Thema: Filmtagebuch
12. September 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
09.09.2005, Heimkino
Ringo Lams junger Versuch, klassische Motive des Hongkong-Actionkinos (Bruderfreundschaft bis in den Tod, etc.) in eine Szenerie jenseits üblicher Hongkong-Artisterie, die lediglich "Aaaahs!" und "Oooohs" hervorrufen soll, zu transferieren, um so wieder eine neue Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit zu installieren, gelingt nicht ganz. Die Actionszenen zielen nicht auf Überwältigung, sondern auf Wucht, Ringo Lam erzählt eher, als dass er vorführt.
Meisterhaft sind die ersten 10 Minuten, nicht so sehr wegen des Formellen, sondern aufgrund ihrer rigiden Ökonomie. Binnen kürzester Zeit springt der Film von Triadenthriller zu Gefängnisdrama, streift jenen Gefängnisfilm-Existenzialismus, den er in seinem jüngsten Film In Hell so katastrophal verschenkte, und erzählt schon bald die Geschichte eines Mannes, der in jungen Jahren sein Leben vergeudete, die besten im Knast verbrachte, nun, nach diversen politschen Wechseln im Lande frühzeitig entlassen, sauber bleiben will und sich prompt und eh er sich versieht in einem Hotelzimmer mit einem Raketenwerfer wiederfindet, vor dem Fenster die Kundgebung eines politischen Aufsteigers, der um die Ecke gebracht werden soll. Alles spricht gegen ihn, er denkt jedoch nicht daran, den "Job" zu erledigen und hat alsbald buchstäblich viele Parteien (denn das Attentat wird, wenn auch nicht von ihm, so doch, in letzter Sekunde, zum erfolgreichen Beschluss gebracht), die Polizei und alle anderen hinter sich. Ringo Lams Kunst besteht darin, dies alles atemberaubend fix auf den Punkt zu bringen, ohne auf Glaubwürdigkeit und Tiefe zu verzichten, die notwendig sind, ein solches Gefüge der Gehetztheit, das dem folgt, zu etablieren.
Ein Raffinement, das selten im Genrefilm geworden ist. Und auch Ringo Lam vermag es nicht, den anfänglich bereitwillig verschenkten Zucker auf volle Lauflänge vorrätig zu halten. Zuweilen wird es etwas schlicht, die personellen Verstrickungen und Tragödien (derjenige, der den Mann gelinkt hat - oder auch nicht? - , ist natürlich sein Gefährte aus alten Jugendtagen) bleiben bloße Behauptungen. Und Lam will zuviel an Story: Ideal wäre es gewesen, hätte man aus der Überlegung, wie dieser unschuldige "Attentäter" seine Unschuld wider die Umstände unter Beweis stellt, die weiteren Ereignisse - und eben die formale Gestaltung, das Ästhetische - abgeleitet. Doch dieser Aspekt - der zu Beginn vielversprechend über allem liegt - wird zu Gunsten einer politischen Verstrickung, die so recht nichts hergeben will, geopfert, zu Gunsten von ein paar Intrigen, die nicht meisterlich konstruiert sind, was sie sein müssen, wollen sie heutzutage noch bestechen. Darüber gezuckert gibt es actionlastige Auseinandersetzungen, die nicht entschädigen dafür, dass das, aus dem sie resultieren, nicht das ist, was man sich anfangs noch versprach. Mehr als nur Kurzweil ist hier leider nicht drin, trotz allem Potential.
imdb
Ringo Lams junger Versuch, klassische Motive des Hongkong-Actionkinos (Bruderfreundschaft bis in den Tod, etc.) in eine Szenerie jenseits üblicher Hongkong-Artisterie, die lediglich "Aaaahs!" und "Oooohs" hervorrufen soll, zu transferieren, um so wieder eine neue Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit zu installieren, gelingt nicht ganz. Die Actionszenen zielen nicht auf Überwältigung, sondern auf Wucht, Ringo Lam erzählt eher, als dass er vorführt.
Meisterhaft sind die ersten 10 Minuten, nicht so sehr wegen des Formellen, sondern aufgrund ihrer rigiden Ökonomie. Binnen kürzester Zeit springt der Film von Triadenthriller zu Gefängnisdrama, streift jenen Gefängnisfilm-Existenzialismus, den er in seinem jüngsten Film In Hell so katastrophal verschenkte, und erzählt schon bald die Geschichte eines Mannes, der in jungen Jahren sein Leben vergeudete, die besten im Knast verbrachte, nun, nach diversen politschen Wechseln im Lande frühzeitig entlassen, sauber bleiben will und sich prompt und eh er sich versieht in einem Hotelzimmer mit einem Raketenwerfer wiederfindet, vor dem Fenster die Kundgebung eines politischen Aufsteigers, der um die Ecke gebracht werden soll. Alles spricht gegen ihn, er denkt jedoch nicht daran, den "Job" zu erledigen und hat alsbald buchstäblich viele Parteien (denn das Attentat wird, wenn auch nicht von ihm, so doch, in letzter Sekunde, zum erfolgreichen Beschluss gebracht), die Polizei und alle anderen hinter sich. Ringo Lams Kunst besteht darin, dies alles atemberaubend fix auf den Punkt zu bringen, ohne auf Glaubwürdigkeit und Tiefe zu verzichten, die notwendig sind, ein solches Gefüge der Gehetztheit, das dem folgt, zu etablieren.
Ein Raffinement, das selten im Genrefilm geworden ist. Und auch Ringo Lam vermag es nicht, den anfänglich bereitwillig verschenkten Zucker auf volle Lauflänge vorrätig zu halten. Zuweilen wird es etwas schlicht, die personellen Verstrickungen und Tragödien (derjenige, der den Mann gelinkt hat - oder auch nicht? - , ist natürlich sein Gefährte aus alten Jugendtagen) bleiben bloße Behauptungen. Und Lam will zuviel an Story: Ideal wäre es gewesen, hätte man aus der Überlegung, wie dieser unschuldige "Attentäter" seine Unschuld wider die Umstände unter Beweis stellt, die weiteren Ereignisse - und eben die formale Gestaltung, das Ästhetische - abgeleitet. Doch dieser Aspekt - der zu Beginn vielversprechend über allem liegt - wird zu Gunsten einer politischen Verstrickung, die so recht nichts hergeben will, geopfert, zu Gunsten von ein paar Intrigen, die nicht meisterlich konstruiert sind, was sie sein müssen, wollen sie heutzutage noch bestechen. Darüber gezuckert gibt es actionlastige Auseinandersetzungen, die nicht entschädigen dafür, dass das, aus dem sie resultieren, nicht das ist, was man sich anfangs noch versprach. Mehr als nur Kurzweil ist hier leider nicht drin, trotz allem Potential.
imdb
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