Thema: TV-Tipps
08. September 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
Arte zeigt demnächst zwei Filme des indischen Auteurs Satyajit Ray:
Die taz portraitierte den Regisseur im September 2003 anlässlich einer Retrospektive im Kino Arsenal (der dazugehörige Programmtext ist offenbar leider nicht mehr online, schade).
Der Postmeister (Indien 1961)Sendetermin: 13. September, 00.30 (Wiederholung: 16. September 16.05)
Der junge Postbeamte Nandalal hat die Großstadt Kalkutta verlassen, um eine Stelle in einem kleinen abgelegenen Dorf anzunehmen. Dort wird er von dem Waisenmädchen Ratan versorgt, die für ihn wäscht, putzt und kocht. Schnell ist Nandalal von der dörflichen Einöde gelangweilt und beschließt, Ratan das Lesen und Schreiben beizubringen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Freundschaft. Aber Nandalal zieht es zurück in die Großstadt.
In ruhigen Einstellungen und mit wenigen Dialogen erzählt "Der Postmeister" eindringlich vom Schicksal eines jungen Waisenmädchens, das in ihrer Aufopferung für ihren Herrn eine herbe Enttäuschung erfahren muss. Wie in den meisten Werken Satyajit Rays rückt auch hier der Widerstreit zwischen Tradition und Moderne, Land und Stadt, verschiedenen Lebensformen- und auffassungen in den Vordergrund.
Quelle
Das Musikzimmer (Indien 1958)Sendetermin: 14. September, 22.40 (Wiederholung: 17./27. September, je 15.15)
Indien in den 30er Jahren: Während sein bürgerlicher Nachbar Mahim den gesellschaftlichen Aufstieg feiert, muss der Adlige Huzur Biswambhar Roy den Niedergang seiner Familie und seines glanzvollen Lebens ertragen. Einsam und verarmt setzt er alles daran, ein letztes Mal die guten alten Zeiten wiederaufleben zu lassen.
Der Film entstand nach einer Kurzgeschichte des indischen Autors Tarashankar Banerjee und thematisiert den Niedergang der glanzvollen Herrschaft indischer Aristokratie im frühen 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der melancholischen Geschichte steht der Konflikt zwischen dem mit der Vergangenheit verhafteten Adel und dem aufstrebenden modernen Bürgertum. Zugleich ist "Das Musikzimmer" ein Dokument des Zusammenpralls zweier Kulturen - der altindischen und der europäischen. Die ausführlichen Musik- und Tanzeinlagen, die sich im Musikzimmer des indischen Adelsmannes abspielen, vermitteln einen tiefen Einblick in eine Epoche traditioneller indischer Kultur, die sich mit dem Untergang des Adelshauses Roy ihrem Ende zuneigt. Regisseur Satyajit Ray konnte für "Das Musikzimmer" die populärsten Sänger und Musiker der klassischen indischen Musikrichtung "Hindstani" gewinnen, was den Film zu einem Muss für Liebhaber dieses musikalischen Genres macht. Satyajit Ray wurde als Regisseur vor allem im Ausland geschätzt und in Indien aufgrund seiner "westlichen Tendenzen" kontrovers diskutiert. Zum Film kam er auf Umwegen. Nach einem Studium der Wirtschafts- und Geisteswissenschaften sowie der Bildenden Kunst arbeitete er als Layout-Künstler in einer britischen Werbeagentur. Dort hatte er 1955 nach der Illustration eines Buches die Idee zu seinem ersten Filmprojekt "Pather Panchali", das er selbst finanzierte. Das erfolgreiche Erstlingswerk war der Auftakt zu einer Trilogie, die Ray mit den Filmen "Aparajito" (1957) und "Apur Sansar" (1959) komplettierte. Ersterer fand weniger Anklang als "Pather Panchali" und Ray entschloss sich zur Herstellung eines kommerzielleren Films: "Das Musikzimmer". Mit seinen langen musikalischen Einlagen kommt dieser den Vorstellungen eines bengalischen Publikums entgegen und stellt einen frühen Vorreiter heutiger Bollywood-Produktionen dar, die sich ebenfalls durch fulminante Tanz- und Musiksequenzen auszeichnen. Allerdings verwandelte sich Rays Film in der Drehbuchphase von einer unterhaltsamen Story in eine ernste Geschichte, die sich, nachdem Ray in seinen ersten beiden Werken das Thema Armut bearbeitet hatte, dem anderen Ende der sozialen Schichten zuwandte. Der vielfach preisgekrönte Regisseur, der die indische Kinolandschaft mit knapp 40 eigenen Filmen bereicherte, starb 71-jährig im Jahre 1992.
Quelle
Die taz portraitierte den Regisseur im September 2003 anlässlich einer Retrospektive im Kino Arsenal (der dazugehörige Programmtext ist offenbar leider nicht mehr online, schade).
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