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Keine gute Idee: Sich sonntagabends online durch den Katalog des Verbunds der Berliner Stadtbibliotheken auf der Suche nach schon immer mal gelesen haben wollender Comics zu begeben. Dabei kann es nämlich gut geschehen, dass sich in der Tat nahezu alle Titel ausfindig machen und zudem auch noch - Zauberwort "verfügbar" - allesamt in zahllosen Regalen der Stadt gerade entleihen lassen. Dies hat dann nämlich zur Folge, dass man sich am Montag, mit Rucksack, Tragetasche und einer langen Liste mit Adressen und Signaturen bewaffnet, auf eine haarsträubende Tour mit den Berliner Verkehrsbetrieben einlässt, um alle Titel fröhlich einzusammeln. Spätestens nach zwei Bibliotheken gibt man dann bereits eine mal eher lächerliche Erscheinung ab, denn natürlich stößt man beim fröhlichen Einsammeln auf so manche bislang nicht in Augenschein genommene Bibliothek mit einer ganz und gar exzellenten Comiczusammenstellung. Frommen Charakters möge da sein, wer sich auf die vorab notierten Titel beschränken kann, nur ist das ein Charakterzug, der für meine Person so richtig gar keine Geltung besitzt. Also richtet man sich sein Kreuz nicht nur mit den ohnehin schon gut 5 bis 6 Kilo an eigentlich gesuchter Kost zugrunde, man packt auch noch pro Bibliothek 'ne gute Handvoll Bücher mit dazu. Nach einem langen Nachmittag, der einen die groteskesten Kieze dieser Stadt ansichtig werden lässt, bricht man dann abends, endlich zuhause angekommen, unter der Last zusammen, hat aber immerhin genügend Lesestoff für das kommende Semester parat, um auch ja genügend Gründe zu haben, sich mit der vorgegebenen Literatur nicht zu befassen.

Ein Glück immerhin, dass ich ohnehin fast ausschließlich Vorlesungen zu besuchen gedenke (nachdem ich mich im letzten Semester mit einem beinahe ausschließlich aus Seminaren bestehenden Stundenplan gelungen geschunden habe) und auch mein Antrieb, Scheine zu machen, beschränkt sich diesmal aufs Notwendigste (anvisiert sind zwei). Und immerhin möchte ich ein Seminar zur Ästhetik des Comics besuchen. Von daher ist das alles Arbeitsmaterial im Namen der Wissenschaft, mit dem ich jetzt meine freien Nachmittage auf dem Balkon verbringen werde ...


° ° °




kommentare dazu:



roland, Dienstag, 12. April 2005, 15:39
oha, noch einer außer mir, der sowas macht. das abholen macht ja noch spaß, aber dann die tour zum zurückgeben (zu geizig, das alles zentral abzugeben, kostet dann ja richtig pro einheit)

die top 3 der besten stadtbibliotheken meiner meinung nach:

1. Bezirkszentralbibliothek am Luisenbad, Wedding (sehr schönes haus, gute auswahl bei den büchern, sehr gute medienabteilung ->cds)
2. Heinrich Schulz Bibliothek, Charlottenburg (großer backkatalog)
3. Stadtteilbibliothek Schivelbeiner Str., Prenzlauer Berg (klein, aber fein, sehr gut bei neuerscheinungen, die nettesten mitarbeiter)

comicsmäßig ginge es aber trotzdem besser, z.b. ist watchmen nirgends zu bekommen bzw. nur das sechste heft


thgroh, Dienstag, 12. April 2005, 16:19
Oh, ich liebe Bibliotheken. Früher, als ich noch in einer fränkischen Kleinstadt lebte, waren die mir ziemlich verhasst, weil dort fast ausschließlich mich mal gar nicht interessierender Kram zu finden war. Aber ein Leben ohne die Bibliotheken Berlins kann ich mir mittlerweile kaum mehr vorstellen. Ich besitze eigentlich kaum Comics (Ironie des schicksals: Während ich das tippe, bringt mir der Paketbote einen neuen Schwung Preacher-TPBs aus UK ins Haus...), ich verlasse mich da mittlerweile (nach dem Wegzug eines dahingehend privat sehr gut sortierten Freundes) fast ausschließlich auf die lokalen Bibliotheken. Lässt sich ganz gut bewerkstelligen, auch wenn Watchmen in der Tat eine herbe Lücke darstellt. Aber mal schauen: In der Friedrichshainer Zentralbibliothek in der Grünberger Straße darf man sich gerade zum 5jährigen Jubiläum Titel wünschen - da werde ich mal einen entsprechenden Zettel einschmeißen.

Meine gundsätzliche Faulheit hat mich bislang daran gehindert, großartig auf Streifzug zu gehen. Für gewöhnlich lasse ich mir die Titel immer alle kostenpflichtig in die Grünberger liefern. Nur irgendwann geht das auch ins Geld. Deine Faves werde ich mir mal in absehbarer Zeit vornehmen. Als sehr positiv empfand ich gestern auch die Philip-Schäfer-Bibliothek in Mitte (Brunnenstr. 181, unweit U Rosenthaler Platz). Die Comicecke ist dort sehr gut sortiert und wird auch gut ausgestellt (im Gegensatz zu den verschämten Grabbelkisten, in denen manche Bibliotheken ihre Comics unter irgendeinem Tisch verborgen präsentieren). Schön fand ich, dass es dort auch ein richtiges Café und ausreichend Tische und gemütliche Sitzgelegenheiten gibt. Das sorgt zwar für etwas regere Betriebsamkeit mit entsprechender Lautstärke, andererseits ergibt dies aber auch mit dem reichhaltigen Lektüre-Angebot eine schöne Kaffeehausatmosphäre. Allein die Lage (irgendwo im zweiten Hinterhof oder so) ist da etwas nachteilig. Wäre ich da nicht schon so beladen gewesen, hätte ich mich hier glatt für eine Weile kaffeeschlürfender- und comicslesenderweise niedergelassen. Glücklicherweise ist sie nicht allzu weit vom kulturwissenschaftlichen Institut entfernt, da kann man dann bestimmt gut pendeln, wenn das Studium bald wieder losgeht.

Die Bibliothek in der Dudenstraße schien mir hinsichtlich Comics auch gut sortiert, zumindest stand dort eine gute Sammlung an Graphic Novels von Meister Eisner in englischer Sprache rum - sieht man, leider, auch nicht überall.


roland, Dienstag, 12. April 2005, 17:16
wobei meine empfehlungen da oben weniger auf die comics zielen (wobei, die am luisenbad schon)

stimmt übrigens, die phillip-schäfer ist auch okay.

bei mir um die ecke ist die hauptbibliothek für den prenzlauer berg, (heinrich böll, greifswalder str), comicmäßig ganz mau, sortiment speist sich vor allem noch aus den ostbeständen, neuanschaffungen solala, und sehr unfähige damen hinterm schalter (wirklich, jedes zweite mal gibts da irgendwas zu mäkeln), deswegen gehe ich nicht so gern dahin, bin aber dann doch regelmäßig da und grase das neuerscheinungsregal ab.

eine meiner lieblingsbibliotheken ever ist immer noch die stadtbibliothek rüsselsheim, wo ich aufgewachsen bin, die haben da vom kulturetat richtig geld reingeblasen in den achtzigern (galt irgendwann dann auch als eine der "erfolgreichsten" stadtbibs bundesweit), leseecken, cafe, jugendarbeit, zeitnahes einkaufen der neuerscheinungen und ich habe da ungefähr ein drittel meiner jugendnachmittage verbracht, deswegen natürlich auch durchs sentiment verklärt.


thgroh, Dienstag, 12. April 2005, 17:38
Ja, das mit dem Empfehlungen habe ich schon so verstanden und mich ziehen ja nicht nur Comics in die Bibliotheken, von daher ist das voll in Ordnung so. :)

Die Bibliothek in der Greifswalder kenne ich noch nicht, klingt aber auch recht abschreckend. Ähnliche Erfahrungen habe ich in der davon nicht weit entfernten Stadtteilbibliothek in der Senefelder Straße gemacht: Dort wirkte auch alles eher etwas gedämpft und wenn man was ausleihen wollte, wurde man am Schalter bald schon angekuckt, als würde man was entwenden wollen. (das dort im letzten Sommer entliehende Buch ist natürlich noch immer hier, alle paar Monate wird das mal in der Grünberger zur Verlängerung vorgelegt, aber irgendwann muss ich mich da auch wieder mal in die Tram hocken, ich fauler Hund...)


knoerer, Mittwoch, 13. April 2005, 16:03
Aber für Comics gibt's doch die Renate in der Tucholskystraße. Mit "Watchmen", wenn auch nicht zum Ausleihen, glaube ich mich zu erinnern.


thgroh, Mittwoch, 13. April 2005, 16:29
Wer ist denn nun wieder die Renate in der Tucholskystraße? Sagt mir gar nix, klingt aber erstmal verlockend. :)


thgroh, Mittwoch, 13. April 2005, 17:14
Google ist mein Freund.

http://www.renatecomics.de also, kannte ich noch gar nicht, ist natürlich offenbar sehr super und wird von mir in Bälde mal besucht! DANKE! :)


roland, Montag, 18. April 2005, 15:29
wow. kannte ich auch nicht. muss ich bald hin.



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