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Vor der Pressevorführung zum neuen Superhypeheldenfilm Dark Knight wollte ich mir Nolans Franchise-Reboot von vor drei Jahren nochmals vergegenwärtigen; seinerzeit hatte ich den Film mit großer Freude im Kino gesehen und als "sehr gelungen" abgespeichert - konkrete Erinnerungen waren indes kaum mehr abzurufen.

Schön, dass auch die zweite Sichtung nicht enttäuscht: Batman Begins ist wunderbar düster und gerade jene besondere Spur zu pathetisch, die ich persönlich am reizvollsten empfinde - weniger wäre allein dem guten Geschmack verpflichtet gewesen (was wirklich keiner ernsthaft wollen sollte), mehr wäre nur mehr aufgeblasen und unerträglicher Kindermist. Nolan - der gerade bei vor allem um die Filmkunst besorgte Kritiker schnell im Verdacht steht, eigentlich nur ein geschicktes Kleverle zu sein (und sicher, mehr als, aber eben, wie ich finde, sehr gediegene, Unterhaltung fabriziert er nicht) - ist in Sachen elegisch-lyrischem noir erfahren genug, um diesem für mich faszinierendsten aller Superhelden (des stehenden Ensembles jedenfalls) genau den richtigen Tonfall zu verpassen.

Dabei unternimmt er einen recht sonderbaren, aber brillanten Zweischritt: Zum einen lässt er Batmans dunklen Seite, in den vorangegangenen, knallig-bunten und schrecklich unansehbaren Batman-Filmen so schmerzlich vernachlässigt, viel Raum und mythologisiert sie regelrecht; zum anderen aber entmythologisiert Nolan nachgerade jene "dunkle Seiten" des Titelhelden, die stets konkret vor Auge standen: Wo hat er seine Gadgets her? Wer bastelt ihm das tolle Auto? Und wieso eigentlich eine Fledermaus? Wurde Batmans Maschinenpark in früheren Filmen stets mit Bruce Waynes unglaublichem Reichtum (allerdings eben unbefriedigend) erklärt, erfährt dieser hier nun eine (wenngleich nicht völlig konsequente) materielle Verankerung im Hier und Jetzt der Figur: Die Batcave ist eine solche ganz buchstäblich und (noch?) weit von jenem unterirdischen Fort Knox mit dem Nimbus des mad scientist entfernt; sämtliche Gadgets müssen erst in Hand- und (dann doch) Laborarbeit erstmal hergestellt und herangeschafft werden. Ein besonderer Aspekt Batmans war schon immer dessen Verwundbarkeit - Batman ist eher man als super: Der Akzent, den Nolan nun in seiner schon im Titel als solche ausgewiesenen Entstehungsgeschichte der Figur nicht nur auf deren seelische Beschädigungen, sondern besonders auf ihre Symbolwerdung und -heranreifung legt, verleiht diesem neuen Batman eine ganz neue Determination: Der Trash-Batman der TV-Serie aus den 60ern bezog seinen Reiz mithin daraus, dass er zu jedem Zeitpunkt und in jeder Problemlage ein (vor allem namentlich) völlig hirnverbranntes, aber gerade jetzt ganz besonders hilfreiches Gadget aus seinem Gürtel zu zaubern vermochte: Technologie als materiell geronnene Magie. Nolans Batman indessen beginnt fürwahr bei Null, wenn jedes Ding zunächst geschaffen, gefertigt und produziert werden muss: Batman, in die Welt geworfen, ent-wirft sich.

Ein bisschen, zugegeben, leidet darunter die Dramaturgie des Films. Nolans noireske Auslotung dieser Person, die sich mühsam zum Symbol aufbaut, nur um - wie Katie Holmes's Figur es am Ende auf einen Satz herunterbricht - darin selbst als persona einzugehen, während seine eigentliche Identität zur Maske wird, greift reichlich Raum; der Blockbuster-Zuckerguss gegen Ende - Gotham droht nach Initiative des teuflischen Scarecrow im Chaos zu versinken - wirkt nachgeschoben, aufgepropft, hektisch auf der Liste abgehakt. Doch dieser Film ist, der Titel sagt es schon, nur der Beginn, das Vorspiel zur eigentlichen Oper: Der Schlussdialog zwischen Commissioner Gordon (großartig und viel zu wenig präsent: Gary Oldman) und Batman ist inhaltlich und funktional ein direkt überleitendes Scharnier zum zweiten Teil und verweist so bereits auf den umfassend epischen Charakter der neuen Batman-Reihe.

Auf deren Fortgang nun bin ich gespannt.


° ° °




kommentare dazu:



frenzy, Dienstag, 29. Juli 2008, 04:07
The Dark Knight wird dich nicht enttäuschen. Für mich der Film des Jahres.


thgroh, Dienstag, 29. Juli 2008, 13:54
And not disappointed I am :)

rrho, Dienstag, 29. Juli 2008, 14:58
Mir war der Pathos genau jenen Tick zuviel, der durch die Handlung nicht mehr gerechtfertigt war. Die Fortsetzung sah ich ganz anders (und freue mich über Gegenmeinungen).

bekay, Samstag, 2. August 2008, 00:09
Zustimmung auf ganzer Linie. So und nicht anders habe ich Batman Begins ebenfalls wahrgenommen!



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