Kein gutes Zeichen, wenn mich ein Film nach rund fünf Minuten dazu inspiriert, ein bisschen nebenbei im Netz zu surfen. In der Regel zieht dabei der Film aufmerksamkeitsökonomisch sehr rasch den kürzeren; bei Hirschbiegels Invasion war das gestern Nacht der Fall - ich glaube, man kann ihn sich schenken, auch wenn Kidmans Australo-Akzent freilich sehr niedlich ist. Kurz ein wenig gelacht habe ich, als bei Laufzeit 06:38 eine Digitaluhr im Bild zu sehen ist, die als Uhrzeit 06:45 anzeigt - nun hab' ich's zwar nicht ausgerechnet, aber wenn man den PAL-Speedup miteinbezieht, könnte es sogar sein, dass die Uhrzeitangabe mit der Laufzeitangabe identisch ist. Wäre immerhin hübsch.

+++

Zuletzt waren ein paar Auffrischungen aus meiner Jugend fällig. Kinder, was habe ich die Mad Max-Streifen früher geliebt! Schön festzustellen, dass die Filme bis heute noch verdammt gute Rocker sind. Zugegeben, Teil 3 sackt etwas ab. Die Kinderei in der zweiten Hälfte ist zwar für den Kultur- und Mythenforscher recht interessant und gar nicht mal dumm angelegt, aber wer bitte will sowas bei Mad Max sehen? Dafür begeistert Teil 1, den ich seinerzeit (ich spreche von Zeiten, als ich den Film rein jugendschutzrechtlich gar nicht hätte sehen dürfen, ich war so 12 oder 13, schöne Grüße an dieser Stelle an die BPjM) eher nicht so prall fand, mit unglaublich rabaukiger B-Movie-Madness auf allen Ebenen: So gehen Maverick-Actionfilme und nicht anders! Schön auch zu sehen, dass der Film eigentlich nichts anderes darstellt als eine origin story im Superhelden-Sinne (freilich ohne Superkräfte, aber die hat Maxens Leidgenosse Punisher ja schließlich auch nicht), wie überhaupt auch das völlig seltsam geratene storytelling fasziniert. Teil 2 potenziert die Rabaukerei schließlich unbekümmert vor apokalyptischer Fantasy-Kulisse (und mit wesentlich mehr Budget...) - rein handwerklich betrachtet sicherlich eine der besten Materialschlachten des 80er Jahre Actiongewerbes und auch heute noch schwer beeindruckend.

Wer möchte, erfreut sich hier an diversen Clips.

+++

Eher fremdschämen war indes bei der erneuten Sichtung von Running Man angesagt. Zuletzt gesehen, ich weiß nicht wann, irgendwann lange vor DVD jedenfalls. Abgebucht unter: Knorke Action mit Subversionsvorteil. Erneute Sichtung ergibt: Unfassbar plumpe, uninspirierte Inszenierung im Stil von Action-Vorabendserien (was nicht verwundert: Der Regisseur war in den 70er Jahren Starsky in Starsky & Hutch und vor wie nach Running Man vor allem Fernsehregisseur), eine absolut scheußlich-infantile Synchro ohne Charme, Plotschwächen und Logiklöcher, die Auswüchse annehmen, dass man um die Kontinuität von Raum und Zeit zu bangen beginnt, eine Ausstattung, die von fast jedem zeitgenössischen C64-Jump'n'Run geschlagen wird und ein regelrecht schwachsinniger Begriff von Subversion, die sich insofern eigentlich schon wieder selbst subvertiert, da sie ihre dämliche TV-Kritik rein "inhaltistisch" begreift und eigentlich nur eine Art geläuterten Medienfaschismus als Alternative anbietet, ohne das richtig zu bemerken. Hinzu kommt, dass eigentlich fast alle bösen Gladiatoren an eigener Dummheit und Unvermögen krepieren, dass man sich unweigerlich fragt, ob die sich auch beim Schuhezubinden tödlich verletzen.

Aber eigentlich ist es schon faszinierend, wie so ein Film überhaupt produziert werden, sich am Markt durchsetzen und einen derartigen Kult-Status erlangen konnte. Betrachtet man ihn kontextualisiert, ergibt es sich, dass Arnold zu dieser Zeit eigentlich schon ein Superstar war, dass Actionfilme mit zynisch-dystopischem Szenario durchaus Konjunktur hatten und inszenatorisch wie atmosphärisch schon weitaus elaborierter waren, als eine solche Hinkerei am Krückstock, die ohne den Governor vermutlich straight in die Direct-to-Video-Hölle gereist, im Nachtprogramm der Privatsender verheizt und anschließend in die allgemeine Vergessenheit verabschiedet worden wäre. Immerhin lässt sich zugestehen: Man kann sich über die Schwächen des Films auf wirklich allen Ebenen prächtig amüsieren - im Gegensatz zu anderen B-Movies aber eigentlich wirklich nur über und nicht mit ihm.

Passend: Die DVD, von der der Film gekuckt wurde, ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine der qualitativ schlechtesten, die mir jemals begegnet ist.

+++

Ganz großer Spaß hingegen: Santo en la Veganza de la Momia, ein grobschlächtiges holziges Trash Movie par excellence, offensichtlich im Dauerlauf runtergekurbelt, ohne Sinn und Verstand alle Zutaten zusammengeschmissen und ab in den Kinobetrieb gekotzt. Resultat: Eigentlich gibt's in fast jeder Sequenz was zu entdecken.

So dachte man sich offenbar, dass man Santos absolute Virilität auch dadurch unterstreichen könnte, dass man ihn ständig mit irgendeinem Instrument in der Hand zeigt, dass Authorität und Souveränität ausstrahlt. So ist er in bestens ausgeleuchteten Szenen mit einer leuchtenden Funzel von einer Taschenlampe zu sehen, die nicht im geringsten einen Zweck erfüllt, aber wichtig rüberkommt. Wenn er den Dschungel verlässt, haut Santo demonstrativ mit der Machete um sich, auch wenn das nur ein harmloses Büschel Gras ist, dem auf diese Weise aus dem Leben geholfen wird. Beim schon recht debilen Showdown in einer Höhle zwischen der Mumie aus dem Titel und dem Helden aus dem Titel wird unter anderem wie blöde mit einer Fackel herumgefuchtelt und geworfen, dass irgendwann sogar der offenbar aus brennbarem Material gefertigte Höhlenstein zu brennen beginnt, was freilich die diegetische Realität des Films schwer in Frage stellt.

Nein, ehrlich, was für ein Spaß. Einer, der nach Dosenbier zwar schmeckt, aber manchmal ist stumpf ganz einfach Trumpf.

+++

Bei Snakes on a Plane war mir schon der seinerzeitige Internet-Viral-Hype recht suspekt - ich wähnte Gurkiges unterm Kult-Mantel versteckt im Argen. Auf DVD ergibt sich's denn auch, dass der Film zurecht umgangen wurde; hie und da gibt's gewiss hübsche Geschmacklosigkeiten und ein paar nette Bescheuertheiten. Aber echtes Dosenbier-Feeling geht für meine Begriffe einfach anders. Hier steht Snakes on a Plane dem ähnlich uninteressanten Slither, der kurz zuvor vergeblich an die eher geekigen Unterhaltungs-Horrorfilme vornehmlich der 80er Jahre anzuschließen versucht hatte, eigentlich in nichts nach: Ein bisserl hübsch, weitestgehend uninspiriert, insgesamt recht Wurscht und schnell vergessen.


° ° °




kommentare dazu:





To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.


...bereits 1245 x gelesen