Tom Tykwers The International ist wenigstens gutes Genrekino, keineswegs über die ganze Spieldauer aufsehenerregend , aber sympathisch und souverän geradlinig inszeniert. Ein sanfter (!) Hauch von Italothrillern der 70er Jahre schien mir da in der Luft (ich dachte an Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert), auch Parallax View und French Connection waren als Allusion wenigstens im Kolorit anwesend. Wirklich sonderbar an dem Film war aber das Ohr von Clive Owen: Der kriegt zu Beginn gehörig was da drauf geknallt und später es auch noch fast abgeschossen, was einigermaßen blöde aussieht, wie das Blut dann so runtertropft. Dazu passt, dass er in der ersten Sequenz des Films - schön anschmiegsam gedreht vor dem Berliner Hauptbahnhof - das Entscheidende gerade nicht sieht, obwohl es sich vor seinen Augen abspielt, und am Ende dann, per Funkübertragung, das Entscheidende nicht hört. Beim Showdown schließlich sieht er schon wieder etwas Entscheidendes nicht. Wir müssen uns den Sinnesapparat von Clive Owen als mangelbehaftet vorstellen.

David Hudson gefällt der Film nicht so recht, kommt aber auch aufs Ohr des Clive Owen zu sprechen und dass man im Film, was so auch stimmt, manche Fortune Cookie Lines zu hören kriegt. Bei der Platzsuche im grundsätzlich völlig übervollen CinemaxX 7 wechseln wir zwei freundliche Sätze, ich erwähne, völlig im Tran, dass ich keinen Kaffee zu Hause habe.

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Später schaue ich Sion Sonos Love Exposure in der Pressevorführung des Forums (hier mehr Informationen). Vier Stunden Spielzeit, ich will erstmal nur den Anfang sehen, damit locke ich mich ins Kino, bleibe dann aber doch, als die Hauptfigur, Yu, der unter christlichen Verquertheiten seine Maria fürs Leben mit der Fotokamera unter Schulmädchenröcken sucht (das ist nur eine der ziemlich vielen Seltsamkeiten dieses Films), mit schwarzem Hut und schwarzem Damenanzug verkleidet als die (nicht nur) von mir so bewunderte Meiko Kaji auftritt und auch so, in Drag, seine Maria findet, die geradewegs einem dieser Girl-Boss-Filme aus dem Japan der 70er entsprungen sein könnte, in denen junge, straßenkriminelle Deliquentinnen Männerdomänen in Frage stellten. Das ist dann alles sehr seltsam, mal mehr, mal weniger referenzstark, was genannte Filmzusammenhänge betrifft. Und mitunter geht's dann auch in völlig andere Richtungen, die nicht weniger merkwürdig sind.

Beide Filme dann wahrscheinlich morgen ausgiebiger beim Perlentaucher.

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Notwendige alljährliche Trash-Berlinaletaschenkritik, genervtenfalls überlesen: Die Teile sind dieses Jahr neuerlich von ausnehmender Hässlichkeit, dafür aber insofern praktisch, dass diesmal Laptops reinpassen und auch anderes Zeug. Das konnte man von dem besseren Jutesack letztes Jahr nicht behaupten, der sich in Form und Taschen"vielfalt" allenfalls als Transportbehältnis für leeres Pfandgut anbot.

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Morgens Wetter schön und sonnig, fast schon eine Notiz Frühling. Später halt wieder Berlin von seiner schönsten Februarseite, pfüäch.

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Verköstigungstipp: Die Quarkbrötchen bei Lindner am nördlichen Arkadeneingang.


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