28.12.2004, Heimkino

Eine Melodie wie aus einem späten Western führt diesen Film ein, aus jenen, die man gemeinhin als "Abgesang" auf das Genre und seinen Helden bezeichnet. Und jener Held, dem - was jenseits des Filmes begründet liegt, nur in kurzen Momenten aufblitzt, aber dennoch über allem zu liegen scheint - das Heldendasein verwehrt, verunmöglicht wird, schreitet im ersten Bild durch eine idealisierte Welt voller Natur und Idyll, wie aus einem Gemälde fast, und man könnte fast Einheit mit der Welt darin sehen, sabotierte das zweite Bild, die am See gelegene Hütte, wo er seinen alten Freund aus Kriegszeiten nach Jahren antreffen zu können meint (doch der Krebs hat jenen zerfressen), nicht diese Auffassung. Der Mythos ist schal geworden, Bilder (die erst gezeigt, dann zurückgelassen werden) sind zu verstummten Echos geworden, die von nichts mehr künden als von einem Verlust (aber nicht mehr von dem, was mal war), Gespenster besiedeln diese innere Welt, Phantome blitzen auf, durch die nur kontingent scheinenden Bilder hindurch.

Blitze, Explosionen, Pyrotechnik, kurz: Zerstörung. Bilder der Gewalt. Doch keines ist heroisch, erhaben, jubilatorisch. Jedes verweist auf eine zerstörte Innenwelt, auf zugefügte Schmerzen, auf Abhandengekommenes, nie mehr Erreichbares. Wir spüren das auch dadurch, weil es für diesen Elenden zwar ein Leben im Krieg vor dem Film gegeben hat, doch offenbar nie ein Leben vor dem Krieg. Der Verlust (den der Krieg markiert, aber nicht benennt) bleibt unaussprechlich, auch wenn, zum Ende hin, die Wortkargkeit mündet in Beredsamkeit und das steinerne Gesicht Tränen vergießt. Doch auch dann ist der Krieg Gegenstand.

Rein auf ideologischer Ebene betrachtet, mag der Sprechakt sich schon durch die Perspektive desavouieren, die eingenommen und von der nie abgewichen wird. Dennoch bleibt der erste Film der vielbelächelten Ramboreihe (dass Teil 2 und 3 unter Gesichtspunkten des Trashs überhaupt nur funktionieren sei gar nicht verheimlicht) ein wichtiges Dokument, weil es einerseits einen spezifischen Moment der geistigen Verfassung einer verwundeten Nation zu fassen und adäquat zu bebildern bekommt (mehr vielleicht noch als Scorseses Taxi Driver), andererseits, weil es, in seiner seltsamen Vermischung verschiedenster Motive, auch als abschließender Kommentar zum US-Kino der 70er Jahre funktioniert. Ein - bei aller Melancholie, die ihm in jeder Einstellung steckt - mitreißender Film.

imdb | mrqe


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kommentare dazu:



matt, Sonntag, 2. Januar 2005, 15:02
Wie wahr. Schade ist wohl allerdings, dass der Hauptdarsteller die Intention des Filmes nicht verstanden hat, denn sonst hätte er sich für die Fortsetzungen vielleicht nicht zur Verfügung gestellt. Aber dennoch ist "First Blood" ganz großartiges psychologisches Genrespiel.



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