11.04.2003, Heimkino

sommer, sonne, urlaub, äußerlich ist man weit weg von zuhause und in einem drinnen entsteht die leise ahnung des sexualtriebes. etwas staunen darüber und freude gleichermaßen, dann also die erste feurige romanze, die hoffnung auf das baldige "erste mal" - stoff für einen teenie-film also, oder richtig romantisches kino über die zeit, an die sich alle doch immer noch am liebsten erinnern. damals, als alles noch neu war ...

doch breillat nutzt diese vorgaben nicht so, wie man eigentlich erwarten könnte (zumindest, wenn man nicht weiß, wer catherine breillat ist), sie deutet sie um, entwickelt mit unaufdringlichen mitteln ein szenario des steten unbehagens. potenziert den schrecken gerade durch die alltäglichkeit, die unbekümmertheit, mit der der gängige stoff abgeklopft und zerlegt wird. eine moral gibt es in dieser momentaufnahme dieser sublimen, französischen familienhölle nicht, sie wäre auch fehl am platze. moral würde ja bedeuten, dass es anders hätte ablaufen können, dass zumindest der zuschauer, nunmehr mit dem wissen darum ausgestattet, ein anderes leben führen wird. man bleibt allein zurück, viele ratlos, wieder andere brüskiert.

der schluß - der berühmte schluß, möchte man fast schon sagen - ist nur konsequent, bleibt dem film nicht fremd, wie andere meinten, auch wenn er plötzlich einbricht. "don't believe us if you don't want to", sagt anais am ende, nach der katastrophe. man würde ja nur zu gern, allein es fehlt die perspektive.


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