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Als meine Schwester so ungefähr drei war, und ich also so ungefähr neun, da hatte sie eine Puppe eines kleinen, so zwischen traurig und vergnügt dreinschauenden Clowns. Man konnte sie aufziehen und dann spielte sie eine kleine, sehr glückliche Melodie und sie bewegte dazu Arme und Beine. Doch bald ließ die mechanische Energie offenbar nach, die Melodie wurde langsamer, kläglicher und die Gliedmaßen taten es dem nach; bis zum bitteren Stillstand. Es war ein seltsames Sterben, das ich damals voller Faszination betrachtete. Ich hatte, schon damals, das Gefühl, einem Wesen zuzusehen, dass sich selbst beim Lebendig-Werden ertappt und gleich darauf voller Trauer bemerken muss, dass es schon im Sterben liegt. Ich erinnere mich, oft Dutzende Male die Puppe aufs Neue aufgezogen zu haben, weil mich dieses Zeremoniell so anrührte. Vielleicht auch, weil ich mich vergewissern wollte, dass das nur eine Puppe, nichts weiter, war (was selten, ja nie gelang). Seither habe ich ein Faible für kleine, ja primitive, traurige Melodien; und für Geschichten von Robotern, die lebendig werden.

Jedenfalls, was in dem Lied Requiem for Dying Mothers, Part 2 von Stars of the Lid, das ich gerade gehört habe (und dass ich eigentlich fast immer nur um Mitternacht höre, weil ich ein Mensch bin, der die Einsamkeit von Mitternacht zu schätzen weiß) etwa ab 1:30 einsetzt, das ist von einer ganz gleichen Qualität. Über einen Teppich von ätherischen Klängen legt sich eine höhere Melodie, ungemein primitiv, aus gerademal vier Tönen zusammengesetzt, die fortan minutenlang um sich selbst kreisen. Und jedes Mal, wirklich jedes Mal, stellen sich mir dabei alle Härchen am Körper auf, und manchmal kommt es vor, dass mir die Tränen in die Augen schießen; ich denke an den kleinen Clown, wo er heute sein mag. Am Ende des Liedes hört man einen Hund schluchzen, so unendlich traurig wie das zuvor gehörte.

Der Tod, diese Schweinerei, muss aufhören.


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