Thema: berlinale 2009
05. Februar 09 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Gähn.
In zweifacher Hinsicht. Zum einen ist es gerade tierisch spät und wie in jedem Jahr leide ich auch in diesem am Berlinale-Vorabend an blödsinniger Schlaflosigkeit. Und zum zweiten Gähn, weil, wenn ich ganz ehrlich bin: Als recht prickelnd erscheint mir das Programm der Berlinale dieses Jahr, leider, nicht.
Wie schaut in diesem Jahr meine Planung aus? Soviel wie in den vorangegangenen Jahren werde ich wohl nicht in mein Blog schreiben - zum einen, weil ich dieses Jahr zusammen mit Ekkehard von Cargo, mit Lukas von Dirty Laundry und mit Perlentaucherin Thekla Dannenberg die Berlinale-Besprechung für den Perlentaucher bestreite - was mich ziemlich freut, andererseits auch nicht ganz so wild, spontan und ohne jedes Gegenlesen runter- und reingefetzte Texte gestattet. Und weil ich dieses Jahr auch nur drei Filme vorab sehen konnte und mal schauen, wieviel ich dieses Jahr während dem Festival sehen werde.
Jedenfalls, weil Lukas das hier schon ansprach. Natürlich wird es auch dieses Jahr wieder einen mit dem für solche Zwecke wunderbar geeigneten delicious bestrittenen Berlinale-Ticker mit Lesehinweisen (nicht unbedingt immer -empfehlungen) geben. Hier rechts drüben, in der äußersten Spalte geht das mit ersten Hinweisen schon los: ------->
Und wir leben ja im Jahre 1 nach dem Obama-Wahlkampf auf Twitter. Versteht sich, dass man unter #berlinale dort schon einiges finden kann. Von mir gibt's da unter Geheimnamen auch was zu finden, von Lukas und Ekkehard vielleicht ja auch noch, zumindest sind beide dem Web2.0-Zwitschern ebenfalls nicht grundsätzlich abgeneigt.
Zu den bereits gesehenen Filmen: Einen der drei kann ich ruhigen Gewissens empfehlen: In Zum Vergleich legt Harun Farocki unkommentierte, genau beobachtete Bilder der Ungleichzeitigkeit der Ziegelsteinproduktion weltweit nebeneinander. Nur grob technisiert und offenbar als zelebrierter Bestandteil öffentlichen Lebens geschieht dies in Afrika, in Indien schreitet die Technisierung voran, in Deutschland und Schweiz herrschen volltechnologisierte Arbeitsbedingungen in den Fabriken, am Ende steht da ein (tatsächlich wunderbarer) Roboter, der hübsch anzusehen an einer Ziegelstein-Grafik - ein Stein=ein Pixel - arbeitet. Wichtige, aber nur gestreifte Themen des Films: Technologisierung und Handarbeit, Entfremdung und Entmenschlichung im Wortsinn, die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Eine Reise durch die Geschichte des Menschen, die sich im Raum, nicht in der Zeit entfaltet. Mein Lieblingsmoment: Die gefüllte Schaufel wird zur allgemeinen Überraschung des Publikums in einem gewagten, aber präzisen Manöver in Afrika hoch zum Kollegen aufs Baugerüst geworfen. (Später klappt das mit einem Ziegelstein nicht ganz so gut)
Auch sehenswert, wenngleich nicht blind empfehlenswert, ist Ulli Lommels sehr sonderbarer Absolute Evil, der Noir durch Tarantino betrachtet, Gesten und Posen des amerikanischen Genrekinos an der defizitären Ästhetik des DV-Looks bricht und dabei die zweifelhafte Möglichkeit eines neuen Corman-Exploitationkinos buchstabiert ,ohne dessen Tradition nahtlos fortzusetzen. Nicht wirklich gelungen, nicht wirklich gut, eher ein sonderbares Monstrum, ein sonderbarer Entwurf eines eigenen Autorenkinos. Mit dabei: David Carradine als Echo seiner Performance als zu tötendem Bill, den das unbarmherzige Okular der aufdringlichen Handkamera zu einer Ansammlung von Altersflecken degradiert. Trailer? YouTube!
Nur bei Alternativenmangel zu empfehlen ist die Verfilmung von Rocko Schamonis Buch Dorfpunks. Auch beileibe nicht schlecht, schon auch sympathisch, aber auch einfach nicht wirklich gut. Ein Schuss zuviel Romantik, ein Schuss zu sehr auf heutige Provinzklientel geschielt, deren Lebensgefühl zwischen Sportfreunde Stiller und Dorffestprügeleien mir hier eher Pate gestanden zu haben scheint, als das der zweiten, provinziellen Punkwelle in Deutschland um '84. Andererseits: Ein Festivalfilm mit Slime im Soundtrack hat schon auch was für sich: "Weg mit dem - Scheißsystem!" - ah, those were the days...
... jetzt aber: Gute Nacht. Mögen die Spiele beginnen.
In zweifacher Hinsicht. Zum einen ist es gerade tierisch spät und wie in jedem Jahr leide ich auch in diesem am Berlinale-Vorabend an blödsinniger Schlaflosigkeit. Und zum zweiten Gähn, weil, wenn ich ganz ehrlich bin: Als recht prickelnd erscheint mir das Programm der Berlinale dieses Jahr, leider, nicht.
Wie schaut in diesem Jahr meine Planung aus? Soviel wie in den vorangegangenen Jahren werde ich wohl nicht in mein Blog schreiben - zum einen, weil ich dieses Jahr zusammen mit Ekkehard von Cargo, mit Lukas von Dirty Laundry und mit Perlentaucherin Thekla Dannenberg die Berlinale-Besprechung für den Perlentaucher bestreite - was mich ziemlich freut, andererseits auch nicht ganz so wild, spontan und ohne jedes Gegenlesen runter- und reingefetzte Texte gestattet. Und weil ich dieses Jahr auch nur drei Filme vorab sehen konnte und mal schauen, wieviel ich dieses Jahr während dem Festival sehen werde.
Jedenfalls, weil Lukas das hier schon ansprach. Natürlich wird es auch dieses Jahr wieder einen mit dem für solche Zwecke wunderbar geeigneten delicious bestrittenen Berlinale-Ticker mit Lesehinweisen (nicht unbedingt immer -empfehlungen) geben. Hier rechts drüben, in der äußersten Spalte geht das mit ersten Hinweisen schon los: ------->
Und wir leben ja im Jahre 1 nach dem Obama-Wahlkampf auf Twitter. Versteht sich, dass man unter #berlinale dort schon einiges finden kann. Von mir gibt's da unter Geheimnamen auch was zu finden, von Lukas und Ekkehard vielleicht ja auch noch, zumindest sind beide dem Web2.0-Zwitschern ebenfalls nicht grundsätzlich abgeneigt.
Zu den bereits gesehenen Filmen: Einen der drei kann ich ruhigen Gewissens empfehlen: In Zum Vergleich legt Harun Farocki unkommentierte, genau beobachtete Bilder der Ungleichzeitigkeit der Ziegelsteinproduktion weltweit nebeneinander. Nur grob technisiert und offenbar als zelebrierter Bestandteil öffentlichen Lebens geschieht dies in Afrika, in Indien schreitet die Technisierung voran, in Deutschland und Schweiz herrschen volltechnologisierte Arbeitsbedingungen in den Fabriken, am Ende steht da ein (tatsächlich wunderbarer) Roboter, der hübsch anzusehen an einer Ziegelstein-Grafik - ein Stein=ein Pixel - arbeitet. Wichtige, aber nur gestreifte Themen des Films: Technologisierung und Handarbeit, Entfremdung und Entmenschlichung im Wortsinn, die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Eine Reise durch die Geschichte des Menschen, die sich im Raum, nicht in der Zeit entfaltet. Mein Lieblingsmoment: Die gefüllte Schaufel wird zur allgemeinen Überraschung des Publikums in einem gewagten, aber präzisen Manöver in Afrika hoch zum Kollegen aufs Baugerüst geworfen. (Später klappt das mit einem Ziegelstein nicht ganz so gut)
Auch sehenswert, wenngleich nicht blind empfehlenswert, ist Ulli Lommels sehr sonderbarer Absolute Evil, der Noir durch Tarantino betrachtet, Gesten und Posen des amerikanischen Genrekinos an der defizitären Ästhetik des DV-Looks bricht und dabei die zweifelhafte Möglichkeit eines neuen Corman-Exploitationkinos buchstabiert ,ohne dessen Tradition nahtlos fortzusetzen. Nicht wirklich gelungen, nicht wirklich gut, eher ein sonderbares Monstrum, ein sonderbarer Entwurf eines eigenen Autorenkinos. Mit dabei: David Carradine als Echo seiner Performance als zu tötendem Bill, den das unbarmherzige Okular der aufdringlichen Handkamera zu einer Ansammlung von Altersflecken degradiert. Trailer? YouTube!
Nur bei Alternativenmangel zu empfehlen ist die Verfilmung von Rocko Schamonis Buch Dorfpunks. Auch beileibe nicht schlecht, schon auch sympathisch, aber auch einfach nicht wirklich gut. Ein Schuss zuviel Romantik, ein Schuss zu sehr auf heutige Provinzklientel geschielt, deren Lebensgefühl zwischen Sportfreunde Stiller und Dorffestprügeleien mir hier eher Pate gestanden zu haben scheint, als das der zweiten, provinziellen Punkwelle in Deutschland um '84. Andererseits: Ein Festivalfilm mit Slime im Soundtrack hat schon auch was für sich: "Weg mit dem - Scheißsystem!" - ah, those were the days...
... jetzt aber: Gute Nacht. Mögen die Spiele beginnen.
° ° °
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