Thema: Blaetterrauschen
17. September 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Heute vor 50 Jahren wurde die Amerika-Gedenkbibliothek zu Berlin eröffnet. Damit feiert heute die größte deutsche öffentliche Bibliothek - und in der Tat ein wahrer Tempel des Wissens und der Kultur - ihren Geburtstag. Nikolaus Bernau schreibt dazu heute in der Berliner Zeitung:
"Wie in den nordamerikanischen Public Libraries sollten die Bibliotheksangestellten eher Auskunftsstellen und Hilfereichende sein als Herrscher über das Wissen. Belletristik, Kunst, Spiele, aber auch die wissenschaftliche Literatur sollte im Freihandbereich jedem Leser direkt zugänglich sein. Für manchen war das zu viel Freiheit. Der Leser sollte doch vor schädlichen Einflüssen bewahrt und zum kulturell Guten gelenkt werden. Auch um das zu garantieren, waren die deutschen Bibliothekare daran gewöhnt, die Bücher herauszusuchen, so, wie es noch bis 1995 Usus war etwa in der Ost-Berliner Stadtbibliothek. In der AGB entfiel dieser Kontrolleur."
und fasst damit zusammen, was ich - Stammkunde der AGB wie des Berliner Bibliothekenverbundes überhaupt - an dieser Bibliothek so schätze: Die vollkommene Freiheit, mich jederzeit zwischen Godzilla und Godard, zwischen Gruselroman und wissenschaftlicher Literatur entscheiden zu können. Ein Gräuel wäre es, würde irgendein sauertöpfischer Bibliothekar vorentscheiden, was an Honorigem ins Regal zu stellen sei.
Gerade deshalb passt es auch, dass zeitgleich im Spiegel ein regelrechter Haufen Scheiße zu lesen ist: Ein Interview mit Antje Vollmer von den Grünen nämlich, zu dem in schöner Regelmäßigkeit fröhliche Urständ' feierndem Thema "Deutschquote im Radio". Kaum ein Satz, bei dem mir nicht der eine oder andere Kraftausdruck entwischt. Wenn ich das schon lese: Formatradio, Qualitätsschutz, kritische Auseinandersetzung, kulturelle Tradition, vor allem aber: hörenswert. Dieses Hülsengewäsch vom Hörenswerten, vom Hochkulturellen, vom Kritischen.
Was die Vollmer hier dem Spiegel ins Diktiergerät rülpst, ist nichts anderes als das pure Gegenteil der Amerika-Gedenkbibliothek. Vorhören, abwägen, protektieren, fördern statt anbieten, verfügbar machen, entdecken lassen. Die Forderung nach Reformhausradio, jetzt und hier für alle, zur Not "mit Entzug der Sendelizenz" durchgesetzt. Eine zusätzliche Ebene an Dämlichkeit erhält dieses provinzielle Profilierungsgehabe nur durch die zunehmende Relevanz von Online-Radio per Breitband-Internet. Mit einem Schlag stehen dem Einzelnen Tausende von Sender zur Verfügung, die ein Angebot abdecken, das sich die Vollmer mit ihrem Bioregionalismus für GEZ-Empfänger nicht zu erträumen wagt! Und was macht sie? Holt mal eben die Fliegenkatsche "Deutsch-Quote" aus der unteren Schublade des Schreibtisches. Borniert ist gar kein Ausdruck für solches Gehabe ...
"Ich scheiß' auf deutsche Texte" (Die Sterne)
"Wie in den nordamerikanischen Public Libraries sollten die Bibliotheksangestellten eher Auskunftsstellen und Hilfereichende sein als Herrscher über das Wissen. Belletristik, Kunst, Spiele, aber auch die wissenschaftliche Literatur sollte im Freihandbereich jedem Leser direkt zugänglich sein. Für manchen war das zu viel Freiheit. Der Leser sollte doch vor schädlichen Einflüssen bewahrt und zum kulturell Guten gelenkt werden. Auch um das zu garantieren, waren die deutschen Bibliothekare daran gewöhnt, die Bücher herauszusuchen, so, wie es noch bis 1995 Usus war etwa in der Ost-Berliner Stadtbibliothek. In der AGB entfiel dieser Kontrolleur."
und fasst damit zusammen, was ich - Stammkunde der AGB wie des Berliner Bibliothekenverbundes überhaupt - an dieser Bibliothek so schätze: Die vollkommene Freiheit, mich jederzeit zwischen Godzilla und Godard, zwischen Gruselroman und wissenschaftlicher Literatur entscheiden zu können. Ein Gräuel wäre es, würde irgendein sauertöpfischer Bibliothekar vorentscheiden, was an Honorigem ins Regal zu stellen sei.
Gerade deshalb passt es auch, dass zeitgleich im Spiegel ein regelrechter Haufen Scheiße zu lesen ist: Ein Interview mit Antje Vollmer von den Grünen nämlich, zu dem in schöner Regelmäßigkeit fröhliche Urständ' feierndem Thema "Deutschquote im Radio". Kaum ein Satz, bei dem mir nicht der eine oder andere Kraftausdruck entwischt. Wenn ich das schon lese: Formatradio, Qualitätsschutz, kritische Auseinandersetzung, kulturelle Tradition, vor allem aber: hörenswert. Dieses Hülsengewäsch vom Hörenswerten, vom Hochkulturellen, vom Kritischen.
Was die Vollmer hier dem Spiegel ins Diktiergerät rülpst, ist nichts anderes als das pure Gegenteil der Amerika-Gedenkbibliothek. Vorhören, abwägen, protektieren, fördern statt anbieten, verfügbar machen, entdecken lassen. Die Forderung nach Reformhausradio, jetzt und hier für alle, zur Not "mit Entzug der Sendelizenz" durchgesetzt. Eine zusätzliche Ebene an Dämlichkeit erhält dieses provinzielle Profilierungsgehabe nur durch die zunehmende Relevanz von Online-Radio per Breitband-Internet. Mit einem Schlag stehen dem Einzelnen Tausende von Sender zur Verfügung, die ein Angebot abdecken, das sich die Vollmer mit ihrem Bioregionalismus für GEZ-Empfänger nicht zu erträumen wagt! Und was macht sie? Holt mal eben die Fliegenkatsche "Deutsch-Quote" aus der unteren Schublade des Schreibtisches. Borniert ist gar kein Ausdruck für solches Gehabe ...
"Ich scheiß' auf deutsche Texte" (Die Sterne)
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