Barry Lyndon ist ein Ungetüm von Film, der detailversessene Versuch eine vergangene Zeit wiederaufleben zu lassen, mit einem immensen Aufwand an Ausstattung, Kostüm und Lichtgestaltung. Legendär die speziell für den Film überarbeiteten NASA-Objektive, die das Drehen bei Kerzenlicht ohne Kunstlichtquelle ermöglichten. Ryan O´Neal spielt Redman Barry, einen irischen Opportunisten, der sich nach einer längeren Odyssee über Europas Schlachtfelder endlich in eine adelige Familie einheiratet um am Ende wieder alles zu verlieren.
Barry Lyndon wirkt wie ein Film der den Bildern keine Luft zum Atmen läßt. Gerade zu Beginn fand ich das schwer zu ertragen. Jede Einstellung ist bis zum Erbrechen durchkomponiert. Kubrick arbeitet mit Motiven, die man aus der religiös motivierten Malerei der entsprechenden Epoche verbindet. Ohne das nachgeprüft zu haben, war das zumindest mein Eindruck. Entscheidend ist die Wechselwirkung zwischen diesem klaustrophobischen Effekt und der inhaltlichen Thematik. Wie nähert man sich einer Zeit an, in der direkte Kommunikation praktisch unmöglich war, in der man sich einander lediglich über ritualisierte Abläufe begegnen konnte. Das verstehe ich und das mag auch seinen Reiz haben. Zum Beispiel in der Inszenierung der Schauspieler. Aber schon alleine um diesen Ansatz stärker herauszuarbeiten, hätte man doch das Konzept hier und da aufbrechen können, dem Zuschauer zuliebe, so wie wenn man nach einem Arbeitstag am Computer einen wenig Frischluft braucht. Dazu kommt der scharfe Humor Kubricks, der nichts und niemanden ausspart, meist treffsicher, manchmal jedoch zur Misanthropie neigend. Das alles soll nicht heißen, dass mir der Film nicht gefallen hätte, dass es nicht ganz vieles zu sagen gäbe, was ganz wunderbar gewesen ist.
kommentare dazu:
Aber eigentlich kommentiere ich nur, um Kontakt aufzunehmen, wg. Katzensushi (ich hatte da eine Mail geschrieben...).
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