Der Verband der deutschen Filmkritik protestiert gegen die Erhöhung der Akkreditierungsgebühr der Berlinale um 50 Prozent auf nun 60 Euro. (arab) films hat die Pressemitteilung online gestellt.

Der leicht pikierte Tonfall mag der Rhetorik eines Berufsverbandes geschuldet sein, der Sache nach kann ich die Argumentation des Protests, dessen Anstoß - wenn die Akkreditierung klappt - auch mich treffen wird, weitgehend nachvollziehen. Die seitens des Festivals zur Verfügung gestellte Arbeitsinfrastruktur verliert schnell ihren Reiz, war man einmal nach einer Stunde anstehen mit einer rumänischen Tastaturbelegung konfrontiert. Ein Großteil der Presse nutzt deswegen ohnehin den eigenen Laptop und die Unmengen von kommerziellen Internet-Cafés ringsum, um die so auf Treppenstufen und in Cafés entstandenen Texte hochzuladen. Auch die Extragebühren für Kataloge usw. stehen im krassen Missverhältnis zu dieser Gebührenerhöhung.

Andererseits kann ich mir nicht recht vorstellen, dass eine millionenschwere Unternehmung wie die Berlinale auf diese Weise ihr allgemeines Budget signifikant vergrößern möchte. Bei rund 4000 akkreditieren Journalisten jährlich kommen rund 80.000 Euro mehr in die Kassen. Kein zu vernachlässigender Betrag, aber im Maßstab der Berlinale sicher nichts, was deren (in der Tat zweifelhafte) fortschreitende Ausdifferenzierung in Form immer mehr zusätzlicher Neben-, Sonder- und Paraveranstaltungen im nennenswerten Rahmen finanzieren würde.


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kommentare dazu:



p77a, Samstag, 29. November 2008, 13:36
Zeichen des Bedeutungsverlusts des Journalismus
Mich wundert das überhaupt nicht, spiegelt sich darin doch eine weitverbreitete Tendenz wieder. Während des US-Wahlkampfs beispielsweise haben sich viele Journalisten angesehenster Medienhäuser (NYT, WSJ, etc), die zum akkreditierten Presscorps gehörten und Obama über Monate nahezu rund um die Uhr begleiteten bitter beschwert, dass ihre über Jahrzehnte etablierte Sonderrolle zusammengestrichen wurde. Sie bekamen kaum noch exklusive Informationen oder Interviews, ja, sie hinkten teilweise sogar Bloggern hinterher, die ihre Eindrücke von Obama-Auftritten schneller ins Netz stellten.

Und in Italien denken Fußballvereine aktuell darüber nach, Journalisten für Interviews mit ihren Spielern oder Funktionären bezahlen zu lassen.

Durch die Auflösung des Gegensatzes von Content-Produzenten und -Konsumenten durch das Internet verlieren klassische Medien ihre Gatekeeper-Funktion, wodurch sich dann die Machtverhältnisse verschieben: Nun sind Politiker, Fußballvereine oder Filmfestivals nicht mehr so sehr auf Journalisten und deren Berichterstattung angewiesen, und das bekommen die nach und nach zu spüren.



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