Thema: Filmtagebuch
18. November 03 | Autor: immo | 0 Kommentare | Kommentieren
17.11., Kino Balàsz
Die Idee an sich ist eine reizvolle: Die Kriminalitässtatistik eines idyllischen Städtchens irgendwo in Schweden tendiert seit Jahren gefährlich gegen 0.Weil die schrulligen Provinzcops nun deshalb einer Schließung ihrer Station entgegen sehen, inszeniert man selbst ein Verbrechen nach dem nächsten. Was rasantes und gewitztes Treiben verspricht, entpuppt sich lediglich als derbes Lustspiel aus dem Bauerntheater, filmisch behäbig und zotig dargeboten.
Nein, es ist nicht witzig und auch nicht spritzig, etwas minderbemittelten Cops dabei zuzusehen, wie sie eine entflohene Kuh auf dem Dorfplatz einfangen. Es ist auch nicht witzig, wenn's den Einen beim Bowling gepflegt auf die Fresse haut. Oder die üblichen "Wir sind zwar aneinandergekettet, aber ich muss trotzdem scheißen!"-Zoten. Und über einen in den Bilderwelten der Polizeithriller lebenden Cop, der bei jeder Gelegenheit unbeholfen über Motorhauben hechtet und dabei irgendwelches "Fucking-Fucker-You Fuck-With-Me-Motherfucker"-Kauderwelsch von sich gibt, vermag ich auch nur sehr bedingt, wenn überhaupt zu schmunzeln. Wie überhaupt die eingestreuten Parodien: Imaginierte Gangster werden im Matrix-Stil außer Gefecht gesetzt, ebenso imaginierte Schußwechsel versuchen das Element der Groteske in der Ästhetik zeitgenössischer US-Actionkracher zu entlarven. Wie das Projekt der unbeholfenen Cops geht natürlich auch dieser Schuß nach hinten los: Wenn schon die Filme sich selbst recht ernst nehmen, so nimmt kein Mensch mehr dieselbst wirklich ernst. Bewusst übertrieben inszenierte Shoot-Outs bieten die ironische Rezeption selbst schon als mögliche, wenn auch unausgesprochene Option an und diese wird - man blicke sich nur mal in den Kinosälen um - auch dankbar angenommen. Wenn der Europäer hier nun also versucht, das Alberne und Groteske in der Kultur des Amerikaners zu enttarnen, dann enttarnt er in diesem Falle nur sich selbst als dümmlich pöbelnden Trampel. Ein Lustspiel aus dem Bauerntheater, eben. Blickt man dann noch im Nachhinein in die Kritiken, wird daraus schnell ein Trauerspiel.
Beim Gang aus dem Saal noch aufgeschnappt: "Prima, wie da auch den Amis mal endlich hintenrum eins reingewürgt wird." Quod erat demonstrandum, ich strecke die Waffen.
imdb | mrqe | links@filmz.de | pressespiegel@angelaufen.de
Die Idee an sich ist eine reizvolle: Die Kriminalitässtatistik eines idyllischen Städtchens irgendwo in Schweden tendiert seit Jahren gefährlich gegen 0.Weil die schrulligen Provinzcops nun deshalb einer Schließung ihrer Station entgegen sehen, inszeniert man selbst ein Verbrechen nach dem nächsten. Was rasantes und gewitztes Treiben verspricht, entpuppt sich lediglich als derbes Lustspiel aus dem Bauerntheater, filmisch behäbig und zotig dargeboten.
Nein, es ist nicht witzig und auch nicht spritzig, etwas minderbemittelten Cops dabei zuzusehen, wie sie eine entflohene Kuh auf dem Dorfplatz einfangen. Es ist auch nicht witzig, wenn's den Einen beim Bowling gepflegt auf die Fresse haut. Oder die üblichen "Wir sind zwar aneinandergekettet, aber ich muss trotzdem scheißen!"-Zoten. Und über einen in den Bilderwelten der Polizeithriller lebenden Cop, der bei jeder Gelegenheit unbeholfen über Motorhauben hechtet und dabei irgendwelches "Fucking-Fucker-You Fuck-With-Me-Motherfucker"-Kauderwelsch von sich gibt, vermag ich auch nur sehr bedingt, wenn überhaupt zu schmunzeln. Wie überhaupt die eingestreuten Parodien: Imaginierte Gangster werden im Matrix-Stil außer Gefecht gesetzt, ebenso imaginierte Schußwechsel versuchen das Element der Groteske in der Ästhetik zeitgenössischer US-Actionkracher zu entlarven. Wie das Projekt der unbeholfenen Cops geht natürlich auch dieser Schuß nach hinten los: Wenn schon die Filme sich selbst recht ernst nehmen, so nimmt kein Mensch mehr dieselbst wirklich ernst. Bewusst übertrieben inszenierte Shoot-Outs bieten die ironische Rezeption selbst schon als mögliche, wenn auch unausgesprochene Option an und diese wird - man blicke sich nur mal in den Kinosälen um - auch dankbar angenommen. Wenn der Europäer hier nun also versucht, das Alberne und Groteske in der Kultur des Amerikaners zu enttarnen, dann enttarnt er in diesem Falle nur sich selbst als dümmlich pöbelnden Trampel. Ein Lustspiel aus dem Bauerntheater, eben. Blickt man dann noch im Nachhinein in die Kritiken, wird daraus schnell ein Trauerspiel.
Beim Gang aus dem Saal noch aufgeschnappt: "Prima, wie da auch den Amis mal endlich hintenrum eins reingewürgt wird." Quod erat demonstrandum, ich strecke die Waffen.
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