Thema: Filmtagebuch
27. November 04 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
24.11.2004, Heimkino
Plansequenzen rahmen diesen Film: Beide beinhalten Action, viel davon sogar, doch die Kamera bleibt ruhig, dramatisiert über das bloß logistische Spektakel langer, schnittloser Sequenzen hinaus das Geschehen nicht. Es sind Momente, in denen uns die Kamera in den Mittelpunkt eines Geschehens stellt, mit dem sie augenscheinlich nichts zu tun hat, als wäre sie das Auge eines unbeteiligten, emotionslosen Betrachters: Sie greift nicht ein, bedingt die Drastik der Eindrücke nicht mit, bleibt fast schon anti-dramatisch. Dies hat bei Johnnie To, dem Meister der Subversion in eingefahrenen Genres, selbstverständlich Grund.
Dieser ist im Plot zu suchen: Nachdem die Hongkonger Polizei unter den Augen der Medien einen Einsatz gründlich verbockt hat, hat sie mit massiven Imageschäden zu kämpfen, auch wenn sie, rein statistisch gesehen, eigentlich recht gut dastehen sollte. Doch Medien formen Realität. Also nutzt man die Medien, um eine "Show" abzuziehen: Ein Großeinsatz wird maßgeblich unter Miteinbeziehung der lokalen Medien geplant und vollzogen. Medien formen Realität, überformen und bedingen sie. Was durch die Linse der Kamera beobachtet wird, verändert sich. Schon alleine, weil der Raum des Objekts auch der der Kamera ist. Und auch die Verbrecher nutzen die Medien für ihre Zwecke: In einem mehrstöckigen Wohnhaus kommt es zur Auseinandersetzung, in der Dinge vorrangig auch deshalb geschehen, damit sie gefilmt werden können (und wenn es nur Hunderte von genüsslich Mittagspause machenden Polizisten sind).
Die Plansequenzen sind jenseits dessen angesiedelt. Sie simulieren Medienabwesenheit, während das medial überformte Geschehen im Wohnhaus mittels harscher Schnitte, ästhetisch markierten Medienwechseln auf der Bildebene und dergleichen ganz eigene Dynamiken entwickelt. Zwar ist dies im Ergebnis nicht immer ganz bis zum Ende gedacht, aber bei To reicht oft schon ein Gedanke, eine Idee, um einen Film, gewissermaßen als Live-Experiment, zu tragen und zu rechtfertigen. Bei einem Output von drei bis vier Filmen im Jahr auch kein Problem. Und so gelingt es Breaking News, jenseits solcher Inszenierungskonzeptionen ein im übrigen auch ganz hervorragender Actionfilm, schon allein aufgrund der Experimentierfreudigkeit und dem grundlegenden Interesse seines Machers, neue Wege zu begehen, Film immer wieder neu als Herausforderung zu begreifen, zu überzeugen.
imdb | mrqe | johnnie to auf lovehkfilm.com
Plansequenzen rahmen diesen Film: Beide beinhalten Action, viel davon sogar, doch die Kamera bleibt ruhig, dramatisiert über das bloß logistische Spektakel langer, schnittloser Sequenzen hinaus das Geschehen nicht. Es sind Momente, in denen uns die Kamera in den Mittelpunkt eines Geschehens stellt, mit dem sie augenscheinlich nichts zu tun hat, als wäre sie das Auge eines unbeteiligten, emotionslosen Betrachters: Sie greift nicht ein, bedingt die Drastik der Eindrücke nicht mit, bleibt fast schon anti-dramatisch. Dies hat bei Johnnie To, dem Meister der Subversion in eingefahrenen Genres, selbstverständlich Grund.
Dieser ist im Plot zu suchen: Nachdem die Hongkonger Polizei unter den Augen der Medien einen Einsatz gründlich verbockt hat, hat sie mit massiven Imageschäden zu kämpfen, auch wenn sie, rein statistisch gesehen, eigentlich recht gut dastehen sollte. Doch Medien formen Realität. Also nutzt man die Medien, um eine "Show" abzuziehen: Ein Großeinsatz wird maßgeblich unter Miteinbeziehung der lokalen Medien geplant und vollzogen. Medien formen Realität, überformen und bedingen sie. Was durch die Linse der Kamera beobachtet wird, verändert sich. Schon alleine, weil der Raum des Objekts auch der der Kamera ist. Und auch die Verbrecher nutzen die Medien für ihre Zwecke: In einem mehrstöckigen Wohnhaus kommt es zur Auseinandersetzung, in der Dinge vorrangig auch deshalb geschehen, damit sie gefilmt werden können (und wenn es nur Hunderte von genüsslich Mittagspause machenden Polizisten sind).
Die Plansequenzen sind jenseits dessen angesiedelt. Sie simulieren Medienabwesenheit, während das medial überformte Geschehen im Wohnhaus mittels harscher Schnitte, ästhetisch markierten Medienwechseln auf der Bildebene und dergleichen ganz eigene Dynamiken entwickelt. Zwar ist dies im Ergebnis nicht immer ganz bis zum Ende gedacht, aber bei To reicht oft schon ein Gedanke, eine Idee, um einen Film, gewissermaßen als Live-Experiment, zu tragen und zu rechtfertigen. Bei einem Output von drei bis vier Filmen im Jahr auch kein Problem. Und so gelingt es Breaking News, jenseits solcher Inszenierungskonzeptionen ein im übrigen auch ganz hervorragender Actionfilm, schon allein aufgrund der Experimentierfreudigkeit und dem grundlegenden Interesse seines Machers, neue Wege zu begehen, Film immer wieder neu als Herausforderung zu begreifen, zu überzeugen.
imdb | mrqe | johnnie to auf lovehkfilm.com
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