24.04.2003, Akademie der Künste

Für Cronenbergs Debut-Langfilm gilt ähnliches wie für den kurz zuvor gesehenen RABID: Exploitationkino at its best! Bereits im Heimkino gefällt mir dieser kleine Sleaze-Streifen ja schon überaus gut, auf der Leinwand ist der Film schlichtweg ein Genuß. Ähnlich wie später in RABID geht es auch hier um eine Seuche, die sich schlagartig ausbreitet und ihre Opfer zu "Zombies" werden lässt, zu entfesselten "Lustzombies" um genau zu sein. Wieder ist's eine wissenschaftliche Errungenschaft - ein künstlich gezüchteter Parasit, der Funktionen verlustig gegangener Organe simulieren kann, jedoch auch, um's mit Freud zu sagen, "Ich" und "Überich" ausschaltet, den Menschen zum reinen "Id" reduziert -, die für alles verantwortlich ist. Schauplatz diesmal keine Stadt, sondern ein fernab von jener platzierter Luxus-Hochhauskomplex, der mit seinen Möglichkeiten und Angeboten jedoch mindestens eine ganze Stadt in sich vereint. Das peppt das ganze doch gleich noch mit etwas Konsumkritik auf, auch wenn's, genau genommen, eine reichlich antimodernistische ist.

Dort, in jenem Komplex, grassiert also jener Parasit, ein überdimensionierter Blutegel, der - wir befinden uns im Exploitationkino der 70er - natürlich über's Küssen weitergegeben wird. Die Bewohner fallen lüstern übereinander her, Orgien bald wohin man schaut. Cronenbergs dystopische Vision der sexuellen Revolution, wie sie die naiven 60er noch wenige Jahre zuvor proklamiert hatten und die in den 70ern doch einiges an Naivität verloren hat. Die Welt versinkt in der Triebhaftigkeit.

Gänsehaut auch hier wieder gegen Ende, natürlich, in jener Szene im Swimming Pool. Auch hier wieder der gekonnte Einsatz von Zeitlupe: Lynn Lowry taucht aus dem Wasser auf, wendet uns ihren lasziven Blick zu, erblickt ihren ehemals Geliebten, Paul Hampton, der sich bis zuletzt gegen die Lustseuche gewehrt hat, inmitten enthemmter Lustzombies, wendet sich ihm zu, küsst ihn. Der Parasit wird weitergegeben, es gibt kein Entkommen.

Großartig, einfach nur großartig!


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