir erinnern uns an die ersten Betätigungen der Bundesprüfstelle in den 50ern, wo man gegen Tarzancomics vorging, weil es deutschen Knaben nicht zuzumuten ist, eines Langhaarigen ansichtig zu werden), heutzutage sinnentleerter denn je ist, soll in Zukunft das deutsche Internet zur abgeschirmten Zone werden. Schon jetzt hört man die Zensurmetze ihre Keyboards rüsten, um auf die Suche nach ausländischen URLs mit zweifelhaftem Inhalt zu gehen. Mal schauen, wann amazon.com für das deutsche Web gesperrt wird, weil dort Filme zugänglich gemacht werden, die hierzulande bei den Moralmüslis nur Naserümpfen hervorrufen.
Kurz und knapp: Gutgemeinte Elendsscheiße ist das, mehr nicht. Bevormundung Erwachsener. BPjM ersatzlos abschaffen. Ist ohnehin eine einer aufgeklärten Demokratie unwürdige Erscheinung, eine Beleidigung für den Verstand jedes Menschen, der diesen zu nutzen sich noch zutraut.
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Thema: Berliner Filmgeschehen
Der Berlinale-Hochflug und kurz zuvor die erfreuliche Neueröffnung des schönen Kinos Blow-Up in Prenzlauer Berg sollten einen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Berliner Kinolandschaft derzeit sehr krisengeschüttelt ist. Das traditionsreiche Filmkunsthaus Babylon ist ja schon länger im Gespräch. Nun ist es offiziell: Das Kino schließt am 01. März vorerst die Pforten. Zwar soll es der Absicht des Senats gemäß auch weiterhin ein kommunal orientiertes Repertoireprogramm fahren, doch werden die Mitglieder des bisherigen Betreibervereins hier wohl in Zukunft selbst Tickets für den Eintritt lösen müssen: Eine Weiterarbeit ist seitens des Senats offenbar nicht vorgesehen.
Für mich sehr überraschend kommt die Ankündigung, dass das ebenso traditionsreiche Kino Kosmos, unweit des Frankfurter Tores - von meinem Domizil nur wenige Minuten zu Fuß entfernt - gelegen, vor dem Aus stehen soll. Das Kino - eines der ältesten Kinogebäude der Stadt - war 1998 im Zuge des Kinobooms als erste Cineplex-Stätte Berlins wiedereröffnet worden und besticht durch zahlreiche Säle, einem entsprechend ausgewogenen Programmquerschnitt nahezu aller aktueller Filme (die erfreulich lange gefahren werden) und sehr gute Technik. Ferner ist es aufgrund seiner sehr sozialverträglichen Preisgestaltung bzw. Vergünstigungspolitik (Vorstellungen bis 18 Uhr zum Kinotagtarif, Arbeitslose, Studenten, etc. zahlen grundsätzlich weniger) die Anlaufstelle Nummer 1 für mich gewesen, wenn es um vorrangig kommerzielle Filmkost an freien Nachmittagen geht. Allerdings ist hier das letzte Wort nicht gesprochen: Wenn ein neuer Betreiber gefunden wird, kann der Betrieb aufrecht erhalten werden. Auch den Vorschlag, im finanziell wenig ertragreichen großen Saal (etwa 1000 Plätze!) eine Art Diskothek einzurichten, während die kleineren, aber noch immer sehr moderaten Säle übliche Filmkost anbieten, fände ich sehr in Ordnung.
Eine Zusammenstellung von Nachrichtenmeldungen der Berliner Tageszeitungen zu diesem Thema leistet filmz.de.
Für mich sehr überraschend kommt die Ankündigung, dass das ebenso traditionsreiche Kino Kosmos, unweit des Frankfurter Tores - von meinem Domizil nur wenige Minuten zu Fuß entfernt - gelegen, vor dem Aus stehen soll. Das Kino - eines der ältesten Kinogebäude der Stadt - war 1998 im Zuge des Kinobooms als erste Cineplex-Stätte Berlins wiedereröffnet worden und besticht durch zahlreiche Säle, einem entsprechend ausgewogenen Programmquerschnitt nahezu aller aktueller Filme (die erfreulich lange gefahren werden) und sehr gute Technik. Ferner ist es aufgrund seiner sehr sozialverträglichen Preisgestaltung bzw. Vergünstigungspolitik (Vorstellungen bis 18 Uhr zum Kinotagtarif, Arbeitslose, Studenten, etc. zahlen grundsätzlich weniger) die Anlaufstelle Nummer 1 für mich gewesen, wenn es um vorrangig kommerzielle Filmkost an freien Nachmittagen geht. Allerdings ist hier das letzte Wort nicht gesprochen: Wenn ein neuer Betreiber gefunden wird, kann der Betrieb aufrecht erhalten werden. Auch den Vorschlag, im finanziell wenig ertragreichen großen Saal (etwa 1000 Plätze!) eine Art Diskothek einzurichten, während die kleineren, aber noch immer sehr moderaten Säle übliche Filmkost anbieten, fände ich sehr in Ordnung.
Eine Zusammenstellung von Nachrichtenmeldungen der Berliner Tageszeitungen zu diesem Thema leistet filmz.de.
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