Thema: Berlinale 2005
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Kaum ist Berlinale, wird das Wetter in Berlin grausig. Mützen und hochgeknöpfte Kragen prägen das Bild am Potsdamer Platz. Der Betrieb geht langsam los, vom allgemeinen Trubel ist noch nicht viel zu spüren. Kein Wunder, schließlich finden heute noch kaum öffentliche Vorführungen statt. Im Cinemaxx aber ist schon heavy scheduling angesagt: Das Forum präsentiert seine internationalen Schätze im Pressevorführungsmarathon und der, wie man hört, reichlich öde Eröffnungsfilm Man to Man (den ich mir von vorneherein geschenkt habe) bekam kurzfristig aufgrund des Ansturms gleich noch eine dritte "PV" (wie "Pressevorführung" im Journalistensprech heißt) verpasst.
Großes Thema des ersten Tages natürlich wie immer (neben allgemeinem Gemurre über die Programmauswahl): Das Wasser des Sponsors, das den Akkreditierten zum freien Konsum kredenzt wird. Herrschte in den letzten Jahren noch Wellness-Dezenz (Rosé und Veilchenblätter sorgten vormals für feine Aromatisierungen, die dennoch, wenn im Dunkeln des Kinosaals unter Erwartung eigentlich neutralen Geschmacks genossen, manche, nicht immer positive, Überraschungen zur Folge hatten), bekommt man dieses Jahr die volle Breitseite postmoderner Geschmacksexzesse verpasst: Walderdbeere meets Pfeffer. Ananans flirtet mit Aloe Vera (oder wie das heißt). Zeugs mit Zeugs und nochmal Zeugs. Wer einfach nur "Wasser" will, verliert zwangsläufig, es sei denn er hält den gierigen Schnabel unters Leitungswasser (das ist wie mit Joghurt, wer hätte in letzter Zeit einfach nur mal "Erdbeerjoghurt" in freier Wildbahn gesehen?). Erste Gourmet-Diskussionen im Schatten des Berlinale-Palasts fanden bereits statt, weitere werden - angesichts der breiten Palette, durch die sich getrunken werden will - zwangsläufig folgen. Das "Water of the Festival" (im letzten Jahr bei mir, in der Tat, nach einer kurzen Phase Toleranzarbeit meinerseits: Rosé, bald schon leidenschaftlich getrunken, was die üblichen Fragen aufwirft, inwiefern die Berlinale die Journalisten mittels Gratiswasser unter euphorisch stimmende Drogen setzt...) ist noch nicht gefunden, die Jury testet noch.
Ein wenig stolz bin ich schon auf mich: Im ersten Stock der Arkaden habe ich noch kein Eis gegessen. Hier herrscht dieses Jahr nicht strikte, aber nahezu Abstinenz. Das Eis ist nämlich so sauteuer wie es saulecker ist (und unter zwei mal zwei Kugeln täglich ging kein Berlinaletag vorbei). Auch eine Chinapfanne, ebenfalls dort käuflich zu erstehen, ist bislang noch nicht meinen Schlund hinabgewandert. Wobei ich während der Sichtung des, um es schon mal vorweg zu nehmen, sehr schönen Sekai no Owari (Infos) gute Lust bekommen habe. Da sitzt man nämlich auch gelegentlich als Japaner beim Chinesen und isst Nudelpfannen. Jene großen, mit viel Suppe und einem braun verfärbtem Ei drin. Was mich auch an New York erinnerte, an Chinatown, wo ich allabendlich mit meiner Liebsten dinnierte. In einer Suppe hatte sie auch so ein Ei drin schwimmen, was sie sehr glücklich stimmte, da sie Eier sehr liebt, vor allem Eigelb. Und die beiden, die in dem Film diese Suppen essen, teilen sich dann die Eier auch wunderschön auf: Sie kriegt sein Eigelb, er kriegt ihr Eiweiß. Perfekte Symbiose, eigentlich. Und solche sachten Detailmomente finden sich viele in Sekai no Owari, ganz ohne Romantikgeheische und dergleichen. Hinschauen, aus dem eigenen Leben kennen oder nicht. Zurücklehnen und am Ende in den Himmel schauen, durch die Augen der beiden, die sich eigentlich haben, aber nie so recht zu kriegen scheinen.
Großes Thema des ersten Tages natürlich wie immer (neben allgemeinem Gemurre über die Programmauswahl): Das Wasser des Sponsors, das den Akkreditierten zum freien Konsum kredenzt wird. Herrschte in den letzten Jahren noch Wellness-Dezenz (Rosé und Veilchenblätter sorgten vormals für feine Aromatisierungen, die dennoch, wenn im Dunkeln des Kinosaals unter Erwartung eigentlich neutralen Geschmacks genossen, manche, nicht immer positive, Überraschungen zur Folge hatten), bekommt man dieses Jahr die volle Breitseite postmoderner Geschmacksexzesse verpasst: Walderdbeere meets Pfeffer. Ananans flirtet mit Aloe Vera (oder wie das heißt). Zeugs mit Zeugs und nochmal Zeugs. Wer einfach nur "Wasser" will, verliert zwangsläufig, es sei denn er hält den gierigen Schnabel unters Leitungswasser (das ist wie mit Joghurt, wer hätte in letzter Zeit einfach nur mal "Erdbeerjoghurt" in freier Wildbahn gesehen?). Erste Gourmet-Diskussionen im Schatten des Berlinale-Palasts fanden bereits statt, weitere werden - angesichts der breiten Palette, durch die sich getrunken werden will - zwangsläufig folgen. Das "Water of the Festival" (im letzten Jahr bei mir, in der Tat, nach einer kurzen Phase Toleranzarbeit meinerseits: Rosé, bald schon leidenschaftlich getrunken, was die üblichen Fragen aufwirft, inwiefern die Berlinale die Journalisten mittels Gratiswasser unter euphorisch stimmende Drogen setzt...) ist noch nicht gefunden, die Jury testet noch.
Ein wenig stolz bin ich schon auf mich: Im ersten Stock der Arkaden habe ich noch kein Eis gegessen. Hier herrscht dieses Jahr nicht strikte, aber nahezu Abstinenz. Das Eis ist nämlich so sauteuer wie es saulecker ist (und unter zwei mal zwei Kugeln täglich ging kein Berlinaletag vorbei). Auch eine Chinapfanne, ebenfalls dort käuflich zu erstehen, ist bislang noch nicht meinen Schlund hinabgewandert. Wobei ich während der Sichtung des, um es schon mal vorweg zu nehmen, sehr schönen Sekai no Owari (Infos) gute Lust bekommen habe. Da sitzt man nämlich auch gelegentlich als Japaner beim Chinesen und isst Nudelpfannen. Jene großen, mit viel Suppe und einem braun verfärbtem Ei drin. Was mich auch an New York erinnerte, an Chinatown, wo ich allabendlich mit meiner Liebsten dinnierte. In einer Suppe hatte sie auch so ein Ei drin schwimmen, was sie sehr glücklich stimmte, da sie Eier sehr liebt, vor allem Eigelb. Und die beiden, die in dem Film diese Suppen essen, teilen sich dann die Eier auch wunderschön auf: Sie kriegt sein Eigelb, er kriegt ihr Eiweiß. Perfekte Symbiose, eigentlich. Und solche sachten Detailmomente finden sich viele in Sekai no Owari, ganz ohne Romantikgeheische und dergleichen. Hinschauen, aus dem eigenen Leben kennen oder nicht. Zurücklehnen und am Ende in den Himmel schauen, durch die Augen der beiden, die sich eigentlich haben, aber nie so recht zu kriegen scheinen.
° ° °
kommentare dazu:
sven.son,
Freitag, 11. Februar 2005, 16:56
Solltest Du die Chinapfanne auch immer im Asia-Pavillon im ersten Stock der Arkaden eingenommen haben, wird es Dir nicht schwerfallen auch auf weitere zu verzichten. An dem vertrauten und liebgewonnenen Platz hat sich n'mlich ein teurer und unsympathischer Kartoffelladen breitgemacht. Erste wirklich herbe Enttaeuschung.
thgroh,
Freitag, 11. Februar 2005, 19:58
Öhm, ganz sicher? Ich meine, diesen Kartoffelladen gibt's da oben nämlich eigentlich auch schon immer. Und er müsste auch genau gegenüber dem Chinapfannenladen zu finden sein. Mir war sogar so, als wäre ich heute davor gestanden (bzw. mit dem Rücken dazu, während ich über die Länge der Internet-Bestellungen-Schlange des Counters mich gewundert habe, wähernd die übliche eine recht moderate Länge hatte - times, they're a-changing (oder wie man das schreibt).
sven.son,
Samstag, 12. Februar 2005, 10:19
Die Scham über meine Blindheit und Orientierungslosigkeit könnte größer nicht sein. Natürlich ist der ASIA PAVILLON da, wo er immer war und wahrscheinlich immer sein wird, unverrückbar, völlig unangefochten von meinen krausen Phantasien. Da braucht nur jemand zu sagen, "Du, der Nudelchinese ist weg", und mich zum Beweis zum Kartoffelmann zu führen, schon bin ich überzeugt. Wenn ich so aufmerksam und mit ähnlich kritischem Bewusstsein auf die Leinwand glotze, dann gute Nacht.
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