Mittwoch, 14. September 2005
13.09.2005, Filmtheater Hackesche Höfe
Tae-suk bricht in Häuser ein, deren Eigentümer verreist sind. Er will nichts stehlen, er will sich nur ein paar Tage sorgsam um den fremden Ort kümmern und dort wohnen. In einer luxuriösen Villa trifft er das unglücklich verheiratete Model Sun-hwa. Eine außergewöhnliche Liebe beginnt. Gemeinsam ziehen sie von einer leer stehenden Wohnung zur nächsten, bis die Polizei ihrem anarchischen Treiben ein vorläufiges Ende bereitet …(Quelle: Pandora Film)
Das Rubbeln der Kleidung über dem Waschbrett. Die nassen Kacheln darunter. Die exakte Sachtheit, mit der Schrauben aus einer defekten Waage geschraubt werden. Ein Fuß auf staubigem Holzboden, gipsig-gekalkte Wände, mit Unebenheiten und Vertiefungen. Eine Hand, die mit ihrem Schatten eins wird. Ein tiefsinniges Grinsen in den Mundwinkeln, das sachte Haut und Fleisch verschiebt. Es gehört zu den vielleicht größten Künsten im Kino, Texturen eine Art sinnliche Haptik, ihnen ihr fühlbares Relief über die Visualität wieder zu verleihen. Kim Ki-Duks Bin-Jip gelingt es, Flächen beim bloßen Ansehen spürbar werden zu lassen. Der Hauch Atem des Gegenüber an der eigenen Lippe, kurz vor dem Kuss, über die Schulter eines Dritten hinweg. Überhaupt Lippen. Zehen unter Tischen, die sich berühren. Keine Worte, nirgends (außer jene, am Ende, auf die es ankommt, in all ihr Profanität notwendig bleiben).

Das Tasten und Fühlen, die Sachtheit des Gleitens - durch die Wohnungen, an den Menschen vorbei - überträgt sich auf den Zuschauer, bis dahin, dass sein Blick mit dem der Figur identisch wird. Irisierende Klänge begleiten dann diese Momente. Geheimnisvoll, tastsam, nie einlullend. Dennoch, wir im Saal, wir sind nicht die. Als die Leiche im Nebenraum entdeckt wird, fällt ein erster, dann der eines zweiten, aber noch nicht unser Blick in das Zimmer.

Man sollte ihn im Kino geworfen haben.


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