Thema: Hoerkino
03. März 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Vorfreude total! Wie ich gestern erfahren habe, kommt das neue Album der Mülheimer Band Bohren & der Club of Gore am 02. Mai in den Handel. Es heißt "Geisterfaust" und stellt offenbar (auch was den lakonischen Humor der Songnamen betrifft) eine Rückkehr zu den trockenen ersten beiden Alben dar. Das Tracklisting:
1. Zeigefinger
2. Daumen
3. Ringfinger
4. Mittelfinger
5. Kleiner Finger
Die ersten Infos stellen eine Studie in Langsamkeit und Reduktion in Aussicht. Nach den beiden zurückliegenden Exkursen in die Klangwelt von Badalamenti könnte sich hier ein zweites Meisterwerk im Stil ihrer Doppel-CD Midnight Radio einstellen. Auch diese war bereits eine bis an die Grenzen der Musik gehende Meditation in Sachen Langsamkeit und Klang, die in der Tat nur nach Mitternacht und in der Einsamkeit urbanen Ambientes (und mit einer Flasche Whiskey und vielen Zigaretten zur Hand) durchgehört werden sollte.
Geisterfaust also. Ich bin äußerst gespannt. Bohren haben bislang keine einzige schlechte Platte herausgegeben. Jede war eine stil- und geschmackssichere Offenbarung für sich. Am 02. Mai wird sich weisen, ob diese Tradition aufrecht erhalten wurde. Konzert in Berlin schließlich am 12. Mai, in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Es versteht sich von selbst, dass auch die Konzerte der SloMo-Horror-Jazzer zu den Intensivsten gehören, die man sich vorstellen kann.
Nachtrag, 24.03.2005:
Durch einen Riesenzufall habe ich letzte Nacht auf Radio Fritz das Lied "Kleiner Finger" von der neuen CD hören können (ich habe das Radio eigentlich nur nochmal eingeschaltet, um die Lautstärke für den Wecker zu testen - als ich die charakteristische "Leere" und das nur zu bekannte "gestampfte Hi-Hat" hörte wusste ich gleich, "wo" ich mich befand ).
Mein erster Eindruck: Wunderschön, wie eh und je. Dennoch anders als die beiden Vorgänger: Vor allem die Produktion ist wesentlich trockener als vorher: Herrschte vorher der Eindruck eines "Teppichs" vor, klingen die einzelnen Instrumente nun wesentlich separierter voneinander und näher am Zuhörer. Die zuvor herrschende "Hermetik" des Sounds wird abgelöst durch einen beinahe Live-Eindruck der Musik. Wenn schon nicht musikalisch, so ist dies zumindest klangästhetisch eine "Rückkehr zu den Wurzeln". Aber auch die Art der Musik hat sich ein wenig geändert: Wenn "Sunet Mission" einen distanzierten Blick über die nächtlichen Fassaden der Stadt darstellte, und "Black Earth" das Wandern durch die Gassen derselben, dann könnte (zumindest ausgehend vom Eindruck des "kleinen Fingers") "Geisterfaust" eine Einkehr in die nächste Bar bedeuten. Will meinen: Die Melodie scheint wesentlich entspannter und hie und da findet sich sogar so etwas wie eine humorvolle Kreole im Saxophon. Dem "melancholischen Pathos" hat man die relaxte Barsituation hinzugefügt.
Alles in allem bin ich nach diesem ersten Eindruck noch einen Deut mehr auf das neue Album gespannt, vor allem auch, ob sich meine Eindrücke bewahrheiten.
° ° °
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