Thema: Altes Filmtagebuch
20. November 03 | Autor: immo
22.04.2003, Kino Arsenal
Cronenbergs frühes Kinoschaffen reiht sich, ganz klar, noch in die lange Traditionslinie des klassischen Exploitationkinos ein. RABID ist da keine Ausnahme: die Darstellerin hat ihr Handwerk im Porno gelernt, T-Shirts sind dafür da, ausgezogen, zumindest aber nassgespritzt zu werden, die Spielhandlung wird hölzern dargeboten, ist in ihrer Ausformulierung vor allem der Lust am grellen Effekt geschuldet und, natürlich, weitgehend hanebüchen. Für schöngeistige Cineasten sicherlich kein erfreuliches Erlebnis, für denjenigen aber, der es gerne auch mal wild mag, für den auch alte Midnite-Movies noch ihren Reiz haben, ist dieser Film, wie nicht weniges aus der scheinbar unerschöpfbaren Schatztruhe der Exploitation, ein kleines Fest.
Das liegt zum einen natürlich an Cronenberg selbst, der, wie auch in seinen anderen Filmen aus der Zeit, bevor er mit VIDEODROME auch dem Feuilletonisten Servierbares abgeliefert hat, mit den Regularien klassischer Horrorkost spielt wie kein zweiter, die gängigen Mythen, wenn auch immer unter Gesichtspunkten ihrer Ausbeutbarkeit im Sinne der Sensation, in ein zeitgenössisches Ambiente übersetzt. Dort gibt es natürlich keine Angst mehr vor alten Aristokraten, die einem jüngst emanzipierten Bürgertum unter Umständen desnächtens das Blut aussaugen, hier gibt es die Angst vor einer nur allzu leichtfertig gehandhabten Wissenschaft: nach einer Hauttransplantation mutiert die Achselhöhle von Rose zu einem, wer hätte es gedacht, natürlich dornenbewehrten Zwitterding aus Vagina und Penis, mit dem sie in Momenten der Apathie ihren Opfern das Blut anzapft. Diese Opfer wandern hernach als tollwütige, nun ja, nennen wir sie mal so, "Zombies" durch die Stadt und sorgen für Tod und Entsetzen. Binnen kürzester Zeit herrscht der Ausnahmezustand in Toronto.
Eine furchteinflößende Dystopie, die Cronenberg da geschaffen hat, durch und durch pessimistisch entblättert er ein soziales System, das von innen heraus, unrettbar, den Bach runter geht, im Chaos versinkt. Das klassische Böse gibt es nicht mehr, Rose, die das Elend über die Stadt und, vermutlich, auch über die Welt bringt, ist selbst nur Opfer, verzweifelt selbst ob des Ausmaßes ihrer Triebtaten. Das stärkste Bild am Ende: in Zeitlupe werfen seuchenschutzmaskierte Soldaten Rose' starren Leichnam in einen verdreckten Müllwagen: Der Mensch, oder besser: was von ihm übrig bleibt, ist nur noch Menschenmüll. Eindringlich. Gänsehaut.
Cronenbergs frühes Kinoschaffen reiht sich, ganz klar, noch in die lange Traditionslinie des klassischen Exploitationkinos ein. RABID ist da keine Ausnahme: die Darstellerin hat ihr Handwerk im Porno gelernt, T-Shirts sind dafür da, ausgezogen, zumindest aber nassgespritzt zu werden, die Spielhandlung wird hölzern dargeboten, ist in ihrer Ausformulierung vor allem der Lust am grellen Effekt geschuldet und, natürlich, weitgehend hanebüchen. Für schöngeistige Cineasten sicherlich kein erfreuliches Erlebnis, für denjenigen aber, der es gerne auch mal wild mag, für den auch alte Midnite-Movies noch ihren Reiz haben, ist dieser Film, wie nicht weniges aus der scheinbar unerschöpfbaren Schatztruhe der Exploitation, ein kleines Fest.
Das liegt zum einen natürlich an Cronenberg selbst, der, wie auch in seinen anderen Filmen aus der Zeit, bevor er mit VIDEODROME auch dem Feuilletonisten Servierbares abgeliefert hat, mit den Regularien klassischer Horrorkost spielt wie kein zweiter, die gängigen Mythen, wenn auch immer unter Gesichtspunkten ihrer Ausbeutbarkeit im Sinne der Sensation, in ein zeitgenössisches Ambiente übersetzt. Dort gibt es natürlich keine Angst mehr vor alten Aristokraten, die einem jüngst emanzipierten Bürgertum unter Umständen desnächtens das Blut aussaugen, hier gibt es die Angst vor einer nur allzu leichtfertig gehandhabten Wissenschaft: nach einer Hauttransplantation mutiert die Achselhöhle von Rose zu einem, wer hätte es gedacht, natürlich dornenbewehrten Zwitterding aus Vagina und Penis, mit dem sie in Momenten der Apathie ihren Opfern das Blut anzapft. Diese Opfer wandern hernach als tollwütige, nun ja, nennen wir sie mal so, "Zombies" durch die Stadt und sorgen für Tod und Entsetzen. Binnen kürzester Zeit herrscht der Ausnahmezustand in Toronto.
Eine furchteinflößende Dystopie, die Cronenberg da geschaffen hat, durch und durch pessimistisch entblättert er ein soziales System, das von innen heraus, unrettbar, den Bach runter geht, im Chaos versinkt. Das klassische Böse gibt es nicht mehr, Rose, die das Elend über die Stadt und, vermutlich, auch über die Welt bringt, ist selbst nur Opfer, verzweifelt selbst ob des Ausmaßes ihrer Triebtaten. Das stärkste Bild am Ende: in Zeitlupe werfen seuchenschutzmaskierte Soldaten Rose' starren Leichnam in einen verdreckten Müllwagen: Der Mensch, oder besser: was von ihm übrig bleibt, ist nur noch Menschenmüll. Eindringlich. Gänsehaut.
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