Thema: Filmtagebuch
16.01.2006, Heimkino
Kiki's Delivery Service entstand ein Jahr nach dem wundervollen My Neighbor Totoro und manches an ihm erinnert auch in der Tat an eben jenen Film. Das zuckrig-lockere Zerfallen der Spielhandlung beispielsweise, in kleinste Parzellen und Episoden, das den Zuschauer ganz ohne Spannungsbogen oder anderen Hintersinn in diese kleine Welt einführt, alle Figuren vorstellt und schließlich zum Ende hin dann doch noch ein klein wenig dramatischen Konflikt ermöglicht, um ein bisschen, aber nie überfordernd, mitfiebern zu lassen, dass doch alles sich noch zum Guten wenden möge (und, natürlich, tut es dies). Doch der Weg dahin ist lang und, im besten Sinne, müßig.
Der Film schildert die Abenteuer der kleinen Azubi-Hexe Kiki, die 13 geworden ist und deshalb, nach alter Sitte, in die weite Welte hinauszieht, um eine Stadt zu finden, in der sie ihre Fähigkeiten verfeinern und ihren Mitmenschen zu deren Besten andienen kann. Mit im Gepäck hat sie den kleinen, zierlichen Kater Jiji, der auf dem Besen für Abwechsung sorgt und auch sonst nicht mit Kommentaren geizt. Kikis Wahl fällt auf eine kleine, mediterrane Stadt am Meer, wo sie bei einer so herzensguten wie hochschwangeren Bäckerin unterkommt und einen Lieferservice einrichtet. Freilich läuft zu Beginn nicht alles glatt; erste Abenteuer werden, teils nur mit Jijiis an Selbstaufopferung grenzender Hilfe, bestanden. Bald findet sie Anschluss unter den Kindern in der Stadt, doch steht ihr auch hier ihre Andersartigkeit im Wege; in einer im nahen Wäldchen lebenden Malerin findet sie bald eine beste Freundin (und auch Jiji wird mit einer süßen Katze bedacht). Am Ende scheint es, dass ihre Kräfte sie verlassen haben, ausgerechnet in dem Moment, als es darum geht, den kleinen Jungen, der sich so sehr um Kiki bemüht, zu retten ...
Kiki's Delivery Service bietet keine runde, abgeschlossene Erzählung, sondern, ganz ähnlich wie der Totoro-Film, einen Ausschnitt aus einem Leben; und deshalb gibt es auch hier im Abspann Szenen und Bilder aus anderen Abenteuern der Figuren zu sehen, die nicht ursächlich mit dem Gezeigten in Verbindung stehen oder gar einem Sequel den Weg weisen. Der Film strukturiert seine Erzählung nicht als fertiges Paket, sondern scheint eher flüchtig dem Gezeigten beizuwohnen. Das erlaubt ihm, sich Zeit zu nehmen für allerlei Details und Nebengeschehnisse, die zum großen Ganzen nichts beitragen, doch ist das große Ganze eben auch nicht das Anliegen des Films.
Es geht um Charme, um müßiges Betrachten und die Freude am zufällig Gefundenen aus einer heilen Welt, die bei weitem nicht so klebrig-stickig ist, wie heile Welten das sonst so an sich haben. Man darf sich freuen an den tappsigen Kommentaren des kleinen Katers, den freundschaftlichen Bändern, die Kiki in alle Richtungen spannt; nicht einmal ihre schier grenzenlose Freundlichkeit nervt. Darin liegt vielleicht die Utopie dieses Films, wie überhaupt in Miyazakis Universum: Eine Welt zu schaffen, in der Niedertracht und Mißgunst auf eine Weise ausgeschlossen sind, die nichts mit Verdrängung oder Harmonie-Erdrückung zu tun hat. Eine kleine Ehrlichkeit strahlt durch diese Filme, die glücklich macht.
imdb ~ wikipedia
Kiki's Delivery Service entstand ein Jahr nach dem wundervollen My Neighbor Totoro und manches an ihm erinnert auch in der Tat an eben jenen Film. Das zuckrig-lockere Zerfallen der Spielhandlung beispielsweise, in kleinste Parzellen und Episoden, das den Zuschauer ganz ohne Spannungsbogen oder anderen Hintersinn in diese kleine Welt einführt, alle Figuren vorstellt und schließlich zum Ende hin dann doch noch ein klein wenig dramatischen Konflikt ermöglicht, um ein bisschen, aber nie überfordernd, mitfiebern zu lassen, dass doch alles sich noch zum Guten wenden möge (und, natürlich, tut es dies). Doch der Weg dahin ist lang und, im besten Sinne, müßig.
Der Film schildert die Abenteuer der kleinen Azubi-Hexe Kiki, die 13 geworden ist und deshalb, nach alter Sitte, in die weite Welte hinauszieht, um eine Stadt zu finden, in der sie ihre Fähigkeiten verfeinern und ihren Mitmenschen zu deren Besten andienen kann. Mit im Gepäck hat sie den kleinen, zierlichen Kater Jiji, der auf dem Besen für Abwechsung sorgt und auch sonst nicht mit Kommentaren geizt. Kikis Wahl fällt auf eine kleine, mediterrane Stadt am Meer, wo sie bei einer so herzensguten wie hochschwangeren Bäckerin unterkommt und einen Lieferservice einrichtet. Freilich läuft zu Beginn nicht alles glatt; erste Abenteuer werden, teils nur mit Jijiis an Selbstaufopferung grenzender Hilfe, bestanden. Bald findet sie Anschluss unter den Kindern in der Stadt, doch steht ihr auch hier ihre Andersartigkeit im Wege; in einer im nahen Wäldchen lebenden Malerin findet sie bald eine beste Freundin (und auch Jiji wird mit einer süßen Katze bedacht). Am Ende scheint es, dass ihre Kräfte sie verlassen haben, ausgerechnet in dem Moment, als es darum geht, den kleinen Jungen, der sich so sehr um Kiki bemüht, zu retten ...
Kiki's Delivery Service bietet keine runde, abgeschlossene Erzählung, sondern, ganz ähnlich wie der Totoro-Film, einen Ausschnitt aus einem Leben; und deshalb gibt es auch hier im Abspann Szenen und Bilder aus anderen Abenteuern der Figuren zu sehen, die nicht ursächlich mit dem Gezeigten in Verbindung stehen oder gar einem Sequel den Weg weisen. Der Film strukturiert seine Erzählung nicht als fertiges Paket, sondern scheint eher flüchtig dem Gezeigten beizuwohnen. Das erlaubt ihm, sich Zeit zu nehmen für allerlei Details und Nebengeschehnisse, die zum großen Ganzen nichts beitragen, doch ist das große Ganze eben auch nicht das Anliegen des Films.
Es geht um Charme, um müßiges Betrachten und die Freude am zufällig Gefundenen aus einer heilen Welt, die bei weitem nicht so klebrig-stickig ist, wie heile Welten das sonst so an sich haben. Man darf sich freuen an den tappsigen Kommentaren des kleinen Katers, den freundschaftlichen Bändern, die Kiki in alle Richtungen spannt; nicht einmal ihre schier grenzenlose Freundlichkeit nervt. Darin liegt vielleicht die Utopie dieses Films, wie überhaupt in Miyazakis Universum: Eine Welt zu schaffen, in der Niedertracht und Mißgunst auf eine Weise ausgeschlossen sind, die nichts mit Verdrängung oder Harmonie-Erdrückung zu tun hat. Eine kleine Ehrlichkeit strahlt durch diese Filme, die glücklich macht.
imdb ~ wikipedia
° ° °
kommentare dazu:
p77a,
Freitag, 1. Juni 2007, 15:39
ein bisschen Widerspruch muss sein
naja, also ganz so heil und zuckersüß sind die Welt und Kikis Erlebnisse aber auch wieder nicht! Details wie ihre Geldsorgen oder die anfänglichen Probleme, eine Unterkunft zu finden, bringen ein gutes Stück Realismus mit sich. Und dann sind da natürlich die ganzen Selbstzweifel, die mit der Suche nach einer eigenen Identität und dem auf-den-eigenen-Beinen-stehen einhergehen und dazu führen, dass Kiki vorübergehend ihre Zauberkräfte verliert.
Aber ansonsten trägt die Welt die Miyazaki hier schafft natürlich schon viele utopische Züge.
Aber ansonsten trägt die Welt die Miyazaki hier schafft natürlich schon viele utopische Züge.
...bereits 7216 x gelesen