Thema: Berlinale 2005
14. Februar 05 | Autor: thomas.reuthebuch | 1 Kommentar | Kommentieren
Der Film läuft im Wettbewerb
Was waren das noch Zeiten, als Téchiné hintereinander „J´embrasse pas“, „Ma saison preferée“ und „Les roseaux sauvages“ inszenierte, seine Bilder vor Leidenschaft vibrierten, für seine Figuren, zumeist Außenseiter aus der Provinz oder Heranwachsende in Identitätskrisen. Nichts von alledem ist spürbar in seinem neuesten Film, „Les temps qui changent“.
Es ist geradezu erschreckend, wie wenig Téchiné mit seinen Schauspielern anzufangen weiß, wie blutleer selbst die Szenen zwischen Catherine Deneuve und Gérard Depardieu wirken, den beiden Hauptdarstellern, die ein Liebespaar zu spielen haben, das nach langer Zeit wieder zueinander findet. Zwischendrin eine halbherzig erzählte Liebesgeschichte zwischen Deneuves Sohn und einem Maghrebiner. Als wolle sich Téchiné zwanghaft an seine Wurzeln erinnern, waren doch eben diese Konstellationen immer die Stärke seiner Filme - die Unentschlosseneit seiner Figuren, das Erwachen von Leidenschaft. Eingebettet das Ganze in einen zaghaft angerissenen „Culture-Clash“. Es hätte nicht viel gefehlt, denkt man, und die Autoren hätten auch noch eine von Islamisten gezündete Bombe explodieren lassen.
Ich weiß nicht wovon ich mehr enttäuscht bin. Von dem Desinteresse an den Figuren oder von den inszenatorischen Einfällen, etwa wenn sich wiederholt ein tollwütiger Hund kläffend ins Bild drängt. Später, nachdem der Köter endlich zuschnappt, versichert man sich der Harmlosigkeit des Angriffs. Es ist ein Hin und Her, ein Vor und Zurück, in dessen Folge jegliche Konsequenz begraben wird, wie der arme Gérard Depardieu, der in seinem schönen Anzug durch den Matsch stapft und von einer Erosion verschüttet geht.
Was waren das noch Zeiten, als Téchiné hintereinander „J´embrasse pas“, „Ma saison preferée“ und „Les roseaux sauvages“ inszenierte, seine Bilder vor Leidenschaft vibrierten, für seine Figuren, zumeist Außenseiter aus der Provinz oder Heranwachsende in Identitätskrisen. Nichts von alledem ist spürbar in seinem neuesten Film, „Les temps qui changent“.
Es ist geradezu erschreckend, wie wenig Téchiné mit seinen Schauspielern anzufangen weiß, wie blutleer selbst die Szenen zwischen Catherine Deneuve und Gérard Depardieu wirken, den beiden Hauptdarstellern, die ein Liebespaar zu spielen haben, das nach langer Zeit wieder zueinander findet. Zwischendrin eine halbherzig erzählte Liebesgeschichte zwischen Deneuves Sohn und einem Maghrebiner. Als wolle sich Téchiné zwanghaft an seine Wurzeln erinnern, waren doch eben diese Konstellationen immer die Stärke seiner Filme - die Unentschlosseneit seiner Figuren, das Erwachen von Leidenschaft. Eingebettet das Ganze in einen zaghaft angerissenen „Culture-Clash“. Es hätte nicht viel gefehlt, denkt man, und die Autoren hätten auch noch eine von Islamisten gezündete Bombe explodieren lassen.
Ich weiß nicht wovon ich mehr enttäuscht bin. Von dem Desinteresse an den Figuren oder von den inszenatorischen Einfällen, etwa wenn sich wiederholt ein tollwütiger Hund kläffend ins Bild drängt. Später, nachdem der Köter endlich zuschnappt, versichert man sich der Harmlosigkeit des Angriffs. Es ist ein Hin und Her, ein Vor und Zurück, in dessen Folge jegliche Konsequenz begraben wird, wie der arme Gérard Depardieu, der in seinem schönen Anzug durch den Matsch stapft und von einer Erosion verschüttet geht.
° ° °
kommentare dazu:
sven.son,
Montag, 14. Februar 2005, 19:42
Das kann ich so nicht sehen. Zwar liegt mir der Film auch nicht so am Herzen wie „Ma saison preferée" oder "Les voleurs". Aber dieses Gefühl von Verlorensein, sich am falschen Ort zu befinde, das teilt sich doch außerordentlich stark mit. Über die Figuren scheint eine Entscheidungslähmung gefallen zu sein. Welche sexuelle Ausrichtung, welchen Mann, welche Kultur soll man - kann man wählen. Da ist Gerard Depardieu direkt noch der entschlossenste. Ích fand es auch nicht blutleer sondern eher die Darstellung von Mutlosigkeit. Mir wars bisher im Wettbewerb am liebsten.
...bereits 1947 x gelesen