Thema: Altes Filmtagebuch
16. November 03 | Autor: immo
06.04.2003, Heimkino
schön, wenn man noch auf entdeckungsreise gehen, sich, zum beispiel, neue regisseure erschließen kann. terence malick etwa, dessen opus ja nun wirklich nicht gerade umfangreich, dem kino arsenal und vergleichbaren lichtspielhäusern aber denooch gerne mal eine retrospektive wert ist und auch sonst gerne als kraftvolles werk gewürdigt wird. ich gebe gerne zu: malick kannte ich bislang nur als namen, hier und da ist mir der name schon begegnet, doch selbst seinen letzten film, THE THIN RED LINE, ja doch recht vieldiskutiert, habe ich leider verpasst. schön also, wenn man sich solche regisseure noch erschließen kann. viel schöner jedoch, wenn dies ohne vorbelastung in angriff genommen wird - "jetzt schaue ich mir, endlich, einen film von diesem und jenem an!" -, wenn man, ganz einfach so, über einen film stolpert, von dem man nur recht wenig weiß - ein "road movie" also, aha! - , von dem man erst im nachhinein erfährt, dass der, ach ja!, von genau dem gewesen ist, den man sich eigentlich schon immer mal zur brust nehmen wollte. das ist wirklich besonders schön, weil man, im wahrsten sinne des wortes, was für sich entdeckt hat und nicht nur altbekannte cineastische standards runterbetet, das ist ja auch sowas von langweilig! so also nun geschehen im vorliegenden fall.
BADLANDS ist vor allem verwirrend, gleichzeitig aber auch hypnotisch und von rauher, unwirtlicher, karger schönheit. der tod ist hier überall zugegen: im einführenden off-kommentar von holly wird vom tod der mutter erzählt, ein hund liegt achtlos verwesend am wegesrand, die toten kühe auf dem feld der schlachterei, aufgedunsen in der sonne. wenig später ist dann auch hollys vater tot. erschossen von ihrem lover, kit, denn der vater war gegen die beziehung der beiden. danach leben die beiden, gewissermaßen selbst wie die tiere, in der wildnis, auch hier wieder dann das töten, beiläufig, selbstverständlich. die 15jährige holly betrachtet das ganze - den gewaltsamen tod des vaters, das leben in der wildnis, die anschließende flucht über das land - fast anteilnahmslos, scheint zu gefühlsregungen kaum in der lage. sie stand vor der wahl: outlaw oder nicht. dann eben outlaw. alles, aber nur nicht durchschnittlich sein. ein romantisches motiv, zugegeben, doch denkbar unromantisch seine umsetzung.
von der leicht naiven revolutionsromantik des nur wenig älteren ZABRISKIE POINT oder auch von BLUTIGE ERDBEEREN, die sich beide in ähnlichen kontexten bewegen, ist nur sehr wenig geblieben, dort draußen in den badlands. die revolte verkommt zum bloßen zeichen, etwas james-dean-habitus. ansonsten nur die weite des landes, mitten drin, stets darin gefangen, die beiden ausbrecher, die selbst nicht so recht wissen, warum und gegen was, für was sie eigentlich ausbrechen. für die liebe, möchte man das romantisch nennen, doch gleich zu beginn wird die romantik in ihre schranken verwiesen: die hochzeitstorte von hollys eltern, über die jahre tiefgeforen, schenkt der vater dem totengräber, nach der beerdigung seiner gattin.
gefangen in den konventionen also, der ausbruch ist zum scheitern verurteilt, wird als solcher ja eigentlich gar nicht mehr wirklich wahrgenommen, ganz im gegenteil, holly will bald schon zurück, hat "keine lust" mehr. wie es typisch für diese art der us-amerikanischen road movies ist sieht man auch hier oft weite, ebene landschaftsflächen, in denen sich die figuren bewegen, ein streng gezogener horizont trennt himmel von erde. so sehr die figuren auch mit der welt ringen, die (exzellente) kameraarbeit trägt sorge dafür, dass diese linie niemals durchbrochen wird. eine annäherung bis auf wenige millimeter im bild, das ja, gefangene ihrer umgebung, der umstände, dieses landes bleiben sie dennoch.
ein wunderbarer, großartiger film. danke, liebe sonja - manchmal zetere eben auch ich, mit dem wohlbekannten ergebnis.
schön, wenn man noch auf entdeckungsreise gehen, sich, zum beispiel, neue regisseure erschließen kann. terence malick etwa, dessen opus ja nun wirklich nicht gerade umfangreich, dem kino arsenal und vergleichbaren lichtspielhäusern aber denooch gerne mal eine retrospektive wert ist und auch sonst gerne als kraftvolles werk gewürdigt wird. ich gebe gerne zu: malick kannte ich bislang nur als namen, hier und da ist mir der name schon begegnet, doch selbst seinen letzten film, THE THIN RED LINE, ja doch recht vieldiskutiert, habe ich leider verpasst. schön also, wenn man sich solche regisseure noch erschließen kann. viel schöner jedoch, wenn dies ohne vorbelastung in angriff genommen wird - "jetzt schaue ich mir, endlich, einen film von diesem und jenem an!" -, wenn man, ganz einfach so, über einen film stolpert, von dem man nur recht wenig weiß - ein "road movie" also, aha! - , von dem man erst im nachhinein erfährt, dass der, ach ja!, von genau dem gewesen ist, den man sich eigentlich schon immer mal zur brust nehmen wollte. das ist wirklich besonders schön, weil man, im wahrsten sinne des wortes, was für sich entdeckt hat und nicht nur altbekannte cineastische standards runterbetet, das ist ja auch sowas von langweilig! so also nun geschehen im vorliegenden fall.
BADLANDS ist vor allem verwirrend, gleichzeitig aber auch hypnotisch und von rauher, unwirtlicher, karger schönheit. der tod ist hier überall zugegen: im einführenden off-kommentar von holly wird vom tod der mutter erzählt, ein hund liegt achtlos verwesend am wegesrand, die toten kühe auf dem feld der schlachterei, aufgedunsen in der sonne. wenig später ist dann auch hollys vater tot. erschossen von ihrem lover, kit, denn der vater war gegen die beziehung der beiden. danach leben die beiden, gewissermaßen selbst wie die tiere, in der wildnis, auch hier wieder dann das töten, beiläufig, selbstverständlich. die 15jährige holly betrachtet das ganze - den gewaltsamen tod des vaters, das leben in der wildnis, die anschließende flucht über das land - fast anteilnahmslos, scheint zu gefühlsregungen kaum in der lage. sie stand vor der wahl: outlaw oder nicht. dann eben outlaw. alles, aber nur nicht durchschnittlich sein. ein romantisches motiv, zugegeben, doch denkbar unromantisch seine umsetzung.
von der leicht naiven revolutionsromantik des nur wenig älteren ZABRISKIE POINT oder auch von BLUTIGE ERDBEEREN, die sich beide in ähnlichen kontexten bewegen, ist nur sehr wenig geblieben, dort draußen in den badlands. die revolte verkommt zum bloßen zeichen, etwas james-dean-habitus. ansonsten nur die weite des landes, mitten drin, stets darin gefangen, die beiden ausbrecher, die selbst nicht so recht wissen, warum und gegen was, für was sie eigentlich ausbrechen. für die liebe, möchte man das romantisch nennen, doch gleich zu beginn wird die romantik in ihre schranken verwiesen: die hochzeitstorte von hollys eltern, über die jahre tiefgeforen, schenkt der vater dem totengräber, nach der beerdigung seiner gattin.
gefangen in den konventionen also, der ausbruch ist zum scheitern verurteilt, wird als solcher ja eigentlich gar nicht mehr wirklich wahrgenommen, ganz im gegenteil, holly will bald schon zurück, hat "keine lust" mehr. wie es typisch für diese art der us-amerikanischen road movies ist sieht man auch hier oft weite, ebene landschaftsflächen, in denen sich die figuren bewegen, ein streng gezogener horizont trennt himmel von erde. so sehr die figuren auch mit der welt ringen, die (exzellente) kameraarbeit trägt sorge dafür, dass diese linie niemals durchbrochen wird. eine annäherung bis auf wenige millimeter im bild, das ja, gefangene ihrer umgebung, der umstände, dieses landes bleiben sie dennoch.
ein wunderbarer, großartiger film. danke, liebe sonja - manchmal zetere eben auch ich, mit dem wohlbekannten ergebnis.
° ° °
kommentare dazu:
...bereits 1348 x gelesen