26.04.2006, Kino Babylon-Berlin:Mitte

Fridolin fand sich allein, und diese plötzliche Verlassenheit überfiel ihn wie Frost. Er sah um sich. In diesem Augenblick schien sich niemand um ihn zu kümmern. Vielleicht war jetzt noch eine letzte Möglichkeit, sich ungestraft zu entfernen. Was ihn trotzdem in seine Ecke gebannt hielt, wo er sich nun ungesehen und unbeachtet fühlen durfte – die Scheu vor einem ruhmlosen und etwas lächerlichen Rückzug, das ungestillte, quälende Verlangen nach dem wundersamen Frauenleib, dessen Duft noch um ihn strich; oder die Erwägung, daß alles, was bisher geschehen, vielleicht eine Prüfung seines Muts bedeutet hätte und daß ihm die herrliche Frau als Preis zufallen würde – das wußte er selbst nicht. Jedenfalls aber war ihm klar, daß diese Spannung nicht länger zu ertragen war und daß er auf alle Gefahr hin diesem Zustand ein Ende machen mußte. Wozu immer er sich entschlösse, das Leben konnte es nicht kosten. Er befand sich vielleicht unter Narren, vielleicht unter Wüstlingen, gewiß nicht unter Buben oder Verbrechern. Und es kam ihm der Einfall, unter sie hinzutreten, sich selbst als Eindringling zu bekennen und sich ihnen in ritterlicher Weise zur Verfügung zu stellen. Nur in solcher Art, wie mit einem edeln Akkord, durfte diese Nacht abschließen, wenn sie mehr bedeuten sollte als ein schattenhaft wüstes Nacheinander von düsteren, trübseligen, skurrilen und lüsternen Abenteuern, deren doch keines zu Ende gelebt worden war. Und aufatmend machte er sich bereit.
(aus Arthur Schnitzler: Traumnovelle.)


Gewiss einer der schönsten, wundersamsten und bizarrsten Filme, die ich je gesehen habe. Ein unvergleichliches Kinoerlebnis.

imdb ~ bmovies.de



° ° °




kommentare dazu:



tschill, Dienstag, 2. Mai 2006, 01:16
Fürwahr. Der seltene Fall, daß ein Film sexy, geheimnisvoll und provokant ist. Fand ihn im besten Sinne radikal, sprich: die Grundfesten der Gesellschaft erschütternd, ohne daß es in ein papiernes Geraschel ausartet, wie man das so aus deutschen Landen kennt.
Welch eine Hoffnung in der sexuellen Revolution lag. Wahnsinn. Wie traurig wird einem zumute, wenn man bedenkt, daß damals schon der Kapitalismus die Pornofalle aufgestellt hatte. Aber wenigstens kann er sogar diese Traurigkeit sublimieren und bringt etwas wie *The wayward cloud* hervor.

Ach ja: Blumfeld waren schon immer scheiße.


thgroh, Dienstag, 2. Mai 2006, 14:39
Neenee, für die ersten beiden Langscheiben lege ich nach wie vor die Hand ins Feuer ;)


tschill, Dienstag, 2. Mai 2006, 18:22
BILD: Brandblasen durch Blumfeldplatten - Die Leidensgeschichte des T. G. aus B.!

Zu dumm, daß man mit zwei verkohlten Stümpfchen keine Antwort posten kann.


thgroh, Mittwoch, 3. Mai 2006, 16:56
Ich bin mir jetzt nicht wirklich sicher, ob Du mir damit nun was sagen willst, und falls ja, was.



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