Thema: Filmtagebuch
07. Juni 12 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Die Platte knistert arg, dann hängt und springt sie. Dann das Bild: ist schief. Schlingensief spricht im rechten Winkel, Querformat: "Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie ganz recht herzlich hier aus Ouagadougou!" Ein Handybild jener verrauscht-kontrastarmen Sorte, die alles fahl wie die Unterseite eines Fisches aussehen lässt: Hi-Def ist das nicht. Dann geht Schlingensief von der Hotellobby auf die Straße, in die Nacht und verschwindet damit noch mehr im Undeutlichen des Bildes: "Ich bin jetzt wahrscheinlich gar nicht mehr zu sehen, was für ein Signal an die Zukunft!" Dann meldet er sich, nach kurzer Aufnahmeunterbrechung, nochmal: Er sei gerade darauf hingewiesen worden, wie man mit so einem Handy eigentlich richtig aufnimmt, dass man das Gerät dazu nämlich anders- und also quasi intuitiv verkehrtrum halten müsse; Schlingensiefs Gesicht wechselt aus der Horizontalen in die Vertikale zurück, "Ich hör' jetzt auf, Francis, Du musst übernehmen", sagt er noch mit seinem typisch verschmitzten Lausbubengrinsen zu seinem Architekten Diébédo Francis Kéré, bevor ein harter Cut den Film aus dem medial defizitären Rausch-Schwenken in eine professionelle Totale holt und damit eine strikte Differenz zur Schlingensiefschen Taumelästhetik der lustvoll-frechen Übertölpelung von Standards und Konvention markiert. [weiterlesen beim Perlentaucher]
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