Thema: Filmtagebuch
27. September 05 | Autor: thgroh | 0 Kommentare | Kommentieren
26.09.2005, Heimkino
Smoothes, entspannendes Abenteuerkino, mit der Finesse eines Handwerkers in Szene gesetzt, der sein Fach mehr versteht, um nur versiert daherzukommen, aber zu unaufgeregt ist, um sich irgendwie aufzuplustern (eine Bodenständigkeit im besten Sinne, die ich an Don Siegel ungemein schätze, und von der sich Eastwood, für seine eigenen Filme, erfreulicherweise manches abgeschaut hat; es gibt, weiß Gott, schlechtere Lehrer als diesen). Wenig stört dabei so manche Ungereimtheit, die der Film immerhin nicht aus dem Auge verliert, sondern zumindest manche davon für das Aha-Erlebnis gegen Ende aufspart.
Eastwood zieht in üblicher Wildwest-Rauhbein-Manier durch's südliche Land, an seiner Seite Shirley MacLaine, die eine Nonne mit befreiungstheologischem Ansatz gibt, die also für die "gute Sache" des mexikanischen Befreiungskampfes ins Felde zieht. Screwball abseits der verführerischen Kalauerfallen, welche die Ausgangslage auslegt, im Spätwestern, der von Italien her bereits eingefärbt wurde; blutrot versteht sich, wie der Showdown auf einer französischen Garnission sich nochmals zu unterstreichen beeilt: Abgeschlagene Gliedmaßen, Macheten in Gesichtern allenthalben.
Natürlich geht es darum nicht. Man erkennt dies an der unvermittelten Art, wie am Ende vom blutigen Schlachtfeld, von den Versehrungen im Sekundentakt brutal - im Sinne von narrativ-topografischer Kontinuität, unsichtbarer Inszenierung, all diese Sachen - umschneidet auf das Stelldichein im Badezuber, wo dem Budenzauber um falsches Kreuz und Kutte ein für allemal und eruptiv ein Ende bereitet wird. Es geht, natürlich, wenn auch unter vorgehaltener Hand, um die Moral des klassischen Erzählkinos, dass Mann und Frau nämlich zusammenfinden mögen. Dem steht das Nonnendasein der weiblichen Hauptfigur von vorneherein im Wege, wie Eastwoods Figur knarzig und stetig anzumerken verpflichtet ist; immerhin stand sie ihm halbnackt gegenüber, als man sich, in prekärer Situation einer Nahezu-Vergewaltigung von drei angesoffenen Rabauken, die den Rest des Films unter der Erde verbringen werden, auf dem weiten Feld erstmals begegnet ist. Dies, wie überhaupt MacLaines resolute Art, steht Eastwood, steht dem Erzählkino im Wege und scheint auf ein Dilemma hinauszulaufen. Natürlich kriegt Eastwood dies am eigenen Leibe auch zu spüren: Von Indianer-Pfeil niedergestreckt, von ihr gerettet, von ihr, bei der Desinfektion der Wunde, halb zu Tode gequält, mit der Faust niedergestreckt und schließlich auch noch Schützenhilfe beim Schuß, auf den es anzukommen hat. Eine Spannung, die sich zum Ende schlagartig entlädt, eruptiv, wie gesagt, Türen werden aufgebrochen, Bekleidungsstücke gar nicht erst abgenommen.
Am Ende ist es eher die Zähmung seiner denn ihrer Figur, die den Film beschließt. Ganz ähnlich, wie es auch bei Hitchcock nie nur, wie voreilige Exegeten gerne intonieren, um die Abstrafung und Anheiratung der Frau geht, sondern ganz gegenteilige Tendenzen offensichtlich werden, wenn man der Filmgeschichte nur genau beim Werden zusieht. Sechs Jahre vor der Abstrafung des und offenen Kriegserklärung an das Visual Pleasure war die gegeißelte und als monolithisch verstandene Form des Narrative Cinema schon längst Spielball subvertierender Verfahren (schön etwa auch der gelegentliche Einsatz von Zoom oder leichten Andeutungen von Jump Cuts, die Ahnung des Schwellencharakters, der hier in der Luft liegt, weg vom klassischen, hin zum offen agierenden, späteren Film, der seine Inszenierung deutlich ausstellt).
imdb ~ don siegel-site von knoerer
Smoothes, entspannendes Abenteuerkino, mit der Finesse eines Handwerkers in Szene gesetzt, der sein Fach mehr versteht, um nur versiert daherzukommen, aber zu unaufgeregt ist, um sich irgendwie aufzuplustern (eine Bodenständigkeit im besten Sinne, die ich an Don Siegel ungemein schätze, und von der sich Eastwood, für seine eigenen Filme, erfreulicherweise manches abgeschaut hat; es gibt, weiß Gott, schlechtere Lehrer als diesen). Wenig stört dabei so manche Ungereimtheit, die der Film immerhin nicht aus dem Auge verliert, sondern zumindest manche davon für das Aha-Erlebnis gegen Ende aufspart.
Eastwood zieht in üblicher Wildwest-Rauhbein-Manier durch's südliche Land, an seiner Seite Shirley MacLaine, die eine Nonne mit befreiungstheologischem Ansatz gibt, die also für die "gute Sache" des mexikanischen Befreiungskampfes ins Felde zieht. Screwball abseits der verführerischen Kalauerfallen, welche die Ausgangslage auslegt, im Spätwestern, der von Italien her bereits eingefärbt wurde; blutrot versteht sich, wie der Showdown auf einer französischen Garnission sich nochmals zu unterstreichen beeilt: Abgeschlagene Gliedmaßen, Macheten in Gesichtern allenthalben.
Natürlich geht es darum nicht. Man erkennt dies an der unvermittelten Art, wie am Ende vom blutigen Schlachtfeld, von den Versehrungen im Sekundentakt brutal - im Sinne von narrativ-topografischer Kontinuität, unsichtbarer Inszenierung, all diese Sachen - umschneidet auf das Stelldichein im Badezuber, wo dem Budenzauber um falsches Kreuz und Kutte ein für allemal und eruptiv ein Ende bereitet wird. Es geht, natürlich, wenn auch unter vorgehaltener Hand, um die Moral des klassischen Erzählkinos, dass Mann und Frau nämlich zusammenfinden mögen. Dem steht das Nonnendasein der weiblichen Hauptfigur von vorneherein im Wege, wie Eastwoods Figur knarzig und stetig anzumerken verpflichtet ist; immerhin stand sie ihm halbnackt gegenüber, als man sich, in prekärer Situation einer Nahezu-Vergewaltigung von drei angesoffenen Rabauken, die den Rest des Films unter der Erde verbringen werden, auf dem weiten Feld erstmals begegnet ist. Dies, wie überhaupt MacLaines resolute Art, steht Eastwood, steht dem Erzählkino im Wege und scheint auf ein Dilemma hinauszulaufen. Natürlich kriegt Eastwood dies am eigenen Leibe auch zu spüren: Von Indianer-Pfeil niedergestreckt, von ihr gerettet, von ihr, bei der Desinfektion der Wunde, halb zu Tode gequält, mit der Faust niedergestreckt und schließlich auch noch Schützenhilfe beim Schuß, auf den es anzukommen hat. Eine Spannung, die sich zum Ende schlagartig entlädt, eruptiv, wie gesagt, Türen werden aufgebrochen, Bekleidungsstücke gar nicht erst abgenommen.
Am Ende ist es eher die Zähmung seiner denn ihrer Figur, die den Film beschließt. Ganz ähnlich, wie es auch bei Hitchcock nie nur, wie voreilige Exegeten gerne intonieren, um die Abstrafung und Anheiratung der Frau geht, sondern ganz gegenteilige Tendenzen offensichtlich werden, wenn man der Filmgeschichte nur genau beim Werden zusieht. Sechs Jahre vor der Abstrafung des und offenen Kriegserklärung an das Visual Pleasure war die gegeißelte und als monolithisch verstandene Form des Narrative Cinema schon längst Spielball subvertierender Verfahren (schön etwa auch der gelegentliche Einsatz von Zoom oder leichten Andeutungen von Jump Cuts, die Ahnung des Schwellencharakters, der hier in der Luft liegt, weg vom klassischen, hin zum offen agierenden, späteren Film, der seine Inszenierung deutlich ausstellt).
imdb ~ don siegel-site von knoerer
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