Thema: Filmtagebuch
23. Oktober 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
22.10.2004, Heimkino
Ästhetisch ein glatter Rückfall. Was Siegels erster Teil der Reihe bereits vorskizzierte und das Sequel konsequent weiterschrieb - die "Noir-isierung" des Bildes analog zur narrativen Tradition -, wird bei Fargos Variante geflissentlich unterschlagen: Das Bild wirkt geradezu gefährlich flächig, nicht selten entsteht der Eindruck von TV-Ästhetik. Deswegen nimmt es auch kaum Wunder, dass das Breitbildformat geradewegs sinnlos und als bloßes Zugeständnis an das Kino erscheint, wohingegen die selben Bilder des Films im 4:3-Special der DVD als sinnig erscheinen. Wiewohl nicht narrativ, so doch hinsichtlich der Bildgestaltung verkommt Calahan zum TV-Inspektor.
Auch andere Tugenden der sich in Teil 2 anbahnenden Serialisierung der Motive wurden kaum übernommen. Das beiläufige Meistern einer "kriminellen Situation", in die Calahan durch bloße Präsenz hineinschlittert und die, in ihrer Auflösung, in beiden vorangegangenen Filmen das Paradigma für den Showdown enthält, wird hier geradewegs plump implementiert. Wenn Calahan zu Beginn, in vollkommener Missachtung seiner Auslassungen zu rechtsstaatlichen Methoden in Teil 2, eine Geiselnahme beendet, weil er mit einem Autowagen die Lokalität in Schutt und Asche legt, dann entspricht dies dem Griff zur Bazuka am Ende, als er den zur Geisel genommenen Bürgermeister als Leiche in Kauf zu nehmen bereit ist. Das feine, gewitzte Einflechten solcher "Ankündigungen der Methode" wird ersetzt durch borniertes Draufhauen.
Ähnliches gilt für den Gegenpart - eine militante Revolutionsbewegung erpresst die Stadt -, der hier in der Tat nicht weiter interessiert und schon fast zum MacGuffin gerät. Hier wird eine Tugend sinnlos über Bord geworfen, die den beiden ersten Teilen das Gelingen garantierte. Immerhin verspricht der Aufgriff der Black Panther Bewegung für die Story einiges an Ambivalenz, die sich den Film beinahe schon wieder nahtlos ins etablierte Reihengefüge einreihen lässt, in dieser etwas lustlosen Implementierung dann aber doch als verpasste Möglichkeit erscheint.
Wie auch die Erweiterung um Women's Lib-Diskurse anhand Calahans weiblichen Partners. Zwar entwickelt Dirty Harry 3 in diesem Bereich seine besten Momente, auch das Ende ist, wiewohl es naheliegend ist, in dieser Form überraschend im positiven Sinne. Doch entschädigt dies kaum für einen insgesamt lustlosen, uninspirierten Film. "The dirtiest Harry of them all", wie es der Trailer in Aussicht stellt, entpuppt sich, im Vergleich, als recht hygienebewusst. Auf Eastwoods Interpretation - den folgenden Film inszenierte er in Eigenregie - bin ich dennoch gespannt.
imdb | mrqe
filmtagebuch: clint eastwood
Ästhetisch ein glatter Rückfall. Was Siegels erster Teil der Reihe bereits vorskizzierte und das Sequel konsequent weiterschrieb - die "Noir-isierung" des Bildes analog zur narrativen Tradition -, wird bei Fargos Variante geflissentlich unterschlagen: Das Bild wirkt geradezu gefährlich flächig, nicht selten entsteht der Eindruck von TV-Ästhetik. Deswegen nimmt es auch kaum Wunder, dass das Breitbildformat geradewegs sinnlos und als bloßes Zugeständnis an das Kino erscheint, wohingegen die selben Bilder des Films im 4:3-Special der DVD als sinnig erscheinen. Wiewohl nicht narrativ, so doch hinsichtlich der Bildgestaltung verkommt Calahan zum TV-Inspektor.

Ähnliches gilt für den Gegenpart - eine militante Revolutionsbewegung erpresst die Stadt -, der hier in der Tat nicht weiter interessiert und schon fast zum MacGuffin gerät. Hier wird eine Tugend sinnlos über Bord geworfen, die den beiden ersten Teilen das Gelingen garantierte. Immerhin verspricht der Aufgriff der Black Panther Bewegung für die Story einiges an Ambivalenz, die sich den Film beinahe schon wieder nahtlos ins etablierte Reihengefüge einreihen lässt, in dieser etwas lustlosen Implementierung dann aber doch als verpasste Möglichkeit erscheint.
Wie auch die Erweiterung um Women's Lib-Diskurse anhand Calahans weiblichen Partners. Zwar entwickelt Dirty Harry 3 in diesem Bereich seine besten Momente, auch das Ende ist, wiewohl es naheliegend ist, in dieser Form überraschend im positiven Sinne. Doch entschädigt dies kaum für einen insgesamt lustlosen, uninspirierten Film. "The dirtiest Harry of them all", wie es der Trailer in Aussicht stellt, entpuppt sich, im Vergleich, als recht hygienebewusst. Auf Eastwoods Interpretation - den folgenden Film inszenierte er in Eigenregie - bin ich dennoch gespannt.
imdb | mrqe
filmtagebuch: clint eastwood
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