Thema: Filmtagebuch
23.01.2005, Kosmos UFA-Palast; Inhalt.

Schnell sticht die Farbgebung ins Auge: War es lange Zeit im großen Kino populär, den Bildern die Farben so gut es nur ging zu entziehen, lässt Scorsese mittels neuester Technik die Kraft des Technicolor wieder aufleben. Der Opulenz der Bilder - etwa in der Cocoanut-Bar - tut dies gut und man beginnt, sich in diesem Film heimisch zu fühlen. Man weiß, er dauert fast 3 Stunden. Eine lange Zeit, doch man ist gerne bereit, sie mit diesem Film zu verbringen.
The Aviator ist vor allem auch ein eigenes Bild Scorseses. Dass der Film mit der Produktion von Hell's Angels beginnt, über den - schenkt man dem Film hier Glauben - wohl ähnlich viel Häme ob dessen Gigantomanie und der Unentschlossenheit seines Regisseurs im Schnitt im Vorfeld ausgegossen wurde wie seinerzeit bei Gangs of New York, geschieht gewiss aus verschiedenen Gründen. Ganz unprätentios eröffnet der Film an dieser Stelle eine Schnittstelle, die den Hughes im Film auch als Scorsese lesen lässt. (und die Spitze der paranoiden Anwandlungen, wirken diese nicht auch wie eine schlecht gelaufene Drogenkarriere?)
Nicht vordergründig, aber doch spürbar wandelt sich das Farbsystem im Verlauf. Immer mit dramaturgischem und narrativem Gewinn. In dieser Sachtheit liegt der Glanz von The Aviator verborgen: Ein Mainstream-kompatibles Stück Glamourkino, das niemanden formal oder inszenatorisch vor den Kopf stoßen muss, dabei aber für denjenigen, der den Blick dafür hat, Scorsese als Auteur immer mit sich trägt.
The Aviator mag nicht Scorseses größter Wurf sein, auch sein klugster, bester Film ist das beileibe nicht. Aber es ist schön, Scorsese nach dem zwar, meiner Meinung nach, sehr gutem, aber dennoch in sich merkwürdig unentschlossenen Gangs of New York wieder ganz bei sich zu sehen, wie er also einen Film auch über die große Prachtzeit des Kinos schafft, mit eleganter Hand in jedem Moment.
imdb | filmz.de | angelaufen.de | mrqe

Schnell sticht die Farbgebung ins Auge: War es lange Zeit im großen Kino populär, den Bildern die Farben so gut es nur ging zu entziehen, lässt Scorsese mittels neuester Technik die Kraft des Technicolor wieder aufleben. Der Opulenz der Bilder - etwa in der Cocoanut-Bar - tut dies gut und man beginnt, sich in diesem Film heimisch zu fühlen. Man weiß, er dauert fast 3 Stunden. Eine lange Zeit, doch man ist gerne bereit, sie mit diesem Film zu verbringen.
The Aviator ist vor allem auch ein eigenes Bild Scorseses. Dass der Film mit der Produktion von Hell's Angels beginnt, über den - schenkt man dem Film hier Glauben - wohl ähnlich viel Häme ob dessen Gigantomanie und der Unentschlossenheit seines Regisseurs im Schnitt im Vorfeld ausgegossen wurde wie seinerzeit bei Gangs of New York, geschieht gewiss aus verschiedenen Gründen. Ganz unprätentios eröffnet der Film an dieser Stelle eine Schnittstelle, die den Hughes im Film auch als Scorsese lesen lässt. (und die Spitze der paranoiden Anwandlungen, wirken diese nicht auch wie eine schlecht gelaufene Drogenkarriere?)
Nicht vordergründig, aber doch spürbar wandelt sich das Farbsystem im Verlauf. Immer mit dramaturgischem und narrativem Gewinn. In dieser Sachtheit liegt der Glanz von The Aviator verborgen: Ein Mainstream-kompatibles Stück Glamourkino, das niemanden formal oder inszenatorisch vor den Kopf stoßen muss, dabei aber für denjenigen, der den Blick dafür hat, Scorsese als Auteur immer mit sich trägt.
The Aviator mag nicht Scorseses größter Wurf sein, auch sein klugster, bester Film ist das beileibe nicht. Aber es ist schön, Scorsese nach dem zwar, meiner Meinung nach, sehr gutem, aber dennoch in sich merkwürdig unentschlossenen Gangs of New York wieder ganz bei sich zu sehen, wie er also einen Film auch über die große Prachtzeit des Kinos schafft, mit eleganter Hand in jedem Moment.
imdb | filmz.de | angelaufen.de | mrqe
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kommentare dazu:
matt,
Montag, 24. Januar 2005, 12:53
The Wave of the Future
Haben Sie diesen Film etwa nicht im Kino gesehen?
Hier meine Kurzrezension die ich auf MovieMaze gepostet habe:
Gestern Abend hatte ich die Gelegenheit Martin Scorsese's "The Aviator" mit meiner Familie in der Essener Lichtburg anzusehen. Bereits jetzt ist für mich klar das ich in diesen Film noch in den kommenden Tagen weitere Male gehen werde.
Das Leben von Howard Hughes ist hochinteressant, verrückt und in jedem Moment von Scorsese handwerklich und filmtechnisch brilliant umgesetzt. Scorsese hat es nicht nur geschafft die glorreichen Tage des verschwenderischen Hollywood in ausuferndem Detailreichtum hingabe- und liebevoll zu rekonstruieren, sondern gleichzeitig eine in allen Belangen spannende und psychologische Charakterstudie über diesen durch Krankheit geplagten Mann mitreißend zu erzählen.
Rückblickend ist "The Aviator" eine moderne Neufassung von Orson Welle's Meilenstein "Citizen Kane". Denn nicht nur in einigen Bildern finden sich Zitate an Welles Film, sondern ähnlich Kane's 'Rosebud' taucht hier das Wort 'Quarantine' auf, dem im Verlaufe der Geschichte die wahre Bedeutung und Tragweite zukommt.
Es gibt eine große Bandbreite an Gründen sich diesen Film unbedingt im Kino anzusehen, zu allererst nenne ich selbstverständlich Leonardo DiCaprio, der "The Aviator" nicht nur mitproduziert, sondern selbst am Drehbuch mitgeschrieben hat. Dieser liefert hier seine erste durchgehend glaubhafte und komplexe Schauspielarbeit ab. Ein Träumer der keinerlei Grenzen kennt, nicht im Film und schon garnicht im eigenen Leben. Wie DiCaprio es dann schafft die langsamen Anzeichen der verschiedenen Neurosen und Paranoia des Fliegers sichtbar werden zu lassen, das bezeichne ich ohne lange zu zögern als große Schauspielkunst.
Kein anderer Filmregisseur schafft es vergangen Epochen so lebendig und umferdend erscheinen zu lassen wie Martin Scorsese. Mit "The Aviator" ist es ähnlich bei "Gangs of New York": Es gibt Szenen von überwältigendem Grandeur, gleichzeitig schafft er es problemlos auf intime Momente seiner Personen zurückzukommen. Diese neueren Scorsese-Filme sind zwar in gewisser Hinsicht typische Hollywood-Filme, aber sie sind nur vom Aufwand der Produktion mit eben diesen gleichzusetzen. Denn Scorsese zeigt uns immer die Schattenseite dieser Industrie, und neben dem Traum koexistiert der Albtraum. Am Anfang des Filmes überwiegen natürlich die glanzreichen Seiten dieser Welt, Scorsese lässt filmhistorische Schauplätze und auch Techniken rekonstruieren wie z.B. dem Cocoanut Grove, das Grauman's Chinese Theatre inlkusive Weltpremiere von "Hell's Angels", und Two-Strip Technicolor. Unbeschreiblich. Das war für mich ebenso großartig anzuschauen, wie spätere schlimmere Sequenzen, hervorzuheben hier die Karantäne die er sich in seinem Vorführraum selber auferlegt hat. Doch beide Welten sind es Wert gezeigt zu werden, denn sie leiten sich voneinander ab.
Das Leben und die Zeit in der Howard Hughes geht hier in allen Formen der Filmkunst neu auf, und eine davon möchte ich gegen Ende hervorhebend erwähnen: die Filmmusik. Howard Shore's Kompositionen für dieses Meisterwerk haben mich unablässig packen können. Alles was diese Zeitperiode auszeichnet, hat Shore in seine Musik übertragen. Das schönste Musikstück ist meiner Meinung nach das, wo er spanische Einflüsse sprich Instrumente, wie z.B. die Kastagnetten oder auch traditionelle Gitarrenklänge, in bekannte Klangmuster einarbeitet. Hinzu kommt die große Auswahl an bereits älterer existierender Musik. Er bedient sich da einem großen Spektrum, das von Big-BandsBands bis hin zu Radioaufnahmen oder dem Titelthema aus dem echten "Hell's Angels"-Film reicht. So verbindet er gekonnt Geschichte mit eigenen unerwarteten neuen Elementen. Durch seine Filmmusik ist das Werk vollständig, und ist für das Seherlebnis vollendet.
Hier meine Kurzrezension die ich auf MovieMaze gepostet habe:
Gestern Abend hatte ich die Gelegenheit Martin Scorsese's "The Aviator" mit meiner Familie in der Essener Lichtburg anzusehen. Bereits jetzt ist für mich klar das ich in diesen Film noch in den kommenden Tagen weitere Male gehen werde.
Das Leben von Howard Hughes ist hochinteressant, verrückt und in jedem Moment von Scorsese handwerklich und filmtechnisch brilliant umgesetzt. Scorsese hat es nicht nur geschafft die glorreichen Tage des verschwenderischen Hollywood in ausuferndem Detailreichtum hingabe- und liebevoll zu rekonstruieren, sondern gleichzeitig eine in allen Belangen spannende und psychologische Charakterstudie über diesen durch Krankheit geplagten Mann mitreißend zu erzählen.
Rückblickend ist "The Aviator" eine moderne Neufassung von Orson Welle's Meilenstein "Citizen Kane". Denn nicht nur in einigen Bildern finden sich Zitate an Welles Film, sondern ähnlich Kane's 'Rosebud' taucht hier das Wort 'Quarantine' auf, dem im Verlaufe der Geschichte die wahre Bedeutung und Tragweite zukommt.
Es gibt eine große Bandbreite an Gründen sich diesen Film unbedingt im Kino anzusehen, zu allererst nenne ich selbstverständlich Leonardo DiCaprio, der "The Aviator" nicht nur mitproduziert, sondern selbst am Drehbuch mitgeschrieben hat. Dieser liefert hier seine erste durchgehend glaubhafte und komplexe Schauspielarbeit ab. Ein Träumer der keinerlei Grenzen kennt, nicht im Film und schon garnicht im eigenen Leben. Wie DiCaprio es dann schafft die langsamen Anzeichen der verschiedenen Neurosen und Paranoia des Fliegers sichtbar werden zu lassen, das bezeichne ich ohne lange zu zögern als große Schauspielkunst.
Kein anderer Filmregisseur schafft es vergangen Epochen so lebendig und umferdend erscheinen zu lassen wie Martin Scorsese. Mit "The Aviator" ist es ähnlich bei "Gangs of New York": Es gibt Szenen von überwältigendem Grandeur, gleichzeitig schafft er es problemlos auf intime Momente seiner Personen zurückzukommen. Diese neueren Scorsese-Filme sind zwar in gewisser Hinsicht typische Hollywood-Filme, aber sie sind nur vom Aufwand der Produktion mit eben diesen gleichzusetzen. Denn Scorsese zeigt uns immer die Schattenseite dieser Industrie, und neben dem Traum koexistiert der Albtraum. Am Anfang des Filmes überwiegen natürlich die glanzreichen Seiten dieser Welt, Scorsese lässt filmhistorische Schauplätze und auch Techniken rekonstruieren wie z.B. dem Cocoanut Grove, das Grauman's Chinese Theatre inlkusive Weltpremiere von "Hell's Angels", und Two-Strip Technicolor. Unbeschreiblich. Das war für mich ebenso großartig anzuschauen, wie spätere schlimmere Sequenzen, hervorzuheben hier die Karantäne die er sich in seinem Vorführraum selber auferlegt hat. Doch beide Welten sind es Wert gezeigt zu werden, denn sie leiten sich voneinander ab.
Das Leben und die Zeit in der Howard Hughes geht hier in allen Formen der Filmkunst neu auf, und eine davon möchte ich gegen Ende hervorhebend erwähnen: die Filmmusik. Howard Shore's Kompositionen für dieses Meisterwerk haben mich unablässig packen können. Alles was diese Zeitperiode auszeichnet, hat Shore in seine Musik übertragen. Das schönste Musikstück ist meiner Meinung nach das, wo er spanische Einflüsse sprich Instrumente, wie z.B. die Kastagnetten oder auch traditionelle Gitarrenklänge, in bekannte Klangmuster einarbeitet. Hinzu kommt die große Auswahl an bereits älterer existierender Musik. Er bedient sich da einem großen Spektrum, das von Big-BandsBands bis hin zu Radioaufnahmen oder dem Titelthema aus dem echten "Hell's Angels"-Film reicht. So verbindet er gekonnt Geschichte mit eigenen unerwarteten neuen Elementen. Durch seine Filmmusik ist das Werk vollständig, und ist für das Seherlebnis vollendet.
thgroh,
Montag, 24. Januar 2005, 14:08
Doch, natürlich war ich da im Kino: Habe das Macht der Gewohnheit hingeschriebene "Heimkino" mal durch den eigentlichen Aufführort ersetzt. Einen solchen Kinofilm mir durch eine mäßige Heimsession zu versauen täte mir unendlich leid.
Ihre Rezension habe ich jetzt noch nicht durchgelesen, da mir gerade etwas die Zeit fehlt. Werde ich dann später nachholen.
Grüße
Thomas
Ihre Rezension habe ich jetzt noch nicht durchgelesen, da mir gerade etwas die Zeit fehlt. Werde ich dann später nachholen.
Grüße
Thomas
matt,
Montag, 24. Januar 2005, 14:42
ich dachte schon. aber jedes Kino kann ja heimisch auf einen selbst wirken! - mir passiert es in letzter Zeit leider auch ziemlich oft, dass ich es nicht schaffe mir aktuelle Filme im Kino anzusehen. Aber eben nicht so beim neuen Scorsese.
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