Thema: Filmtagebuch
Das einstige Aushängeschild des postmodernen Horrorfilms ist schlecht gealtert. Der "Gag" des Films - das beständige, auch innerdiegetisch konkrete Referenzieren auf die Mechanismen, Konventionen und Klassiker des Slasherfilms - wirkt heute wie der berühmte Funke einer Idee, die einen kompletten Film dann aber doch nicht trägt, bzw. wie ein in endloser Insistenz zu Tode gekommener Witz, ganz zu schweigen von der plumpen Bemühtheit, die das rasch ausstrahlt.
Immerhin ganz brauchbar lässt sich an der Gestalt des Films ein ganz anderer Mediendiskurs ablesen: Die Diktatur des Pan & Scan, die mit der immensen Rolle von VHS innerhalb der ökonomischen Verwertungslogik der Filmproduktion seit den 80er Jahren einher geht und die Ästhetik der Filme von ihrer Zweitverwertung her unter die Knute zwingt: Kaum ein Bild in diesem Film, das auch nur ansatzweise Gebrauch machen würde von den Potenzialen des weiten Bildformats, fast jedes verhungert an den Rändern zu mindestens einem Drittel, weil sich schlicht nichts darin befindet oder gar tut, was für den Film von Belang wäre.
Immerhin ganz brauchbar lässt sich an der Gestalt des Films ein ganz anderer Mediendiskurs ablesen: Die Diktatur des Pan & Scan, die mit der immensen Rolle von VHS innerhalb der ökonomischen Verwertungslogik der Filmproduktion seit den 80er Jahren einher geht und die Ästhetik der Filme von ihrer Zweitverwertung her unter die Knute zwingt: Kaum ein Bild in diesem Film, das auch nur ansatzweise Gebrauch machen würde von den Potenzialen des weiten Bildformats, fast jedes verhungert an den Rändern zu mindestens einem Drittel, weil sich schlicht nichts darin befindet oder gar tut, was für den Film von Belang wäre.
° ° °
kommentare dazu:
rotten_rita,
Sonntag, 27. Juni 2010, 21:33
jedoch
a) die Referenzen aus das Genre sind doch der Bestandteil von Teenie-Slashern – nie wissen die, dass Sex im Wald tödlich ist, und von Zombies haben sie auch noch nie gehört. Seit Scream wird das innerdiegetisch thematisiert, und verglichen mit Michael Bay ist das dort noch recht … elegant.
b) ich weiß, was du meinst, finde die Formulierung dennoch gefährlich. Bei Godards "Le Mépris" ist im zweiten drittel des Films, wenn sie in der noch unfertigen Wohnung umher laufen, oft gut die Hälfte des Bildes einfach leer – und trotzdem ergibt das eine gewaltige Spannung im Bild, die den Film zu einem der besten Scope-Filme macht.
Gut Wes Craven ist nicht Godard und Mark Irvin nicht Raoul Coutard, aber dennoch verdankt Scream seine Spannung nicht zuletzt auch einem geschickten Einsatz des hors-champ, der über Bedrohung aus dem Off und Subjektive des Killers weit hinaus geht.
b) ich weiß, was du meinst, finde die Formulierung dennoch gefährlich. Bei Godards "Le Mépris" ist im zweiten drittel des Films, wenn sie in der noch unfertigen Wohnung umher laufen, oft gut die Hälfte des Bildes einfach leer – und trotzdem ergibt das eine gewaltige Spannung im Bild, die den Film zu einem der besten Scope-Filme macht.
Gut Wes Craven ist nicht Godard und Mark Irvin nicht Raoul Coutard, aber dennoch verdankt Scream seine Spannung nicht zuletzt auch einem geschickten Einsatz des hors-champ, der über Bedrohung aus dem Off und Subjektive des Killers weit hinaus geht.
thgroh,
Sonntag, 27. Juni 2010, 23:40
a) weil es woanders schlechter ist, wird es dadurch aber noch nicht besser. in "scream 1" (teil 2 ist da etwas cleverer) wirkt das - für mich, für heute - mitunter schrecklich draufgepfropft (und nervig).
b) leere bilder sind nicht grundsätzlich etwas falsches, wie umgekehrt übervolle bilder nicht grundsätzlich gut sind, gewiss. einen rechten mehrwert (außer den, dass bei der verwertung auf VHS kein informationsverlust entsteht) konnte ich in den zentrierten und an den rändern ungenutzten bildkompositionen hingegen nicht recht erkennen (und der hors-champs ist, soweit ich mich jetzt an die sichtung erinnere, auch nicht direkt eine konsequenz daraus, dass sich der film lediglich für sein bildzentrum interessiert).
b) leere bilder sind nicht grundsätzlich etwas falsches, wie umgekehrt übervolle bilder nicht grundsätzlich gut sind, gewiss. einen rechten mehrwert (außer den, dass bei der verwertung auf VHS kein informationsverlust entsteht) konnte ich in den zentrierten und an den rändern ungenutzten bildkompositionen hingegen nicht recht erkennen (und der hors-champs ist, soweit ich mich jetzt an die sichtung erinnere, auch nicht direkt eine konsequenz daraus, dass sich der film lediglich für sein bildzentrum interessiert).
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