22.01.2005, Heimkino



Was hier geschieht, ist natürlich nur noch großartig und verhält sich zur "diegetischen Versunkenheit", wie sie das in sich geschlossene, narrative Kino als Effekt intendiert, geradezu antithetisch. Eine solche wird nicht nur nicht etabliert, sie wird noch nicht einmal als vorsichtige Ahnung in Aussicht gestellt. Momente wie der aus der Mitte einer Tätowierung auf dem Brustkorb hervorschnellende Wachhund, hart von vorne und in Großaufnahme gefilmt, sind hierbei nur Spitzen eines Projektes, das den filmischen Raum vollends destabilisiert - an dieser Stelle sei auch an die nur vordergründig alberne, an sich aber schlicht geniale Szene mit dem fehlenden Spiegel erinnert - und jenseits von physikalischer, narrativer und psychologischer Logik verortet. Hier tun sich Verknüpfungen zum Surrealismus und Dadaismus auf, wie auch die konsequente Verneinung jeglicher Werte und Autoritäten (seien es politische, personelle oder nur idealtypische, beispielsweise die Autorität der Gepflogenheiten, die Gespräche in ihrem Verlauf normieren) mit diesen künstlerischen Ausdrucksformen Bündnisse schließen.

Der Film gipfelt in: Respektlosigkeit gegenüber bellizistischer Wahnvorstellungen und pazifistisch-narzistischer Betroffenheitsrethorik (ist es doch die Logik der Vernunft, die in letzterer den Kopf als Instrument verbietet und welche, konsequent beschritten, letzten Endes auch nur die Verneinung des Menschen als solchen zur Folge hat), Verharmlosung des Krieges ("Help wanted!") und perspektivisch bedingtes Bloßstellen jedweder politischer Betriebsamkeit als große, alberne Groteske. Kurzum: Punk avant la lettre.

Wenn Kunst vor allem Dinge in einem ästhetischen Bezugsrahmen sicht- und erfahrbar machen soll, die sich einer bloß dinglichen, alltäglichen Wahrnehmungsweise entziehen, dann ist Duck Soup, im Sinne dieser abstraktesten Definition, ganz große Kunst.


° ° °




kommentare dazu:



christian123, Sonntag, 23. Januar 2005, 17:36
Ja, vielleicht der beste Film der Marx Brothers.
Ich könnte stundenlang http://www.imdb.com/title/tt0023969/quotes immer wieder und wieder vor mich hin lesen :-)

Aber unbedingt dann auch im Arsenal gucken, die zeigen den eigentlich fast immer in ihrer Magical History Tour. Stets mit recht vollem und begeistertem Saal :-)



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