Montag, 11. April 2005
Thema: Hoerkino
Le Tigre: This Island
Die Themen sind nach wie vor wichtig, in einem Endlosloop vorgetragen verkommt das aber schnell zum Gerinnsel mit Koloritcharakter. Auch musikalisch weitgehend Stillstand, bzw. Vollendung der Form, was hier tragisch ist, denn das Spielerische und Freche der Aneignung billiger Technologien, durch das sich die ersten Lebenszeichen der Band (und mehr noch zuvor Kathleen Hannas Soloprojekt Julie Ruin, ohnehin die beste Le-Tigre-Scheibe, die nicht von Le Tigre ist) auszeichneten, weicht hier einer Professionalität, die dem Ganzen nicht gut tut. Ferner erscheint mir fraglich, ob das ewige "Mädchen goes Casio Riot"-Gehoppel nicht auch letzten Endes nur wieder eine Mädchenidentität festschreibt. Mädchen albern eben gerne mit Plastik rum, nach dem Motto. Die Subversion hat sich's bequem gemacht (Klingeltöne auf der Website inklusive), hier braucht's mal eine Unterminierung derselben von guter Seite aus. Im Endeffekt: Same procedure as always, nur nicht ganz so toll wie früher. Eher etwas langweilig.

Daft Punk: Human After All
Bei Daft Punk bin ich immer entzwei gerissen. Zum einen ist da die faszinierende Kraft, die von dem klang- wie performance-ästhetischen Projekt und der Konsequenz, mit der es immer weiter ausformuliert wird, ausgeht, zum anderen gibt's dann auch immer wieder Momente, wo das eigentlich nur noch unheimlich cheesy ist. Natürlich: Hier geschieht schon fast nichts mehr, der Vektor zielt eindeutig nach innen, auf Einigelung. Trotzdem gelingt es Daft Punk in den besten Momenten, wunderbarste Retro-Räume zu entwerfen, die eben doch nie plumpe Nostalgie sind, sondern Emblematisches aus früheren Dekaden zu etwas Neuem verbinden, dem das Alte als möglich Imaginiertes immer auch in zweiter Referenz anhaftet. Will meinen: Neben viel Üblichem so mancher Hit. God bless the skip button!

Oma Hans: Peggy
Jens Rachut ist der beste Geschichtenerzähler, den die hiesige Musiklandschaft hervorbringen konnte. Er macht Social Beat im besten Sinne, erzählt von einer Welt in den Gassen und Sozialbauwohnungen, von Modernisierungsverlierern und solchen, die nie anders konnten als zu scheitern. Dies alles mit einer unprätentiösen Sprache, die mit Minimalismen schon ungeheure Tiefe schafft, Soziotope von unten entwirft. Schon allein dieser Aspekt macht jede Platte mit Rachut-Beteiligun zu einem Event. Doch das Gute an dieser Platte ist, dass hier nun auch endlich wieder die Musike stimmt: Oma Hans waren sicher nie musikalisch schlecht, aber dennoch auch nie so richtig mein Ding. Mit Peggy nun scheint man endlich seine Mitte gefunden zu haben und schließt nahtlos an die Qualitäten früherer Rachut-Projekte an (für meiner einer heißt das: Dackelblut, die ich von allen immer schon am liebsten hatte). Eine wohltuende Platte ist das, von der man weiß, dass sie Wert und Beständigkeit hat. In einer Zeit, wo sich der ganze Indie-Zirkus durch Tageshypes selbst immer weiter ins Delirium kickt und aus der Punkrock-Ecke - wiederum im Indie-Verhältnis zum Indie-Zirkus zu verstehen - kaum mehr was kommt, was irgend von Belang wäre (oder, im schlimmsten Falle - Kettcar -, selbst schon mit offenen Armen in die Langeweile-Falle der Erstgenannten rennt), ist es gut, dass es da in Hamburg wen gibt, der noch Monumente schaffen kann.

Fantomas: Suspended Animation
Mike Patton ist ein Schelm und er bleibt's auch weiterhin. Nach der mir etwas zu gruftig geratenen Delirium Corda hier wieder back to basics, will meinen: Cartoonish Wackiness meets Hardcore-Thrash, vorgetragen von den exzellentesten Musikern, die man sich im ganzen Schwere-Musik-Bereich derzeit nur wünschen kann. Eine übersalzene, nach allen Regeln der Kunst verpfefferte Suppe, die man sich lechzend in den Rachen kippt. Und gleichzeitig leistet Fantomas vielleicht wirklich die adäquateste Repräsentation der Lebenswelt des Medienmenschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Eine äußerere Perspektive auf die Medienhaube hat ein Kunstwerk bislang kaum gestattet.

The Mars Volta: Frances the Mute
Es gibt auf dieser Platte Momente, die einfach nur glänzen, in denen alles richtig ist, die mit einer ungestümen Wildheit alles hinter sich lassen, dass man sich nur noch vor Verzückung hinknien kann. Umso mehr gilt dies, als dies Momente sind, die ansonsten einem "geht mal gar nicht" der populären Musik zuzurechnen sind, dem gitarrejaulenden ProgRock der 70er nämlich. Diese gemeinhin sämige Form, die sich, für mich, vor allem durch eine maximale Emotionslosigkeit (bei maximaler Behauptung des Gegenteils) auszeichnet, wird hier nun wieder als Quell sprudelnden excitements erschlossen, der Herzrasen und Glück sondergleichen produziert. Momente, in denen ich Mars Volta nun auch lieben lernen könnte (alle früheren Inkarnationen fand ich, bestenfalls, wurscht).
Der Konjunktiv macht Sinn: Ich kann es nämlich nicht. Diese Momente sind nämlich eingespeist in ein Stückwerk monumentalen Charakters, das vor allem die Ausstellung eigener Fähigkeiten zum Ziel hat. Die sind vorhanden, gewiss, doch vergisst man bei dieser Ausstellung glatt den Menschen am anderen Ende des Kommunikationstunnels. Der ist dazu verdammt, sich immer noch eine Kreole, immer noch eine Vignette, immer noch einen Break, einen Einschub anzuhören, um in letzter Konsequenz vor dem Geschehen außen vor zu bleiben. Besagte selige Momente sind dabei nicht der Zuckerguss - das wäre zu genießen -, sondern allenfalls die Karotte an der Angel vor dem Esel, zu dem man hier allenthalben gemacht wird. Es hätte ein ewiger Klassiker werden können, eine Wundertüte an Youth Anthems, nach denen es zumindest mich immer wieder gelüstet, herausgekommen ist eine Masturbationssession profilneurotischer Musikermusikanten.

Bloc Party: Silent Alarm
Nett hoppelnder Indie-Pop mit Tanzkante. Wenn einem etwas albern zumute ist, kann man da gut mitmachen und glauben, jetzt mal endlich den heißen Scheiß entdeckt zu haben. Wenn man ehrlich mitgerissen werden will, legt man lieber eine andere, noch zu findende CD ein.


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Thema: good news


Hongkong-Star Jackie Cheung (u.a. A Chinese Ghost Stoy, Flying Daggers, Bullet in the Head, etc.) hat in Hongkong mit Erfolg sein Musical Snow Wolf Lake aufgeführt. Das chinesische Nachrichtenportal Xinhuanet.com berichtet ausführlich (und dankbarerweise auf Englisch). [via]


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