Gestern nacht fragte ich noch, ob ich einen Tag vergessen hätte. So langsam entsinne ich mich: Na freilich! Den Tag, an dem ich The Messenger und A History of Israeli Cinema gesehen habe.

Ersterer befasst sich mit jenen Soldaten des US-Militärs, denen die bittere Aufgabe zugewiesen ist, die Nachricht eines gefallenen Soldaten dessen Hinterbliebenen persönlich zu übermitteln. Was großer Zinober mit abgeschmackten Gesten hätte werden können, wird von The Messenger mit den Mitteln des Independentkinos umgesetzt, worin letzten Endes eine ganz spezifische Krux besteht: Viel in The Messenger erwächst nicht direkt aus einer Reflexion von Gegenstand und Form, sondern eher im Angleich an die Konvention: Lange Einstellungen, offener Tonraum und Steve Buscemi sind Indie-Kino und markieren hier auch vor allem nur diese eine Distinktion. Deshalb noch nicht wirklich schlecht, aber unbefriedigend. Ein wenig schade, da mir The Messenger zunächst lange so gut gefiel, dass ich ihn auch weiter eigentlich gut finden wollte.

History of Israeli Cinema (weitere Informationen) entspricht seinem Titel ziemlich exakt: Funktional, um Vermittlung bemüht, Überblick schaffend. Der "geringe" ästhetische Wert der Umsetzung - zuweilen sieht man schon, dass mit arte ein Fernsehsender mitproduzierte - ist hier ein Plus. Eng gebunden an die Geschichte des Staates Israel vermittelt der zweigeteilte Film mit in vier Stunden sehr ausholender Geste einen erhellenden Überblick über Epochen, Abläufe und Besonderheiten des israelischen Kinos. Angefangen von früh-zionistischen Werken der Anfangsphase über erste Satiren gerade /auf/ die zionistische Aufbruchsphase hin zu Slackerfilmen, sentimentalen Dramen mit merkwürdig anmutender Israeli/Araber-Verwechslung und differenziertere Autorenfilme steht hier vor allem das unter jeweiligen historischen Bedingungen sich wandelnde Selbstbildnis moderner Juden und Israelis im Vordergrund. Meines Erachtens einer der spannendsten und sehenswertesten Filme des Festivals - und, dank arte, mit Sicherheit auch in absehbarer Zeit im Fernsehen zu sehen.

Einen schönen Text zu History of Israeli Cinema von Stefan Ripplinger gibt's übrigens in der ersten Ausgabe von Cargo.



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