Thema: Filmtagebuch
18.07., UFA Palast Kosmos; Inhalt.
1987 ist das Jahr, in dem die Superhelden Neurotiker, Selbstzweifler und nicht zuletzt Schauplatz menschlicher Aggregatzustände wurden. Sei es Alan Moores meisterhaftes Comic Watchmen, in dem das Genre selbst weidlich zur Disposition gestellt wird, oder Frank Millers Dark Knight Returns, in dem sich eine medial durchhysterisierte Gesellschaft gegen einen alternden Batman richtet, dessen Dämonen auch in seinen letzten Lebensjahren nicht von ihm ablassen wollen. Comics, die das Superheldengenre aufwerteten und einem breiteren Publikum jenseits pubertärer Jungensfantasien erschlossen. Dass sich dies nicht auch auf die filmischen Adaptionen der modernen Mythen ausgewirkt hätte, wäre glatt gelogen: Tim Burtons Batmanfilme, Ang Lees Hulk, der ohnehin auf noir-esque Düsternis ausgelegte Punisher und gerade erst vor kurzem Christopher Nolans atemberaubender Batman Begins machten sich den in den Vorlagen erlangten Grad an Reflexivität zu Nutze.
In The Fantastic Four ist von jenem Geist nun rein gar nichts mehr zu spüren. Das ohnehin vielleicht albernste Franchise aus dem Hause Marvel entpuppt sich als ein eigentümlich konstruiertes Gebilde, in dem zwischen enervierender Dialoglastigkeit, mit der die Probleme der durch radioaktive Strahlung frisch genveränderten Nunmehr-Superhelden auf ungelenke Art einer unterdurchschnittlichen Soap Opera gewälzt werden, und blödelhafter Clipästhetik für die Generation Klingelton changiert wird, dass selbst noch das letzte bisschen Wohlwollen mit Füßen getreten scheint.
Bemerkenswert ist, wie der Film zu sich selbst stolpert: Die Zahl der Minuten ist noch nicht zweistellig, da liegt das Grundgerüst auch schon vollkommen fertig auf dem Tisch und will eigentlich nur noch mit Fleisch angereichert werden. Stattdessen fallen den Machern immer wieder neue Möglichkeiten ein, wie man das Geschehen ziehen und dehnen kann, als würde man Mr. Fantastics Eigenschaft, sich nach Belieben ausdehnen zu können, dramaturgisch abbilden wollen. Und das steinerne Thing weiß immer noch einen blöderen, unwitzigeren Spruch als den vorangegangenen abzuliefern. Die Probleme – Hilfe, wir sind nun Außenseiter! – werden in Manier von Kinderserien verhandelt. „Anders zu sein heißt nicht, dass man weniger wert ist!“, heißt es an einer Stelle, an der die Augen vom Verdrehen schon deutlich zu schmerzen begonnen haben. Überhaupt ist irgendwie alles richtig wurscht an diesem Film: Alles, was man antippt, wird bald schon wieder stehen gelassen, kein Faden, der verfolgt wird, kein Masterplan, der sich abzeichnet. Flache Charaktere, ein Bösewicht von der Stange, allesamt Knallchargen, die fast ausschließlich aus TV-Serien auf die breite Leinwand gesprungen sind. Ein bisschen Materialschlacht, die formalästhetisch nach biederstem Konzept aufgelöst wurden. Kurzum: Hier wurde nichts gewollt, hier gab es keine Vision, kein Stück Großartigkeit sollte erreicht werden – warum schließlich auch? Der Zuschauer hat immerhin schon gezahlt, und ganz offenkundig nichts anderes stand hier im Vordergrund.
The Fantastic Four ist albern und ungemein öde, ein unsagbar morscher, maroder Film. Er steht für einen infantilen Regress im Superheldenfilm, an dessen Ende nur die Teenage Mutant Hero Turtles aus ihren vergessenen Kanälen hervorspringen können.
imdb ~ offizielle Website ~ filmz.de ~ angelaufen.de
1987 ist das Jahr, in dem die Superhelden Neurotiker, Selbstzweifler und nicht zuletzt Schauplatz menschlicher Aggregatzustände wurden. Sei es Alan Moores meisterhaftes Comic Watchmen, in dem das Genre selbst weidlich zur Disposition gestellt wird, oder Frank Millers Dark Knight Returns, in dem sich eine medial durchhysterisierte Gesellschaft gegen einen alternden Batman richtet, dessen Dämonen auch in seinen letzten Lebensjahren nicht von ihm ablassen wollen. Comics, die das Superheldengenre aufwerteten und einem breiteren Publikum jenseits pubertärer Jungensfantasien erschlossen. Dass sich dies nicht auch auf die filmischen Adaptionen der modernen Mythen ausgewirkt hätte, wäre glatt gelogen: Tim Burtons Batmanfilme, Ang Lees Hulk, der ohnehin auf noir-esque Düsternis ausgelegte Punisher und gerade erst vor kurzem Christopher Nolans atemberaubender Batman Begins machten sich den in den Vorlagen erlangten Grad an Reflexivität zu Nutze.
In The Fantastic Four ist von jenem Geist nun rein gar nichts mehr zu spüren. Das ohnehin vielleicht albernste Franchise aus dem Hause Marvel entpuppt sich als ein eigentümlich konstruiertes Gebilde, in dem zwischen enervierender Dialoglastigkeit, mit der die Probleme der durch radioaktive Strahlung frisch genveränderten Nunmehr-Superhelden auf ungelenke Art einer unterdurchschnittlichen Soap Opera gewälzt werden, und blödelhafter Clipästhetik für die Generation Klingelton changiert wird, dass selbst noch das letzte bisschen Wohlwollen mit Füßen getreten scheint.
Bemerkenswert ist, wie der Film zu sich selbst stolpert: Die Zahl der Minuten ist noch nicht zweistellig, da liegt das Grundgerüst auch schon vollkommen fertig auf dem Tisch und will eigentlich nur noch mit Fleisch angereichert werden. Stattdessen fallen den Machern immer wieder neue Möglichkeiten ein, wie man das Geschehen ziehen und dehnen kann, als würde man Mr. Fantastics Eigenschaft, sich nach Belieben ausdehnen zu können, dramaturgisch abbilden wollen. Und das steinerne Thing weiß immer noch einen blöderen, unwitzigeren Spruch als den vorangegangenen abzuliefern. Die Probleme – Hilfe, wir sind nun Außenseiter! – werden in Manier von Kinderserien verhandelt. „Anders zu sein heißt nicht, dass man weniger wert ist!“, heißt es an einer Stelle, an der die Augen vom Verdrehen schon deutlich zu schmerzen begonnen haben. Überhaupt ist irgendwie alles richtig wurscht an diesem Film: Alles, was man antippt, wird bald schon wieder stehen gelassen, kein Faden, der verfolgt wird, kein Masterplan, der sich abzeichnet. Flache Charaktere, ein Bösewicht von der Stange, allesamt Knallchargen, die fast ausschließlich aus TV-Serien auf die breite Leinwand gesprungen sind. Ein bisschen Materialschlacht, die formalästhetisch nach biederstem Konzept aufgelöst wurden. Kurzum: Hier wurde nichts gewollt, hier gab es keine Vision, kein Stück Großartigkeit sollte erreicht werden – warum schließlich auch? Der Zuschauer hat immerhin schon gezahlt, und ganz offenkundig nichts anderes stand hier im Vordergrund.
The Fantastic Four ist albern und ungemein öde, ein unsagbar morscher, maroder Film. Er steht für einen infantilen Regress im Superheldenfilm, an dessen Ende nur die Teenage Mutant Hero Turtles aus ihren vergessenen Kanälen hervorspringen können.
imdb ~ offizielle Website ~ filmz.de ~ angelaufen.de
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